Mönchengladbach Das Orakel hat gesprochen

Mönchengladbach · Als Norbert Krause den Computer am Sonntag abschaltete, wusste er: Deutschland würde gewinnen. "Nach einem stürmischen, aber kurzen Angriff der Kanadier setzte sich der Ball recht schnell rechts oben in der kanadischen Hälfte unwiderruflich fest", notierte er im Internet.

Die deutsche Frauen-Fußball-Nationalmannschaft gewann ihr WM-Auftaktspiel 2:1, nach kurzem, stürmischen Angriff der Kanadier. Das "Orakel 11", wie die clevere Einrichtung des Kulturnetzwerks Spochtfrei heißt, hatte recht behalten.

Zufallsgenerator bewegt Motoren

Seit Samstag ist das Orakel aktiv und wird wieder am heutigen Mittwoch um 20.45 Uhr, also 24 Stunden vor dem nächsten deutschen WM-Spiel, freigeschaltet. "Tiere als Orkale sind so was von Zwanzigzehn", sagt Krause, der die Idee zu dem Orakel hatte. Und das funktioniert so: Ein Tipkick-Spielfeld ist über acht Vibrationsmotoren montiert. Anrufer bewegen per Zufallsgenerator die Motoren, der Ball kullert über das Spielfeld. Die Mannschaft, in dessen Hälfte der Ball bei Orakel-Schluss (das ist eine Stunde vor Spielbeginn) liegen bleibt, verliert. Wie Kanada am Sonntag.

Wie es beim Orakel steht, das lässt sich auch per Webcam im Internet verfolgen. Man kann es aber auch live sehen. Aufgebaut ist es im Café Bankhaus Kontor an der Albertusstraße 44a. Rote Seile sperren den Aufbau ab. Das Orakel darf nicht gestört werden. In dem Café Christine Kürschen gibt es derzeit aber noch mehr zu sehen. Denn zum Orakel-Start eröffnete auch der Fotograf Stefan Voelker seine Ausstellung "6gegen6". Beides wurde initiiert von Spochtfrei mit finanzieller Unterstützung durch das Land.

Drei Monate lang hat Stefan Voelker alle 72 Bolzplätze in der Stadt fotografiert. 18 Bilder hängen nun im Café, alle anderen sind in einem Bildband veröffentlicht. "So ein Bolzplatz bietet wunderbare Momente", schwärmt Voelker. "Manchmal gibt's ein Tor, meistens zwei. Mal ist der Platz aus Schotter, mal Stein oder Sand." Und manche waren mal aus Rasen. Es sind außergewöhnliche Perspektiven, die Voelker für die Sportplätze der Stadt gefunden hat. "Jeder Platz hat seinen eigenen Charakter, und der bestimmt, wie man spielt: Wenn der Platz ruppig ist, spielst du auch so. Auf wunderbar grünem Rasen spielt man aber einen gepflegteren Ball", sagt Voelker.

Manche Plätze liegen mitten in der Tristesse mit Stacheldraht in den Fangnetzen, damit man nicht hochklettert. Andere sind wunderbar im Grünen gelegen mit Windrädern im Hintergrund. Eine ehrliche Kulisse neben Urbanität und Schrebergarten-Idylle. Voelker hat die Plätze so festgehalten, wie er sie sieht: "Es sind keine leuchtenden Schönheiten, sondern ganz ehrliche Fußballplätze."

(angr)
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