Mönchengladbach Der Charme der 40 Lüster

Mönchengladbach · Mit Hochdruck arbeiten Unternehmen am Umbau des ehemaligen Bundeswehr-Depots in ein Theater. Schon bald wird es eröffnet. Ein besonderer Blickfang: Ein großzügiges Theaterfoyer und ein überdimensionaler Kronleuchter.

In der Halle kreischen Sägen, rattern Bohrhammer, Monteure fahren mit dem Hubboden fünf Meter hoch, um unter der Decke Scheinwerfer anzubringen. Der Umbau der vormals von der Bundeswehr als Proviant-Depot genutzten Halle im Nordpark in eine Ersatzbühne ist in vollem Gang. Schon draußen sind Spuren des Umbaus zu sehen. Eine Feuerleiter verbindet neuerdings ein Fenster des Obergeschosses mit dem Parterre-Aufgang. "Brandvorschrift", ruft auf Befragen ein vorbeieilender Arbeiter lakonisch dem Fragesteller zu. Die vorhandenen seitlichen Außentreppen wird das Publikum, das ab 6. September das "TiN", das Theater im Nordpark, besuchen wird, nicht benutzen. "Wir haben einen neuen Doppelaufgang in Aluminum geschaffen", weist Michael Magyar auf das glänzende Gerüst, das den Vorplatz mit der Eingangsrampe verbindet. Für Rollstuhlfahrer gibt es eine eigene Rampe, und auch drinnen, beim Zugang zum Kleinen Saal, ist ein solcher befahrbarer Stahlboden bereits installiert.

Der erste Eindruck, kaum dass wir den Eingang durchschritten haben: "Das ist ja riesig!" Das Entrée mit dem künftigen Theaterfoyer ist in der Tat großzügig bemessen, obwohl der Besucher die ursprünglichen Dimensionen der Lagerhalle gar nicht mehr ausmachen kann. Denn rechter Hand verbergen deckenhohe Wände den Blick auf die Probebühne. Um so nachdrücklicher fällt der große Kronleuchter in etwa 25 Metern Entfernung ins Auge. "Ja, damit wollen wir Theater-Atmosphäre schaffen", erläutert der städtische Fachbereichsleiter Theater. Magyar setzt gleich hinzu: "Bei einem Lüster wird es nicht bleiben, wir werden außerdem 40 kleinere pittoreske Lichtquellen aufhängen." Das Publikum soll sich wohlfühlen. Dazu dienen auch die noch nicht verlegten Roten Teppiche, die den Theaterbesucher zielstrebig zu den beiden Bühnenzugängen geleiten werden.

Schon fast fertig eingerichtet ist der Kleine Saal, der Platz für 280 Zuschauer bietet. Die ansteigend montierten Podeste stammen aus dem "TaZ", dem Theater auf Zeit in Krefeld. "Dort werden sie nicht mehr gebraucht, weil die Sanierung des Krefelder Stadttheaters nun nahezu abgeschlossen ist und der Betrieb von der Ersatzspielstätte zurück ins Stammhaus wandert", informiert der stellvertretende Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen. Magyar sieht kein Problem, dass die Stühle, die ebenfalls aus Krefeld kommen werden, noch nicht aufgestellt sind. "Wir liegen im Zeitplan", betont er.

Die meisten Arbeitskräfte auf der TiN-Baustelle, die von der Krefelder Gesellschaft SWK-kompakt und dem Mönchengladbacher Fachbereich Baubetrieb federführend betreut werden, sind derzeit mit der technischen Einrichtung des Großen Saals beschäftigt. Noch lehnen die Feuerlöscher unbefestigt an den langen, Yves-Klein-blauen Wänden. Aber die Beleuchtungs-Traversen sind bereits fest im Boden verankert oder hängen an langen, starken Ketten vom Schnürboden herab. Der Große Saal wird 580 Besuchern Platz bieten, und hier werden entsprechend mehr Podeste benötigt als im Kleinen Saal.

"Das Orchester wird vor der leicht erhöhten Bühne quasi auf dem Level Null sitzen, die vorderste Zuschauerreihe ruht im Vergleich dazu bereits auf einer Sockelhöhe von 20 Zentimetern. Und so geht es im 20-Zentimeter-Abstand von Reihe zu Reihe weiter", sagt Magyar. Die letzte Zuschauerreihe muss die Höhe von drei Metern erreichen, so hoch ist nämlich der doppelte Saalzugang angesiedelt.

In anderen Bereichen der zweistöckigen Halle sind die Arbeiten schon weiter gediehen. "Der Umzug ist in vollem Gange", informiert Michael Magyar und öffnet oben eine Tür, die das bereits fertig eingerichtete Büro der Ballettdirektion zeigt. Auch die Garderoben und Maskenräume wären bereits nutzbar, die Spiegel, Waschbecken, Kommoden, Spinde sind aus dem Rheydter Theaterhaus umgezogen und vor Ort montiert.

"Der Umzug war schon bisher ein unglaublicher Kraftakt", bilanziert Michael Magyar. Allein 4000 Umzugskartons seien gekauft, bepackt und in mehr als 150 Transportfahrten in den Nordpark gebracht worden. Der schwerste Konzertflügel wiegt 680 Kilogramm – wie gut dass es einen großzügig bemessenen Lastenaufzug gibt. "Das Team ist hochmotiviert", bestätigt Jörg Wiegand. Der Abteilungsleiter Beleuchtung ist optimistisch, dass die Arbeiten planmäßig zum Probenstart der künstlerischen Ensembles am 17. August geschafft sind.

Der Vize-Geschäftsführer nickt, macht eine Pause und fährt fort: "Nun hoffen wir nur, dass das Publikum mitzieht und das neue Theater annimmt." Das ist und bleibt einstweilen noch die Sorge von Theater-Fachbereichsleiter Michael Magyar.

(RP)
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