Mönchengladbach Das Wasser staut sich bald am Schloss Rheydt

Mönchengladbach · 3,5 Kilometer lang ist der Damm, der sich um das Regenrückhaltebecken Geneicken ziehen wird. Es bietet Schutz vor Hochwasser.

Am Freitag war erster Spatenstich am Regenrückhaltebecken Geneicken. Aktiv wurden (v.l.) Dr. Rainer Hellekes, Prof. Dietmar Schitthelm, Bernd Kuckels , Rolf Königs und OB Norbert Bude.

Am Freitag war erster Spatenstich am Regenrückhaltebecken Geneicken. Aktiv wurden (v.l.) Dr. Rainer Hellekes, Prof. Dietmar Schitthelm, Bernd Kuckels , Rolf Königs und OB Norbert Bude.

Foto: Isabella Raupold

Wenn Arbeiter im Auftrag des Niersverbandes in den nächsten Monaten zwischen Bresgespark und Schloss Rheydt baggern und bauen, dann werden sie Begleitung haben: Es sind Archäologen des Amtes für Bodendenkmalpflege, die den Aushub begutachten, selbst graben und die Erde gewissenhaft sieben. Denn keine Speerspitze, kein Faustkeil soll verloren gehen, wenn sich das rund 23 Hektar große Gelände in den nächsten anderthalb Jahren in ein Hochwasser-Rückhaltebecken verwandelt. Das Areal ist eine herausragende Fundstelle aus der Mittelsteinzeit, und den Archäologen tut es in der Seele weh, dass hier etwas entsteht, das ihnen den langfristigen Zugriff verwehrt. Gleichwohl haben sie aber auch die Chance, jetzt zu entdecken, was sie unter Umständen erst Jahre später und dann vermutlich eher zufällig finden würden. Rund 800 000 Euro an den Gesamtkosten von rund 15 Millionen entfallen alleine auf die archäologische Suche.

Doch das ist kein Hinderungsgrund, das Rückhaltebecken nicht zu verwirklichen. Als Prof. Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverbandes, gestern das Projekt einer illustren Gästeschar vorstellte, da schwang in seinen Worten ein bisschen Stolz mit. "Seit 28 Jahren arbeiten wir daran", sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: "Wir mussten das Gelände den Landwirten geradewegs aus den Rippen schneiden." Tatsächlich waren die Grundstücksverhandlungen mit das Schwierigste — sie zogen sich gut zwei Jahrzehnte hin. Und als dann die ersten Pläne präsentiert wurden, bekamen die Anwohner einen Riesenschreck. Werden hier riesige Seen entstehen, die zu erheblichem Ausflugsverkehr führen und uns Mückenschwärme bringen? "Nein", sagt Prof. Schitthelm und räumt mit dem Irrglauben auf, dass hier allzeit eine Wasserlandschaft zu finden ist.

Meist werden Ausflügler und Anwohner nur eine große Grünfläche sehen. Wasser findet sich in den Becken nur dann, wenn Anwohner froh sind, dass es auch an dieser Stelle ist: nämlich bei Starkregenfällen, wenn es in Häusern eindringt, weil die bestehenden Kanäle diese großen Mengen nicht mehr auffangen und in die Niers abgeben können. Das Prinzip ist dabei ganz simpel: Das aus den Kanälen abfließende Wasser läuft in das südliche und das nördliche Becken, wird gestaut und dann zeitversetzt wieder in die Niers entleert.

Sogar ein Überlaufen der Becken wird verhindert: Es gibt eine gezielte Notentlastung in die Niers. Das Stauvolumen beträgt immerhin 200 000 Kubikmeter. Und der Damm, der sich über eine Länge von 3,5 Kilometern um die Becken zieht, wird zwischen einem halben und bis 2,4 Meter hoch sein.

Das Hochwasser-Rückhaltebecken ist — wie OB Norbert Bude (SPD) zu Recht anmerkte — in mehrfacher Hinsicht "ein tolles Projekt". Es sichert die Entwässerung und verhindert überflutete Keller und Straße — und es sorgt dafür, dass für Radfahrer und Spaziergänger neue Wege erschlossen werden, die das Umfeld von Bresgespark, Schloss Rheydt und Niers noch attraktiver machen. Auch die Renaturierung der Niers, die langfristig nicht mehr schnurgerade wie ein Kanal sein, sondern ein durch die Landschaft windendes Bett bekommen soll, wird hier fortgesetzt.

Schitthelm, der mit Borussia-Präsident Rolf Königs in dessen Eigenschaft als Verbandsratsvorsitzender des Niersverbandes, NEW-Vorstand Dr. Rainer Hellekes, Stadtdirektor Bernd Kuckels und Oberbürgermeister Norbert Bude den ersten Spatenstich machte, lud seine Gäste ein, in anderthalb Jahren wieder zu kommen. "Dann werden Sie überrascht sein, was hier entstanden ist. Das werden Sie nicht mehr wiedererkennen", sagte er.

(RP/ac)
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