Serie Mein Erstes Auto (5) Der Löwe markierte den Stammplatz

Mönchengladbach · Bürgermeister Ulrich Elsen (SPD) und seine Frau hatten bei ihrem ersten Auto eine klare Rollenverteilung: Er musste anschieben, sie fahren.

1974, als Ulrich und Claudia Elsen ihr erstes Auto kauften, waren Frauen in Deutschland noch per Gesetz zur "Führung des Haushaltes" verpflichtet. Die damals erwünschte klassische Rollenverteilung kam für das emanzipierte Studentenpaar Elsen jedoch nicht in die Tüte. Sie wäre auch gar nicht machbar gewesen. Denn: "Die Claudia musste mich in den ersten zwei Jahren überall hinfahren, ich hatte nämlich noch keinen Führerschein", erzählt Ulrich Elsen, pensionierter Lehrer und Ratsherr der SPD.

Auf der Beifahrerseite des himmel blauen VW-Käfers, den die Elsens von einem belgischen Soldaten aus ihrer Aachener Nachbarschaft für 800 DM gekauft hatten, klebte ein Löwen-Aufkleber. "Damit jeder gleich sehen konnte, dass das mein Platz war", scherzt Ulrich Elsen, der damals tatsächlich eine beachtliche krause Mähne auf dem Kopf trug. Das war allerdings nicht das einzige Abziehbildchen auf dem Gefährt: Die Motorhaube zierte ein Elefant, hinten war eine Banderole mit Obstmotiven aufgeklebt.

Trotz der Beifahrerrolle kam Ulrich Elsen eine enorm wichtige Aufgabe beim Autofahren zuteil: das Anschieben. Denn der 6-Volt-Motor des Käfers sprang bei feuchtem Wetter nicht an. "Gut, dass wir damals in Aachen an einem Hang wohnten. Claudia setzte sich ins Auto, ich schob an und musste dann einen Sprint einlegen, um das Auto wieder einzuholen und rein zu springen", berichtet Elsen lachend.

Trotz dieser kleinen Macke war der geliebte Käfer jahrelang ein treuer Begleiter für das Paar, das 1976 heiratete. Für die Camping-Urlaube in Frankreich nahmen die Elsens die Rückbank heraus und schafften es so, jede Menge Gepäck, ein Zelt und sogar ein paar Weinkisten mitzunehmen, aus denen ruckzuck ein Campingtisch aufgebaut war. "Das Auto war ein wahres Raumwunder", sagt Ulrich Elsen.

Bei einer Fahrt gen Süden hatten die Elsens jedoch plötzlich das Gefühl, in einer Sauna zu sitzen. Der Grund: Die Klappen, die die Heizschläuche aus dem Motorraum eigentlich verschließen sollten, waren kaputt. "Der französische Kfz-Meister riss die Schläuche daraufhin einfach raus. Jetzt hatten wir das Problem zwar gelöst, aber auch keine Heizung mehr im Winter", so Ulrich Elsen.

Kurze Zeit später musste Elsen den Wagen schweren Herzens verkaufen. Und bekam immerhin noch 150 DM dafür. Später hatte das Paar dann sogar zwei Autos, darunter einen Audi 60 - "eine Badewanne mit Dach", wie Elsen sagt. Lange blieb der jedoch nicht heil. "Ich habe es doch tatsächlich geschafft, mit dem einen Auto eine Beule in das andere zu fahren", erinnert sich Elsen.

(RP)
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