Mönchengladbach Der Lok endlich wieder Dampf machen

Mönchengladbach · Er klingt wie ein Moderator, der den Stargast seiner Sendung ankündigt. "Das hier steht hinter der Nummer 18", sagt Manfred Hirtz voller Stolz und zeigt auf eine riesige schwarze Dampflok, Baujahr 1942.

Das einst zischende Ungetüm gehört seit 1996 dem Verein Dampfbahn Rur-Wurm-Inde (DRWI). Dessen Mitglieder haben es im seit 2004 stillgelegten Betriebswerk der Deutschen Bahn an der Kranzstraße 18 über den Schienen aufgebockt.

"Die Lok ist ein kriegsbedingter Primitivbau. Sie sollte an die Ostfront fahren", erzählt Manfred Hirtz. Ob sie dort auch ankam, sei derzeit schwer nachzuvollziehen, ergänzt der 42-Jährige. Er ist seit knapp zwei Wochen Kassierer des Vereins und gehörte bereits 1991 zu den Gründungsmitgliedern. Im Januar 2007 bezog die DRWI ihr neues Heim an der Kranzstraße. Vorher hatte sie ihre Schienenfahrzeuge in Jülich, ab 2004 in Dieringhausen geparkt. Auch Manfred Hirtz ist noch nicht so lange in Mönchengladbach: Der Aachener hat vor etwa vier Wochen hier seinen Zweitwohnsitz angemeldet. "Aus beruflichen Gründen, aber auch wegen des Vereins", sagt der Elektrotechnik-Ingenieur.

An fast jedem Wochenende kommen er und etwa 20 weitere aktive der knapp 100 Vereinsmitglieder in das Betriebswerk. Ihr Ziel: Sie wollen die seit fast zwei Jahren stillgelegte Dampflok wieder zum schnaufen bringen. Im besten Fall wird sie im Januar aus der Werkstatthalle in Richtung Hauptbahnhof rollen. Um Geld in die Kasse zu bekommen, bietet der Verein Interessierten dann Fahrten quer durch Deutschland an.

Auch die neben der Lok abgestellten sechs Wagons aus der ehemaligen DDR bedürfen noch einiger Reperaturhandgriffe. Die wird Manfred Hirtz wohl nicht ausführen, denn "ich muss derzeit viel Schreibtischarbeit erledigen", sagt der neue Kassierer. Nachdem er sich in den vergangenen Wochen intensiv mit dem Kassenstand beschäftigt hat, ist sein Weihnachtswunsch klar: "Wir brauchen Kohle für die Lok", sagt er. Und zwar in Form von Scheinen und Briketts.

(RP)
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