Mönchengladbach Der Alufant - ein verkappter Werbeträger

Mönchengladbach · Ältere Rheydter kennen sie noch, die Geschichte der Aluminium-Skulptur "Figuration" des Düsseldorfer Künstlers Gerhard Wind. Als die NLK das Werk 1973 der Stadt Rheydt stiftete, war das auch Reklame für den Energieversorger.

So hätte der Alufant auf dem Rasen vor dem Stadtbad Rheydt optisch gewirkt. Rechts Kunstsammler Jürgen Essers mit Modellen der Außenskuptur von Gerhard Wind in verschiedenen Formaten. Im Frühjahr 2015 soll das Original seinen endgültigen Standort auf der Wiese neben dem Rheydter Markt erhalten.

So hätte der Alufant auf dem Rasen vor dem Stadtbad Rheydt optisch gewirkt. Rechts Kunstsammler Jürgen Essers mit Modellen der Außenskuptur von Gerhard Wind in verschiedenen Formaten. Im Frühjahr 2015 soll das Original seinen endgültigen Standort auf der Wiese neben dem Rheydter Markt erhalten.

Foto: Mayska/Detlef Ilgner

Der entfernte Eindruck eines Elefanten hatte bereits kurz nach ihrer Aufstellung der fünf Meter hohen, 8,50 Meter langen und fünf Meter breiten "Figuration" Ende August 1973 den Spitznamen "Alufant" eingetragen. Die Rede ist von einer Arbeit des Düsseldorfer Bildhauers Gerhard Wind (1928-1992).

Die Skulptur, die derzeit noch im städtischen Bauhof am Fleenerweg eingelagert ist und im Frühjahr 2015 wieder in der Nähe ihres angestammten Platzes am Rheydter Marktplatz aufgestellt werden soll, war übrigens eine Auftragsarbeit, wie der Rheydter Kunstsammler Jürgen Essers und die Odenkirchener Glaskünstlerin Marianne Hilgers berichten. "Wir hatten im Februar 1972 eine Ausstellung mit Arbeiten von Gerhard Wind in unserer Galerie Strunk-Hilgers", erzählt Marianne Hilgers (83)

Zur Eröffnung erschienen damals der Rheydter Oberbürgermeister Fritz Rahmen und Oberstadtdirektor Helmut Freuen. In einem Gespräch mit dem Künstler und dem Galeristenpaar Strunk-Hilgers wurde die Idee einer Großskulptur für den Marktplatz besprochen. Um einen Finanzier zu finden, wurde Gerhard Wind gebeten, ein Modell im Maßstab 1:10 in Aluminium herzustellen. OB Rahmen, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der NLK war, und Helmut Freuen als Mitglied des Vorstandes erlangten dann die Zusage der NLK-Chefs, die Großskulptur zu stiften. Alsdann erhielt der Künstler den Auftrag.

Was nur wenige wissen: Die Form des Alufanten zeigt - in stilisierter Weise - die Lettern "N L K", sodass letztlich immer erkennbar war, wer mit der "Figuration" werben wollte und sich so als Sponsor zu erkennen gab. Eben der damalige Energieversorger für die noch selbstständige Stadt Rheydt, die Niederrheinische Licht- und Kraftwerke AG (NLK).

Der Rheydter Kunstsammler Jürgen Essers gehört zur Gruppe der Initiatoren, die sich um die Neuaufstellung der im Zuge der Neugestaltung des Marktplatzes abgebauten Skulptur bemüht haben. Essers, der bereits eine größere Ausstellung mit seiner Sammlung "Ei + Werk" im Museum Schloss Rheydt organisiert hatte, hätte zwar einen anderen als den jetzt beschlossenen Standort Marktplatz befürwortet

"Vor zwei Jahren haben wir 5000 Postkarten unter der Bevölkerung verteilt, um für den neuen Standort Hugo-Junkers-Park zu werben", sagt Essers. 350 ausgefüllte Postkarten mit Votum für den Hugo-Junkers-Park gelangten zum Initiator zurück. "Der zuständige Dezernent meinte allerdings, dass der Alufant in unmittelbarer Nähe des Pahlkebades den Blick darauf behindert", berichtet Jürgen Essers.

Inzwischen kann der Sammler Essers mit der Vorstellung leben, dass der Alufant im Frühjahr auf dem Rheydter Marktplatz aufgestellt wird. Auch die damalige Vermittlerin, die Künstlerin und ehemalige Galeristin Marianne Strunk-Hilgers, die 1972 mit ihrem Mann Wilhelm Josef Strunk die Ausstellung Gerhard Wind an der Straßburger Allee präsentierte, begrüßt die Entscheidung.

"Auf der Grünfläche wird der Alufant sogar noch besser zur Geltung kommen als auf dem kalten Steinboden", meint die 83-Jährige. In seinem Künstlerbuch "Gerhard Wind Wandbilder II", das 1979 erschienen war, äußerte sich der Künstler allerdings anders zu seinem Wunschstandort: "Die Skulptur ist mit Absicht nicht auf einen Sockel oder auf eine Rasenfläche gestellt. Sie steht unmittelbar auf dem Platz, denn sie will nicht distanzieren, sondern kommunikativ wirken", schrieb der Künstler.

Zu Lebzeiten von Gerhard Wind wurden fünf Exemplare des Modells hergestellt. Das brachte jetzt Jürgen Essers auf die Idee, weitere Modelle in Auftrag zu geben. Dazu bedurfte es der Zustimmung der Witwe Barbara Wind (82). "Ich habe Modelle in verschiedenen Größen anfertigen lassen, natürlich in Alu", so Essers, "in den Formaten, 8, 16 und 32 Zentimeter sowie einige Exemplare von 80 Zentimetern Höhe." Modelle gibt es bis Ende November bei Matzen am Harmonieplatz oder ab Dezember bei Tellmann zu erwerben.

Kontakt Jürgen Essers: eggman-je@gmx.de

(RP)
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