Mönchengladbach Der Digitalisierer der Mittagspause

Mönchengladbach · Ein Start-up aus dem Nordpark hat eine App entwickelt, mit der kleine und mittelständische Unternehmen nahegelegene Restaurants zur Firmenkantine umfunktionieren können. Am Freitag erscheint sie.

Mönchengladbach: Der Digitalisierer der Mittagspause
Foto: Shutterstock/rawpixel.com

Da kommt eine kleine Gruppe hungriger Menschen ins Restaurant, bestellt nicht - und kriegt trotzdem postwendend Essen auf den Tisch gestellt. Sie essen, unterhalten sich dabei - und sind genauso schnell wieder weg, wie sie gekommen waren. Und das auch noch, ohne zu bezahlen!? Diesen Eindruck hatten in den vergangenen Wochen bereits mehrfach verwunderte Besucher des Palace St. George, die dort zu Mittag aßen. Doch natürlich bestellen und bezahlen auch jene nur scheinbar nicht-bestellenden, nicht-bezahlenden Gäste. Man sieht es nur nicht - weil sie eine neue App nutzen, die einige von ihnen sogar noch selbst entwickelt haben.

 Kevin Bolleßen ist Geschäftsführer von Gourmy.

Kevin Bolleßen ist Geschäftsführer von Gourmy.

Foto: Gourmy (2), Shutterstock

"Gourmy" nennen sich das Programm, das ab Freitag, 1. September, aus den bekannten App-Stores heruntergeladen werden kann, und ebenso die dahinterstehende, frisch gegründete Firma. Sie ist ein Spross der Digitalagentur Next Levels mit Sitz im Denkmalbereich des Nordparks. Kevin Bolleßen (29, Vertrieb und Marketing bei Next Levels) fungiert als Geschäftsführer von Gourmy, die Next-Levels-Geschäftsführer Paul Kalisch (27) und Slawa Ditzel (26) sind Gesellschafter ebenso wie Wolfgang Eickes (ein paar Jahre älter), der Geschäftsführer von besagtem Palace St. George. "Wir wollen die klassische Mittagspause wiederbeleben", nennt Bolleßen die Motivation, die App zu entwickeln. "Der Gedanke ist, kleinen und mittelständischen Unternehmen zu ermöglichen, nahegelegene Restaurants zur Firmenkantine umzufunktionieren."

Mönchengladbach: Der Digitalisierer der Mittagspause
Foto: Sebastian Alberts f-zwo-acht.de

Und das geht so: Gastronomen stellen ihre Tagesgerichte (oder auch mehr) bei Gourmy ein, die Mitarbeiter teilnehmender Firmen können sich vorab für ein Gericht entscheiden. Das bekommen sie von Ihrem Unternehmen subventioniert, mit maximal 6,27 Euro täglich, steuerfrei - das Steuerrecht macht es möglich. "Next Levels etwa macht das zwölfmal pro Mitarbeiter und Monat", sagt Kalisch. Über die App kann man sich auch gemeinsam zum Mittagessen verabreden - das sei kommunikativer und sozialer, als sich von einem Bringdienst etwas liefern zu lassen, außerdem zumeist gesünder, leistungssteigernd und motivierend sagt Bolleßen. Vor Ort entfallen dann die besagten zeitaufreibenden Prozesse Bestellen und Bezahlen. Es wird lediglich ein QR-Code gescannt - und fertig. Der Vorteil für teilnehmende Gastronomen liege darin, dass sie Verlässlichkeit und Planbarkeit erhalten, gerade auch beim Einkauf, und gerade in dem oft schwierigen Bereich des Mittagstisches. Denn bezahlt ist bezahlt - bis eine halbe Stunde vor vereinbartem Mittagessen-Termin kann noch storniert werden, danach nicht mehr. Zudem buchen Firmen ja eine fixe Anzahl an Essen im Monat. "Richtig Gewinn gemacht wird natürlich erst dann, wenn man die Kunden über diesen Umweg dazu motiviert, dann auch in der Freizeit abends mal dort essen zu gehen", sagt Bolleßen.

Für Gastronomen sei die Teilnahme kostenfrei. "Wir als Gourmy analysieren dann das Umfeld und sprechen Firmen an, die das interessieren könnte", sagt der 29-Jährige. Die wiederum könnten mit dem subventionierten Lunch durch geringen finanziellen Einsatz einen deutlich höheren Nettoeffekt erzielen - und ihren Mitarbeitern einen zusätzlichen Anreiz geben. "Als wir ganz klein hier anfingen, fragten wir uns: Was können wir tun, wenn wir nicht nur über das Gehalt kommen können?", sagt Kalisch etwa. Das, was jetzt unter dem Namen "Gourmy" als App erscheint, wurde also bereits ein Jahr "offline" erprobt.

Bis zu 200.000 Euro haben Entwicklung und Aufbau der App und des dahinterliegenden Systems gekostet. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband sei als Multiplikator mit im Boot, die WFMG habe unterstützt, sagt Bolleßen. Selber Geld verdient das Unternehmen irgendwann einmal über einen Anteil am zusätzlich generierten Umsatz. In einem bereits geplanten Update sollen noch eine Trinkgeld- und eine Chat-Funktion dazukommen. Doch jetzt wird die App erst einmal vorgestellt: bei einer "Release-Party" am 1. September im Nordpark.

(tler)
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