Mönchengladbach Der Mann für Borussias Service

Mönchengladbach · Seit dieser Saison betreut Andreas Heringlehner die 94 Service-Kräfte in der Business-Lounge des Borussia-Parks. Von dem, was die Spieler auf dem Rasen zeigen, bekommt der 29-Jährige nur wenig mit. Er kümmert sich um die Gäste. "Der Job geht vor", sagt er.

Gladbach - Leverkusen: Einzelkritik
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Einen gemeinsamen Termin zu finden, ist nicht einfach. Wann es rund um Borussias Heimspiel gegen Bayer Leverkusen passen würde? "In der ersten Halbzeit", sagt Andreas Heringlehner, 29. Er ist an Bundesliga-Spieltagen der Leiter des Service-Personals in der Business-Lounge und der Sportsbar im Borussia-Park. Nachfrage. "Also, in der Halbzeit-Pause?" Die Antwort wiederholt sich. "Besser wäre es, während der ersten Halbzeit." Also gut.

Andreas Heringlehner ist ein Profi. Während er seinen Arbeitsplatz in der Business-Lounge, zwischen den Sitzbereichen Twente, Inter und Roter Stern vorstellt, schaut er kaum auf einen der Bildschirme, die die Fußballer, die wenige Meter weiter draußen tatsächlich gegeneinander spielen, zeigen. "Dazu habe ich keine Zeit", sagt er, und entschuldigt sich fast. "Auch wenn ich eine Sympathie für Borussia habe." Aber der Job geht vor.

94 Kellner, 1700 Gäste

Etwa 1700 Gäste sind bei jedem Heimspiel Borussias in der Business-, also der Geschäfts-Lounge der Haupttribüne. Heringlehner ist der Chef von 94 Mitarbeitern in grünen Schürzen mit dem Schriftzug eines norddeutschen Bierbrauers, die ab Stadionöffnung alle Hände voll zu tun haben: Hier ein Tablett mit vollen Gläsern zu den Gästen bringen, dort einen Stapel mit leeren Tellern zurück zur Theke schleppen. "Freundlichkeit und Aufmerksamkeit sind das A und O", sagt Heringlehner, hebt im Vorbeigehen einen Papier-Schnipsel vom Boden auf und begrüßt einen der mehreren hundert Stammgäste.

Die sollten auch seine Mitarbeiter kennen. "Wenn jemand eine Weißwein-Schorle bestellt, wissen wir, ob er lieber mehr Weißwein oder Wasser in seinem Getränk haben möchte", sagt Heringlehner. Seit dieser Saison ist er der erste Ansprechpartner Borussias bei Heimspielen. Die Agentur "Serve7", für die der Kaarster seit anderthalb Jahren arbeitet, organisiert die Service-Kräfte.

Nach seiner Ausbildung in der Küche des Neuwerker Krankenhauses arbeitete er zwei Jahre im Nettetaler Restaurant Haus Sonneck, bevor er sich an der Steigenberger Akademie in Bad Reichenhall zum Hotel-Betriebswirt ausbilden ließ. "Da habe ich gemerkt, dass die Organisation von Groß-Veranstaltungen mein Ding ist", sagt er. Man merkt es ihm an.

Doch auch wenn alles noch so glatt läuft, die Kellner kurz vor dem Schlusspfiff bereits mit Bechern voll Glühwein vor den Balkonen warten, die verschmutzten Tische in Rekord-Zeit abgewischt worden sind und alles so ordentlich aussieht, als hätte das Personal nach dem Trubel in der Pause Tage zum Aufräumen gebraucht — den Faktor Mensch kann selbst Heringlehner nicht beeinflussen. "Wie die Gäste gelaunt sind, entscheidet zum größten Teil das Spiel", sagt er.

Seine Service-Kräfte, die meisten Schüler und Studenten, sind selbst Borussen-Fans. "Aber schlecht gelaunt darf hier keiner rumrennen", sagt er. Denn bei Niederlagen, und die Pleite gegen Leverkusen war schon die sechste in den vergangenen vier Monaten im Borussia-Park, gilt es, noch freundlicher als ohnehin schon zu sein. "Schließlich möchten die Gäste einen schönen Tag im Borussia-Park haben." Und wenn das beim Zuschauen des Spiels nicht klappt, dann wenigstens an Heringlehners Arbeitsplatz.

(RP)
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