Dahl Das grüne Arbeiterviertel

Dahl · Wie "Leute zweiter Klasse" – so fühlten sich die Dahler einst behandelt. Doch die Honschaft Dahl hat sich in den vergangenen 50 Jahren verändert wie kaum eine zweite. Hinter den Häusern wurde aus einer Sandgrube einer der größten Freizeitparks Mönchengladbachs.

 Zwei Urgesteine: Karl Rütten und Johannes Kelz sind gebürtige Dahlener.

Zwei Urgesteine: Karl Rütten und Johannes Kelz sind gebürtige Dahlener.

Foto: Isabella Raupold

Wie "Leute zweiter Klasse" — so fühlten sich die Dahler einst behandelt. Doch die Honschaft Dahl hat sich in den vergangenen 50 Jahren verändert wie kaum eine zweite. Hinter den Häusern wurde aus einer Sandgrube einer der größten Freizeitparks Mönchengladbachs.

 Das Klettergerüst im Freizeitpark Dahl steht in einer früheren Sandgrube.

Das Klettergerüst im Freizeitpark Dahl steht in einer früheren Sandgrube.

Foto: Isabella Raupold

Ein heftiger Regenguss ruft bei Karl Rütten (75) und seinem Onkel Johannes Kelz (84) Erinnerungen an die Kindheit hervor. Das Regenwasser kommt dann nämlich von allen Seiten und läuft auf die Brunnenstraße, die dann schnell unter Wasser steht. So ist das, wenn man im Tal wohnt. Im Dahl. In der Honschaft Dahl. Wenn's regnet, dann trifft es Dahl zuerst. " Wahrscheinlich gab es hier mal einen Wasserlauf, der bei der Bebauung zugeschüttet wurde", vermutet Johannes Kelz.

Für Karl Rütten passt das zu diesem Ort, den er so sehr mag. "Früher ist Dahl immer irgendwie vernachlässigt worden", sagt Rütten, der seit seiner Geburt an der Brunnenstraße lebt und dort heute eine Sattlerei betreibt. Er nennt Dahl das Arbeiterviertel. "Wir sind damit groß geworden, Leute zweiter Klasse zu sein." Und Johannes Kelz, sein Onkel, erinnert sich: "Wir aus Dahl waren nicht gut genug für eine höhere Schule. Wir sind immer auf die eigene Volksschule gegangen. Aber wir haben hier noch echtes Grundwissen vermittelt bekommen."

Und dazu gehört vor allem eines: Man hält zusammen. Ob beim Treibballspiel gegen die Kinder aus Hermges, oder in einem der vielen Vereine, von denen es heute nur noch die Bruderschaft St. Hubertus, den Kleingärtnerverein "An der Landwehr — Dahl" und die Kreuznachbarschaft gibt. Borussia Dahl, der Fußballverein, in dem die späteren Profis Georg Dreßen und Horst-Dieter Höttges groß wurden, gibt es schon seit 20 Jahren nicht mehr. Der Fußballplatz, der dem Verein einst gehörte, dämmert brach vor sich hin. Und von den Bauernhöfen und 13 Lebensmittelgeschäften ist auch praktisch nichts mehr übrig.

Was Karl Rütten aber stolz macht, ist die Kreuznachbarschaft, deren Vorsitzender er ist. Darin haben sich viele Dahler Haushalte zusammengeschlossen und leisten bei Todesfällen in den Mitgliedsfamilien Hilfe. Bis vor wenigen Jahren gab die Nachbarschaft das regelmäßig erscheinende "Dahler Echo". Und sie kümmern sich um die Kreuzstation, die vor wenigen Jahren von ihrem alten Platz an der Brunnenstraße 133 um ein paar hundert Meter verlegt wurde. Seit mehr als 100 Jahren gibt es diese Kreuznachbarschaft. "Und sie funktioniert noch immer", sagt Rütten.

Wer hinter die Häuserfassaden der Brunnenstraße blickt, die noch einen Hauch von Arbeiterviertel vermitteln, kommt jedoch ziemlich schnell ins Grüne. Hinter Karl Rüttens Haus wurde in den 70er Jahren der Freizeitpark Dahl errichtet. Mitten in vier Sandgruben hinein, die vorher ausgebaggert worden waren. "Gladbach ist auf Dahler Sand gebaut", beharrt Walter Engels (75). Vier stumpfe Löcher hinterm Haus empfand Fritz Rütten, Karl Rüttens Vater, nicht als besonders schön. Also pochte er im Stadtrat — er war Mitglied — darauf, darin einen Freizeitpark anzulegen. Seitdem ist es richtig grün hinter den Häusern Dahls. Und mitten drin steht ein Klettergerüst mit angrenzendem Abenteuerspielplatz.

Und man hat ja auch seinen eigenen Wasserturm, der zudem noch wesentlich älter ist als der in Windberg. Dahl, die Brunnenstraße, ist eben nah am Wasser gebaut.

(RP)
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