Mönchengladbach Den Tinnitus ausgeschaltet

Mönchengladbach · Als einer von nur 25 Probanden nahm der Mönchengladbacher Ludger Kommescher (45) an einer Studie des Technologiezentrums Jülich teil. Dabei wurde eine Therapie entwickelt, die sein quälendes Pfeifen im Ohr heilte.

Seit drei Monaten hat der sportliche, tiefgebräunte Mann keine Beschwerden mehr. "Ich bin der einzige Teilnehmer der Studie des Technologiezentrums, bei dem der Tinnitus restlos verschwunden ist, dafür bin ich Professor Peter Tass und seinem Team und vor allem meiner zukünftigen Frau Angela sehr dankbar, die in der schlimmen Zeit der Erkrankung zu mir gehalten hat", sagt ein strahlender Ludger Kommescher. Der leidenschaftliche Radrennfahrer wurde vergangene Woche in der ARD-Sendung "Die große Show der Naturwunder" einem Millionenpublikum vorgestellt. In der Halle in Karlsruhe erzählte der 45-Jährige den Moderatoren Frank Elstner und Ranga Yogeshwar von seinem Krankheitsfall, "der mich zeitweilig richtig depressiv gemacht hatte", erinnert sich Kommescher.

Heftige Auswirkungen im Alltag

Der Tinnitus hatte in den letzten fünf Jahren das Leben des Unternehmers durcheinandergebracht. "Nach außen habe ich versucht, mir nichts anmerken zu lassen, aber mit Gleichgewichtsstörungen konnte ich zum Beispiel nicht mehr Radwettkämpfe in meinem Verein Bayer Köln-Worringen bestreiten", nennt Kommescher ein Beispiel für Beeinträchtigungen. In seiner Jugend war er für den heimischen Verein "Möwe Lürrip" geradelt.

Begonnen hatten die Probleme, deren Ursache Kommescher nicht kennt, mit andauerndem Pfeifen und Rauschen im linken Ohr. "Das habe ich anfangs nicht ernst genommen, bin zu spät zum HNO-Arzt gegangen, weil ich hoffte, es hört von allein wieder auf", erinnert sich der gebürtige Oberhausener. Diese Hoffnung trog.

Untersuchungen ergaben, dass Kommescher links einen extrem hohen Pfeifton von 7200 Hertz wahrnimmt. Ein HNO-Arzt in Jülich informierte ihn über ein Projekt des örtlichen Technologiezentrums, das als Forschungsstätte einen weltweiten Ruf genießt. "Tausende betroffene Patienten hatten sich dafür beworben, ich wurde einer von 25 Probanden", berichtet der Ex-Patient. Prof. Tass stellte fest, dass Kommeschers Gehör in einem bestimmten Frequenzbereich nicht mehr richtig arbeitete. Die dafür zuständigen Nervenzellen im Gehirn antworteten auf die fehlenden Signale, indem sie quasi im gleichen Takt unentwegt "feuerten". So entstand der störende Dauerton.

Und was hat ihm geholfen? Kommescher: "Ich bekam bei meinen Besuchen im Forschungszentrum eine Maske, die per Elektroden meine Gehirnströme maß. Dann erhielt ich eine Art MP3-Player, den ich täglich sechs Stunden trug." Dieser Neuro-Stimulator sendete ein Bündel Töne, zwei lagen oberhalb der krankhaften Frequenz von 7000 Hertz, zwei darunter, der Mittelton genau auf der Störfrequenz des erkrankten Ohres. Die Ärzte wollten so die Aktivität der kranken Gehirnzellen aus dem Takt bringen. "Das ist vollauf gelungen", freut sich Kommescher, "nach neun Monaten war ich beschwerdefrei". Das empfindet Ludger Kommescher ganz persönlich – unabhängig von der Fernsehshow – "als mein ganz persönliches Naturwunder".

(RP)
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