Mönchengladbach Dealer aus Guinea — Drahtzieher gefasst

Mönchengladbach · Eine Mönchengladbacher Wohnung war Bunkerplatz für Marihuana, das Schwarzafrikaner in vielen deutschen Städten verkauften. Das fand die Kölner Polizei heraus. Nicht nur am Platz der Republik handeln Dealer aus Guinea offen mit Drogen.

Genauso wie am Platz der Republik in Mönchengladbach wurde auch in Köln rund um den Dom mit Marihuana gedealt. In beiden Fällen ist der Handel fest in der Hand von Männern aus Guinea.

Genauso wie am Platz der Republik in Mönchengladbach wurde auch in Köln rund um den Dom mit Marihuana gedealt. In beiden Fällen ist der Handel fest in der Hand von Männern aus Guinea.

Foto: Nietfeld/Knappe

Wer auf dem Platz der Republik unterwegs ist, muss nicht lange warten, bis er von einem Schwarzafrikaner angesprochen wird. Seit mehreren Monaten dealen dort Asylsuchende aus Guinea ganz offen mit Marihuana. Wenn nicht gerade die Polizei kontrolliert, springen gleich mehrere Dealer aus allen Ecken. Über 100 Strafverfahren hat die Mönchengladbacher Polizei schon wegen illegalen Drohenhandels eingeleitet, acht Männer sitzen in Haft. Die Ermittlungskommission "Republik" hat alle Hände voll zu tun. Denn die Dealer tauchen immer wieder auf.

Doch das Phänomen der vielköpfigen Dealer-Bande aus Guinea ist nicht nur in Gladbach ein Problem. Auch in Köln ermittelt die Polizei gegen schwarzafrikanische Marihuana-Händler. "2013 tauchten sie zum ersten Mal auf, in der zweiten Sommerhälfte 2014 wurde es dann ganz heftig", sagt Arnd Rüenaufer, Leitender Kriminalinspektor Köln und zuständig für organisierte Kriminalität. Auch in der Domstadt wurde eine Ermittlungsgruppe eingesetzt. Und die kann jetzt sehr gute Erfolge verkünden: Seit dem Sommer stellten die Fahnder einen knappen Zentner Marihuana sicher. "Das sind 50 000 Konsumeinheiten mit einem Straßenwert von einer knappen halben Million Euro", sagt Rüenaufer.

Als unser Fotograf am Platz der Republik auftaucht, erscheinen gleich mehrere Schwarzafrikaner aus verschiedenen Ecken, die natürlich nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben müssen. Auf die Kamera reagieren sie aggressiv.

Als unser Fotograf am Platz der Republik auftaucht, erscheinen gleich mehrere Schwarzafrikaner aus verschiedenen Ecken, die natürlich nichts mit dem Drogenhandel zu tun haben müssen. Auf die Kamera reagieren sie aggressiv.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Außerdem konnte die Kölner Polizei nachvollziehen, wie und auf welchen Wegen das Marihuana in die Domstadt kam. Nach ihren Erkenntnissen bezogen die Hintermänner der Drogendealer den Stoff aus den Niederlanden. Kuriere brachten den Stoff in Mengen bis zu 20 Kilogramm - je nach Bestellung - nach Deutschland. "Das Marihuana wurde dann in einer Mönchengladbacher Wohnung gebunkert. Die Dealer holten es von dort für ihre Städte ab", sagt Rüenaufer. Die Kölner Ermittler sind sich sicher, dass das Marihuana nicht nur für den Kölner Markt bestimmt war, sondern für die Städte Mönchengladbach, Düsseldorf, Bochum, Neuss, Münster und Berlin.

Seit März wurden in Köln zwölf mutmaßliche Hintermänner und 13 so genannte Power-Dealer, also Täter, die einen besonders schwunghaften Handel betrieben, festgenommen worden. Die, wie Rüenaufer es nennt, "Ameisenhändler" ließen die verdeckt ermittelnden Fahnder erst einmal scheinbar unbehelligt gewähren. Nach mehrfachen illegalem Handel erfolgte der Zugriff, dann, wenn die Polizei sich sicher war, dass die Tatverdächtigen auch in Untersuchungshaft wandern und nicht - nach erkennungsdienstlichen Maßnahmen - wieder auf freiem Fuß gelassen werden müssen.

Nach dem gleichen Muster wie in Mönchengladbach verkaufen die Schwarzafrikaner auch in Köln die Drogen. Rüenaufer: "Die Dealer verstauen das Marihuana an den Handelsplätzen in Bodenritzen und Blumenbeeten. Wenn ein Kunde gefunden ist, werden Kleinstmengen aus dem Versteck geholt, weil die Täter denken, in Deutschland sei der Besitz von zehn Gramm Marihuana grundsätzlich erlaubt. Das ist aber generell nicht so."

Die Kollegen in Köln glauben, dass die Dealer aus Guinea gezielt in angemieteten Wohnungen untergebracht werden und sich oftmals gar nicht in den Städten aufhalten, denen sie als Asylsuchende zugewiesen wurden.

Ob die Festnahmen, Sicherstellungen und zusätzliche Durchsuchungen am Mittwoch in Köln auf Dauer fruchten, muss sich zeigen. Die gestrige Polizeikontrolle ergab: "Keiner da", sagt Rüenaufer. Aber der leitende Kriminalinspektor kennt die Gefahr, dass sich die Bande möglicherweise neue Handelsplätze aussucht.

In Mönchengladbach wird zurzeit noch munter am Platz der Republik gedealt. Alleine seit vergangener Woche sind hier wieder fünf Männer vorläufig festgenommen worden. Ein weiterer, der schon öfter erwischt wurde, wurde vom Richter in Untersuchungshaft geschickt.

Die straffällig gewordenen Schwarzafrikaner auszuweisen, ist übrigens schwierig. "In Guinea werden keine Staatsangehörigen ohne deren Einverständnis wieder aufgenommen", sagt Rüenaufer.

(RP)
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