Mönchengladbach Das Traumkleid aus der Heimatstadt

Mönchengladbach · Trauringe nach eigenem Entwurf, Schmuck, Kleider, mehrstöckige Torten - und das alles aus Mönchengladbacher Geschäften. Silvia und Uwe Gaul setzten bei ihrer Hochzeitsmesse auf lokale Konzepte.

Mönchengladbach: Das Traumkleid aus der Heimatstadt
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Für den offiziell schönsten Tag im Leben wünschen sich Paare den perfekten Ablauf, mal eine große, mal eine kleine Feier, in jedem Fall mit der Familie und den engsten Freunden. Der Weg zur Feier ist lang und führt viele über Hochzeitsmessen, die so alles andere als klein und familiär sind: Stand an Stand, Gedränge, so viel Stoff, dass man das Kleid nicht mehr erkennt.

 Foto links: Lara-Joy Gerstler und Geneviève Saoba werden von Ann-Kathrin Schnitzler und Jeny Lennartz frisiert. Foto rechts: Andrea Richter (Floristik Eliasson) und Veranstalterin Silvia Gaul.

Foto links: Lara-Joy Gerstler und Geneviève Saoba werden von Ann-Kathrin Schnitzler und Jeny Lennartz frisiert. Foto rechts: Andrea Richter (Floristik Eliasson) und Veranstalterin Silvia Gaul.

Foto: Raupold

Das wollten Silvia und Uwe Gaul anders machen. Die Betreiber vom Restaurant Kaiser Friedrich veranstalteten am Samstag in der oberen Etage eine kleine Hochzeitsmesse, klein und familiär, mit Ausstellern nur aus Gladbach. Abgesehen von den Musikern, die sind aus Viersen. "Mit denen arbeiten wir schon seit 20 Jahren zusammen", sagt Silvia Gaul freudestrahlend. Ihr liegt die Veranstaltung am Herzen, sie kennt die meisten Aussteller schon lange. Das lokale Konzept kommt an. "Bevor man nach Düsseldorf fährt, kann man sich ja auch erstmal hier umsehen", sagt Besucher Daniel. Ihm und seiner Verlobten Stefanie bleiben noch fünf Wochen bis zum Standesamt. "Ich finde es hier sehr gemütlich", sagt sie. Bis zur kirchlichen Trauung dauert es noch etwas länger, deshalb können die beiden entspannt alles bestaunen: Trauringe nach eigenem Entwurf, Schmuck, Kleider, mehrstöckige Torten, Tischgedecke, Frisuren, der Musik zuhören.

Unweigerlich fällt ein Seidenkleid ins Auge, groß, ausladend, und doch sieht die Trägerin darin aus, als würde sie durch den Raum schweben. Der Stoff ein wenig glänzend, übersät von Ornamenten, am Rücken klassisch geschnürt. Alle Augen bleiben an diesem Kleid haften. Die Schneiderin ist Francoise Weijs, die in drei bis vier Terminen der Braut ein Kleid auf den Leib schneidert. 30 bis 40 Stunden näht sie an manchen Kleidern. Gemeinsam werden Stoffe ausgesucht, der Schnitt besprochen. "Da kann ich die Kundin kennenlernen", sagt Weijs, die enge Arbeit miteinander benötigt viel Vertrauen. Leichter seien die Maßkleider und könnten auch preislich mit denen von der Stange mithalten - schließlich muss hier nachträglich nichts mehr geändert werden. Viele Frauen würden sich jetzt Rückenausschnitte wünschen, statt Schulterfrei werden oft wieder lange Ärmel gewählt.

Auch Hüte sind wieder im Kommen. Karen Cavallaro fertigt sie, ihr kleines Label heißt Tate Millinery. Vom kleinen Fascinator bis zum Hut mit großer Krempe bietet sie alles an, quer durch Jahrzehnte, Roaring Twenties oder Rockabilly. Echtes Handwerk, das immer mehr geschätzt wird. Ob es wieder eine Hochzeitsmesse im Kaiser Friedrich geben wird, ist noch nicht entschieden. Schlecht scheinen die Chancen nicht zu stehen. Die Aussteller entscheiden zusammen, "demokratisch", wie Silvia Gaul sagt. Wie in einer guten Familie.

(ansc)
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