Serie (k)ein Tipp Für Die Tonne (3/8) Das Rezept für unser Altpapier

Mönchengladbach · Wie aus einem Brei aus Altpapier und Wasser wieder neues Papier wird und warum diese Zeitung es vielleicht bald bis nach Peking schaffen könnte, erklären wir im dritten Teil unserer Serie in Zusammenarbeit mit der Stadtbetriebstochter GEM.

 Blaue Tonne

Blaue Tonne

Foto: GEM

Er sieht aus wie die Rührschüssel einer Küchenmaschine für Riesen. Gut drei Meter Durchmesser hat der Pulper (ausgesprochen "Pölpa") der Papierfabrik Abelan in Viersen. Am Boden der Schüssel dreht sich ein überdimensionaler Quirl. In dem großen Metallbottich wird Altpapier aus Mönchengladbach zusammen mit Wasser zu einem flüssigen Brei angerührt. Genau wie beim Kochen geben die Mitarbeiter verschiedene Zutaten in den Brei und stellen so je nach Rezept den Teig für verschiedene Papiersorten her.

Doch bis das passiert, hat das Papier schon einige Stationen hinter sich: Zeitungen, Illustrierte, Kartons, Schreibpapier - Mönchengladbacher können ihr Papier in die Blaue Tonne oder den Altpapiercontainer werfen oder als Bündel an den Straßenrand stellen. Die Mühe lohnt sich: Das gesammelte Papier wird komplett verwertet.

Jeder dritte Haushalt hat bereits eine Blaue Tonne, denn Bündel haben einige Nachteile: Sie müssen einzeln zusammengeschnürt werden. Bei Wind und Wetter löst sich Papier aus dem Bündel, es fliegt herum und verunreinigt die Straßen, Gärten und Grünanlagen. Und wenn es regnet, kommt das gebündelte Papier nass bei der Papierverwertung an, die es zu 1200 Kilo schweren Ballen presst. Nasse Ballen fangen nach ein paar Tagen an zu faulen. All diese Probleme gibt es mit der Blauen Tonne nicht.

In Gladbach holen Mitarbeiter der Stadtbetriebstochter GEM das gesammelte Papier ab und bringen es zur Firma Drekopf oder zur EGN (Entsorgungsgesellschaft Niederrhein). Rund 10.000 Tonnen Gladbacher Altpapier haben diese beiden Firmen im vergangenen Jahr für Papierfabriken aufbereitet.

Seit einiger Zeit kämpfen die Entsorger in Gladbach mit einem hohen Anteil an sogenannten Störstoffen im Altpapier: Sie finden Hausmüll, Windeln, Autoreifen, Kleidung, Pflanzen und Wasserschläuche im Altpapier. Sogar tote Riesenschlangen und ein ausgewachsenes Schwein lagen schon zwischen Zeitungen und Kartons. Diese Dinge müssen mühsam aussortiert werden, bevor das Papier weiterverarbeitet werden kann. In Mönchengladbach sogar häufiger als anderswo: Im Bundesdurchschnitt liegt der Anteil der Störstoffe bei unter drei Prozent. In Mönchengladbach waren es bei der letzten Kontrolle im Herbst 2015 mehr als 13 Prozent.

Ist das Papier sortiert, wird es gepresst und zu Papierfabriken in Viersen, Düsseldorf, Roermond, Zülpich und Düren gebracht. Die Firma Abelan hat sich auf Kartons und Hülsen aus Hartpappe spezialisiert, auf die Küchentücher und Toilettenpapier aufgerollt sind. Wenn dort die Papierfasern im Pulper aufgelöst sind, filtert dieser über Siebe den Brei. Zusatzstoffe machen den Papier-Wasser-Brei reißfest oder biegesteif. Düsen spritzen den Papierbrei auf Laufbänder, wie Teig auf ein Kuchenblech. Walzen, Siebe und Filze trocknen ihn. Das fertige Papier kommt auf große Rollen.

Und dieses Recyclingpapier ist ein regelrechter Exportschlager: Ein großer Teil geht in die großen asiatischen Exportnationen. Deren Bedarf an Kartons für den Export ist enorm. Vielleicht ist eine Zeitung, die in Gladbach in der Blauen Tonne landet, demnächst in Peking Teil eines Computerkartons.

(RP)
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