Mönchengladbach Das elfte Vogtgeding der Neuzeit

Mönchengladbach · Der Schwatte Michel stand vor Gericht, also vor dem Geistenbecker Vogtgeding. Bei dem historischen Schauspiel der St.-Josef-Schützenbruderschaft ging es mittelalterlich deftig zu Sache.

 Beim historischen Schauspiel Vogtgeding stehen in Geistenbeck Laienschauspieler und Prominente auf der Bühne.

Beim historischen Schauspiel Vogtgeding stehen in Geistenbeck Laienschauspieler und Prominente auf der Bühne.

Foto: Detlef Ilgner

Den Schwatten Michel plagen finstere Träume, die er sich nicht erklären kann. Er weiß nur eines: Es kommen dunkle Zeiten auf Geistenbeck zu. Da kommt das nahende Vogtgeding gerade zur rechten Zeit. Denn Vogt Egon-der Nahe-zu-immer-Gerechte, gespielt von Egon Krieger, könnte das Unheil abwenden. Zum elften Mal findet im Rahmen des Zunftbaumsetzens von der St.-Josef-Bruderschaft und dem Bürgerverein in Geistenbeck das Vogtgeding statt. Das Vogtgeding hat für Geistenbeck eine historische Bedeutung: "Der Vogt des Burggrafen von Odenkirchen hatte in Geistenbeck am Stapper Weg seinen Wohnsitz", erklärt Egon Krieger. Ratsherr Michael Schmitz, alias dä Schwatte Michel, ergänzt: "Es soll Spaß machen. Es ist etwas für ganz Geistenbeck." Der Kirmesplatz ist gut gefüllt, und die Besucher freuen sich auf das Schauspiel. "Das Vogtgeding gefällt mir jedes Jahr. Man muss bedenken, dass es Laienschauspieler sind. Sie geben sich jedes Mal Mühe.", sagt Gerfried Scholtz.

Mit Fanfaren hält der Vogt Einzug und nimmt mit seinem Gefolge Platz auf der Bühne. "Ich eröffne das elfte Vogtgeding der Neuzeit", verkündet er feierlich. Michel bringt gleich frei von der Leber weg sein Anliegen vor: Er wird gemobbt! "Ich verlange Platzverweise als Genugtuung für die seelische Grausamkeit mir Gegenüber", klagt Michel an. Dann wird er still und lauscht. "Er ist wieder da!", ruft er. Allgemeiner Aufruhr. Der ehemalige Büttel zieht ein. Doch er ist kein Büttel mehr, sondern hat sich zum König Rolf I., im wahren Leben der aktuelle Schützenkönig der Bruderschaft Rolf Wateler, aufgeschwungen - und verlangt die Herrschaft. Da braucht der Vogt Hilfe. "Ruft mir die edle Advokatin", verlangt er.

Petra Heinenziensis-Daubera, alias Bürgermeisterin Petra Heinen-Dauber, betritt die Kanzel. Für sie ist der Fall klar, und sie verweist auf die Bibel, wo auch schon von einer Gewaltenteilung die Rede ist: "Hier oben habt ihr das Sagen, unten der König." Jubel der Untertanen ertönt. Doch der Schwatte Michel will sich damit nicht abfinden. Ein ehemaliger Büttel als König? "Er hat mich vergiftet", klagt er an und nennt den König und sein Gefolge Arschgesichter. Das ruft einen Gutachter Felix Henricus Rufus, SPD-Fraktionschef Felix Henrichs, auf den Plan. "Nicht für jeden ist dies eine Beleidigung. Nehmt die Paviane. Sie erkennen sich am Hinterteil! Es gibt schlimmeres, als ein Arschgesicht zu sein, nämlich ein Arsch zu sein." Er verpasst Michel eine Bewährung. Zum Abschluss gibt es traditionell die Nachrichten mit Ratsherrin Doris Jansen, auch Dagmar Berghoff von Geistenbeck genannt.

(eba)
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