Mönchengladbach Der Clown, der seinen Maschinen Leben einhaucht

Mönchengladbach · Paolo Carillon verwandelt die Manege im Circus Roncalli in ein poetisches Mikrokosmos.

 Carillon hat seinen Roboterhund selbst gebaut.

Carillon hat seinen Roboterhund selbst gebaut.

Foto: Markus Strobl

Paolo Casanova ist ein Romantiker, dessen Welt die Manege ist. Seine Frau sagt über den Italiener: "Du kommst aus einer anderen Zeit". Unter dem Künstlernamen Carillon verkörpert er einen Clown, der das Publikum durch eine Mischung aus Poesie und Technik fasziniert und rührt. Wenn er seine Brust öffnet und sein Herz verschenkt, erregt er Gefühle pur. Der Clown ist eigentlich ein Steampunk. Er bringt das Viktorianische Zeitalter in die Manege. Was heute so perfekt wirkt, hat einmal ganz klein angefangen.

"Ich komme nicht aus einer Zirkusfamilie. Clowns haben mich schon immer fasziniert und so habe ich eigene Nummern entwickelt und sie mit Freunden aufgeführt", erzählt er. Seine Mutter brachte ihn zum Zirkus, um ihm zu zeigen, dass es dort ganz schön hart zugeht. Doch das Gegenteil geschah. "Mich hat diese Welt total fasziniert", erinnert sich Paolo Casanova. Seine Liebe zum Detail machte ihn zum Industriedesigner eines Autobauers. Nebenbei arbeitete er als Clown auf der Straße, bei Geburtstagen oder für Kinder und kombinierte seine Leidenschaft mit seiner Begeisterung für Breakdance und Akrobatik. Schließlich machte er sein Hobby zum Beruf und begann, an einem Theater zu arbeiten. Seine Inspiration waren die Filme von Federico Fellini und Tim Burton. Auf einem Clownfestival lernte er Bernhard Paul kennen, der ihn sofort engagierte. Nun ist der Italiener im zweiten Jahr beim Circus Roncalli.

 Technische Details dominieren die Figur des Carillon. So gibt es unter anderem einen Zylinder, aus dem Seifenblasen aufsteigen und der die Uhrzeit anzeigt.

Technische Details dominieren die Figur des Carillon. So gibt es unter anderem einen Zylinder, aus dem Seifenblasen aufsteigen und der die Uhrzeit anzeigt.

Foto: Markus Strobl/Roncalli

In seinem Haus in einem kleinen Ort zwischen Turin und Mailand lebt Carillon in seiner eigenen Welt. "Ich habe einen alten Weinkeller. Darin verbirgt sich eine Werkstatt, in der ich an meinen Geräten arbeite. Außerdem habe ich eine große Sammlung Grammophone", erzählt er und gerät ins Schwärmen. Immer wieder verbringt er Stunden in Spielwarenläden und sucht nach neuen Gegenständen, die er in seine Geräte einbauen kann. "Ich werde da zum Kind", sagt er. Die besten Ideen, wie er Carillon weiterentwickeln kann, bekommt Paolo Casanova nachts. "Dann wache ich auf und muss ganz schnell etwas in mein Skizzenbuch schreiben oder zeichnen", erzählt er.

In seiner Aufführung verschenkt er sein Herz, zaubert mit Seifenblasen und kümmert sich um einen Hund, der eigentlich eine Maschine ist. Die Geschichte rührt zu Tränen und ist einfach liebevoll erzählt. Unterstützt wird er von seiner Frau. "Sie wohnt mit den Kindern in Italien und schneidert meine Kostüme. Alle zwei Wochen besucht sie mich", erzählt Carillon. Sprechen kann seine Figur nicht. Musik, Bewegungen, Gesten und das Augenspiel sind die Wege der Kommunikation. Und die Botschaft ist klar: Man braucht keine tausend Worte.

(RP)
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