Mönchengladbach Das raten die FDP-Granden ihrer Partei

Mönchengladbach · Mit Professor Karl-Hans Laermann und Ruth Witteler-Koch kommen zwei bundesweit bekannte Liberale aus Gladbach. Sie sind wegen der Kommunalwahl in großer Sorge – und haben Ideen, was die FDP nun dringend tun muss.

 Ruth Witteler-Koch (2.v.l.) mit den Politikern (v.l.) Helmut Harbich, Ulrich Bähren (CDU), Marianne Dohmen und Hermann Jansen (SPD).

Ruth Witteler-Koch (2.v.l.) mit den Politikern (v.l.) Helmut Harbich, Ulrich Bähren (CDU), Marianne Dohmen und Hermann Jansen (SPD).

Foto: Tressat

Sie kennen das politische Geschäft zu lange und zu genau, als dass sie die Schlappe ihrer Partei vollends überrascht hätte: Professor Karl-Hans Laermann, früherer Bundesbildungsminister, und Ruth Witteler-Koch, zeitweilige stellvertretende Bundesvorsitzende, waren schon vor den ersten Prognosen am Wahltag in Sorge um ihre Partei. "Dass wir einen Denkzettel bekommen würden, war klar", sagt Witteler-Koch. "Ich hatte offen gestanden Zweifel, ob wir es schaffen würden", sagt Laermann. Erst das Aufkommen und das mediale Echo der AfD, "und dann diese entsetzliche Zweitstimmenkampagne nach der Bayern-Wahl, die ich für einen ganz entscheidenden Fehler gehalten habe", sagt Laermann. Und auch wenn die beiden erfolgreichsten Gladbacher Liberalen der vergangenen Jahrzehnte unabhängig voneinander zu einer ähnlichen Analyse des FDP-Desasters kommen – den Koalitionsvertrag zu schlecht verhandelt, zu wenig liberale Ziele umgesetzt, die falschen Köpfe zur falschen Zeit – tief getroffen hat sie das Scheitern der Bundespartei dennoch. Zumal die Gladbacher FDP in acht Monaten wieder vor einer entscheidenden Wahl steht – die auch wenig Gutes für die Liberalen verheißt.

"Das Scheitern der Ampel wird uns möglicherweise bei der Kommunalwahl noch angelastet", sagt Laermann. Witteler-Koch spricht von einer "Hin-und-her-Politik" der Mönchengladbacher Liberalen in den vergangenen Jahren, die sich rächen könne. Zwar verteidigt Laermann, der 2009 als Mitglied der FDP-Verhandlungskommission das Bündnis mit SPD und Grünen mit schmiedete, die Ampel. "Laut gejubelt haben wir damals nicht. Aber es war in der damaligen Situation die einzige Möglichkeit für eine stabile Mehrheit im Rat", sagt Laermann rückblickend.

Die personelle Erneuerung, die es auf Bundesebene gestern gab, steht auch der Mönchengladbacher FDP bevor. Denn der langjährige Fraktionsvorsitzende Dr. Anno Jansen-Winkeln hat schon vor längerem angekündigt, nicht erneut anzutreten. Die Zeit bis zur Wahl sei kurz, darum brauche man einen Kopf für die Wahl, der schon bekannt sei, rät Laermann. Und Witteler-Koch mahnt an, die FDP habe sich im Bund auch angreifbar gemacht, weil Frauen seit einigen Jahren keine Chance mehr auf Spitzenpositionen gehabt hätten. Diesen Fehler sollten die Gladbacher nicht wiederholen. Wen beide meinen, ist klar: Nicole Finger, die Geschäftsführerin von Drekopf, die seit langem im Rat sitzt und Aufsichtsratsvorsitzende der Marketinggesellschaft ist. Sowohl Laermann als auch Witteler-Koch sind überzeugt, dass Nicole Finger das Format hat, ein neuerliches Desaster zu verhindern. Ob es überhaupt günstig ist, auch auf die Erfolge der Ampel hinzuweisen – zum Beispiel darauf, dass den Grünen die Möglichkeit genommen wurde, die Arcaden zu verhindern – oder ob man die Stammklientel mehr mit dem Blick nach vorn als mit der Aufarbeitung des Ampel-Experiments gewinnen kann, darüber haben die Liberalen gestern Abend zu diskutieren begonnen. Laermann bietet seine Unterstützung an: "Ehrenvorsitzende haben auf der Tribüne zu sitzen und ihren Mund zu halten. Aber im Moment können die Aktiven wohl Rückhalt gebrauchen. Den gebe ich gern, wenn er gefragt ist."

(RP)
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