Mönchengladbach Das Alte Zeughaus wird 40 Jahre

Mönchengladbach · Orden, Prinzengewänder, Zepter - im Alten Zeughaus wird alles gesammelt, was mit Karneval zu tun hat. Die Geschichte des jecken Brauchtums seit 1896 ist dort archiviert. Zu verdanken ist die ständig wachsende Sammlung dem mühevollen Engagement heimischer Karnevalisten.

 Im Alten Zeughaus an der Weiherstraße befindet sich das Karnevalsmuseum. Die Mitglieder um Hans Brüggen, Franz Köster und Dietmar Wirt (von links) bereiten die Jubiläumsfeier mit geladenen Gästen vor.

Im Alten Zeughaus an der Weiherstraße befindet sich das Karnevalsmuseum. Die Mitglieder um Hans Brüggen, Franz Köster und Dietmar Wirt (von links) bereiten die Jubiläumsfeier mit geladenen Gästen vor.

Foto: Raupold/ Archivfotos: Ilgner/ KN

Es ist die Heimstätte aller Mönchengladbacher Karnevalisten, ein Ort, an dem jeder willkommen ist, der sich dem Brauchtum und der Stadtgeschichte verbunden fühlt. Es ist eines der ältesten Gebäude der Stadt und im Innern befindet sich das Karnevalsmuseum: das Alte Zeughaus. Vor 40 Jahren wurde der gleichnamige Verein gegründet, der seit damals alles archiviert, was mit dem Karneval zu tun hat. 1974 wurden Rolf Terhaag und Helmut Degen auf die Ruine an der Weiherstraße 2 aufmerksam. Die Idee war schon damals, eine Heimstatt für Karnevalisten zu schaffen. Für 14 000 D-Mark stand der Bau zum Kauf. Auf Bestreben von Peter Ullrich, bekannt als Seepeschnäuz, trafen sich im November 1977 Helmut Degen, Heinz Mathar, Rolf Terhaag, Toni Brune, Wolfgang Eßer, Heinz Rippen und eben Peter Ullrich und gründeten den Verein "Kleiner Rat - Altes Zeughaus".

Vereinszweck ist seit damals die Erforschung und Pflege des Brauchtums, insbesondere des Karnevals. Einen Monat später wurde das Grundstück gekauft und im Februar 1975 das Gebäude zum Denkmal erklärt. Das Haus liegt an einer der ältesten Straßen der Stadt und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es ist ein Rest der ältesten innerstädtischen Bebauung. Damit der Wiederaufbau der Bauruine gelingt, konnten die sieben Zeughaus-Gründer den Architekten Eberhard Corcilius, Kreishandwerksmeister Herbert Rebig und Betonwerksinhaber Hans Theves gewinnen. Im September 1975 begannen die Bauarbeiten. Am 7. Mai 1977 feierte der Verein Richtfest und am 1. Juli 1978 wurde das Alte Zeughaus mit einem Festakt eröffnet. Schon damals gab es im gerade geschaffenen Museum einiges zu sehen, so zum Beispiel ein Zinnfigurenkabinett über Momente aus der Stadtgeschichte, das noch heute im Zeughaus steht.

 Heinz Mathar, Toni Brune, Peter Ullrich, Helmut Degen, Rolf Terhaag, Heinz Rippen, Wolfgang Eßer gründeten den Verein. Sie sind bereits alle verstorben.

Heinz Mathar, Toni Brune, Peter Ullrich, Helmut Degen, Rolf Terhaag, Heinz Rippen, Wolfgang Eßer gründeten den Verein. Sie sind bereits alle verstorben.

Foto: NN

Damals wie heute findet sich in der zweiten Etage eine Galerie mit Fotos aller Prinzenpaare. "Das älteste zeigt den Prinzen von 1896. Seinen Orden haben wir hier im Museum", sagt Hans Brüggen, der zweite Vorsitzende des Zeughauses. 1997 kaufte der Verein das völlig verfallene Nachbarhaus und baute es neu auf. 2007 war der "Neubau" fertig und das Zeughaus ist seitdem deutlich größer. Der Verein prämiert zwar auch den schönsten Orden einer jeden Session und ist für die Prinzenpaarsäule und die Hoppediz-Skulptur am Fuße des Abteiberges verantwortlich, doch das Hauptaugenmerk liegt auf dem Museum.

 Aus den Ruinen des Nachbarhauses entstand der Anbau für das Museum. Das Museum zeigt Exponate wie Orden, Uniformen und besondere Stücke, die es nur einmal gibt.

Aus den Ruinen des Nachbarhauses entstand der Anbau für das Museum. Das Museum zeigt Exponate wie Orden, Uniformen und besondere Stücke, die es nur einmal gibt.

Foto: NN

"Viele Dinge bekommen wir aus Nachlässen. Einige Exponate sind aber auch Spenden von Gesellschaften", sagt Hans Brüggen. Dazu gehören Ornate wie das des Kinder-Karnevals-Clubs. Der ruhend gemeldete Verein stellte dem Museum Uniformen, das Ornat seines Kinderprinzenpaares und das Steckenpferd, mit dem verdiente Karnevalisten ausgezeichnet wurden, zur Verfügung. Eine Vitrine beschäftigt sich mit Peter Ullrich, dem legendären Seepeschnäuz. Er ist immer noch allgegenwärtig. Doch auch Raritäten gibt es in der Ausstellung. So zum Beispiel einen Holzzylinder der KG Alles ongere ene Hoot Hardterbroich unter dem viele kleine Figuren stehen. Ein Bild aus dem Jahr 1907 zeigt Mitglieder der KG "Närrische Steuerschraube". Auf einer Fensterbank steht das Kommando-Bänkchen von Karl-Horst Faßbender, auf dem er von 1982 bis 1987 bei den Gelb-Blauen Funken stand. Heute ist Faßbender Mitglied des Alten Zeughauses und ein lebendes Stück Karnevalsgeschichte.

 1975 begannen die Bauarbeiten in der Ruine an der Weiherstraße 2.

1975 begannen die Bauarbeiten in der Ruine an der Weiherstraße 2.

Foto: NN
Mönchengladbach: Das Alte Zeughaus wird 40 Jahre
Foto: NN
Mönchengladbach: Das Alte Zeughaus wird 40 Jahre
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

"Wir haben in unserer Sammlung rund 3000 Orden", sagt Hans Brüggen. Im Nebenraum des Museums in der ersten Etage findet sich eine Ausstellung über die Stadtgeschichte. Das Zinnfigurenkabinett zeigt Momente aus der Stadtgeschichte wie die Plünderung von 1642 und den Abteigarten im Jahr 1769. Außerdem gibt es viele historische Fotos und Modelle von Gebäuden wie dem Gladbacher Hauptbahnhof und dem Wasserturm. Wer einmal das Museum besuchen möchte, hat jeden ersten Sonntag im Monat von 11 bis 14 Uhr die Gelegenheit. Der Eintritt kostet zwei Euro.

(cli)
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