Mönchengladbach Dauerstau in Rheydt - Posse um Parkleitsystem

Mönchengladbach · Die meisten Anzeigetafeln der Parkhäuser im Mönchengladbacher Stadtteil Rheydt zeigen nichts an, weil Parkhausbetreiber und Stadt sich nicht über Kosten einigen können. Besserung ist nicht in Sicht.

Was dieses Zahlenspiel bedeutet? Die Galerie Marienplatz ist voll, das Parkhaus am Bahnhof hingegen nicht ans Parkleitsystem angeschlossen. Ergo gibt es null freie Parkplätze in Rheydt. Oder nicht? Oder doch?

Was dieses Zahlenspiel bedeutet? Die Galerie Marienplatz ist voll, das Parkhaus am Bahnhof hingegen nicht ans Parkleitsystem angeschlossen. Ergo gibt es null freie Parkplätze in Rheydt. Oder nicht? Oder doch?

Foto: Hans-Peter Reichartz

Gestern, 16 Uhr: Ganz Rheydt steht im Stau. Von der Limiten- über Stresemann-, Harmonie- und Marktstraße, einmal ums Karree, zurück zur Limitenstraße und hoch bis zur Gracht. Auf den Gehwegen diskutieren Fußgänger Sinn und Unsinn des aktuellen Verkehrskonzepts, das ganz offensichtlich nicht zieht — wie schon am Vortag, dem verkaufsoffenen Sonntag, zum großen Unmut von Autofahrern und Einzelhändlern. Oder zieht es doch? "Ein Teil des Problems ist, dass die Autofahrer wie die Lemminge um die paar Dutzend begehrten Parkplätze vor der Stadtsparkasse ihre Kreise ziehen", sagt Bezirksvorsteher Karl Sasserath. Das müssten sie tatsächlich nicht: 4000 Stellplätze gibt es in Rheydt, einschließlich der derzeit geschlossenen Tiefgarage.

Nur weist sie kaum einer darauf hin, schon gar nicht die 40 digitalen Anzeigetafeln, die im Frühjahr installiert wurden. Vielmehr verwirren die ziemlich, wenn man nach Monaten wieder mal zum Weihnachts-Shoppen in die Stadt will. Denn das 1,3 Millionen Euro teure Parkleitsystem führt nach wie vor nur Angaben eines einzigen Parkhauses, der Galerie Marienplatz nämlich. Bei den übrigen Parkhäusern zeigt sich lediglich ein Strich, der theoretisch alles bedeuten kann: voll belegt, geschlossen, frei?!

Was er tatsächlich ausdrückt, verdeutlicht Walter Durst, dessen Firma Jakob Durst GmbH die Parkhäuser an der Langensgasse und der Kloetersgasse gehören. "Das bedeutet, dass wir seit zehn Jahren darauf warten, dass die Stadt endlich handelt. Aber wir haben im Prinzip aufgesteckt. Es ist eine Katastrophe." Noch zu D-Mark-Zeiten hätten sich neben der Stadt auch Eigentümer und Betreiber finanziell eingebracht, um das Leitsystem zu ermöglichen. "Seitdem ist nichts passiert", sagt Durst. Und nun fordere die Stadt pro Betreiber plötzlich erneut eine Beteiligung von 5000 Euro, was vorher nicht kommuniziert worden sei. "Wir haben doch damals schon bezahlt. Das ist ein einziger Witz", sagt Durst.

Kay Kaymer von der Düsseldorfer Verkehrswacht Parkplatz GmbH, die die beiden Häuser sowie weitere Parkhäuser in Rheydt bewirtschaftet, äußert sich diplomatischer, sagt lediglich: "Es laufen noch Gespräche." Ob die aber bald zu einem Ergebnis führen, lässt er offen. Vielmehr wirkt es insgesamt so, als sehe man es auf Betreiberseite nicht ein, Geld auf den Tisch zu legen. Planungsdezernent Andreas Wurff sagt, dass "ein Parkhausbetreiber mit mehreren Parkhäusern bisher die Anschlussarbeiten in seinen Parkhäusern noch nicht umgesetzt hat. Insofern fehlt es bei diesem Teilsystem an der dynamischen Anzeige der freien Stellplätze." Auch das klingt nicht danach, als sei zügig mit einem Ergebnis zu rechnen.

Unterdessen verteidigt Karl Sasserath die Entscheidung der Ampel von vergangener Woche, die Einbahnstraßenregelung der Markt- von Harmoniestraße bis zur Einfahrt des Parkhauses "Galerie am Marienplatz" nicht umzukehren, gegen die Kritik von CDU, Einzelhändlern und Autofahrern. Neu aufgekommene Fakten hätten diese Entscheidung nötig gemacht. "Zum einen wird ein Teil der Hauptstraße nach Karneval bis zu sechs Monate wegen Kanalbauarbeiten gesperrt", so Sasserath. "Ferner hätten bei einer Umkehrung der Regelung Autofahrer aus dem Rheydter Westen keine Möglichkeit mehr gehabt, in die Stadt zu fahren. Drittens könnten dadurch Fördergelder für die Rheydter City gefährdet sein. Und viertens, aber nicht letztens, gab es Sicherheitsbedenken der Polizei."

(RP)
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