Kommunalwahl 2014 in Mönchengladbach Darum ist Reiners eine echte Gefahr für Bude

Mönchengladbach · Er ist keine Frau. Nicht jung. Kein Quereinsteiger. Kein Lautsprecher. Der CDU-Kandidat Hans Wilhelm Reiners ist auf den ersten Blick kein Gegenmodell zum Oberbürgermeister. Das könnte seine Chance sein.

 Der Journalist und CDU-Oberbürgermeisterkandidat Hans Wilhelm Reiners fordert OB Norbert Bude (SPD) heraus.

Der Journalist und CDU-Oberbürgermeisterkandidat Hans Wilhelm Reiners fordert OB Norbert Bude (SPD) heraus.

Foto: Detlef Ilgner

Vor fünf Jahren hätte man sehr reich werden können, wenn man darauf gewettet hätte, dass Hans Wilhelm Reiners einmal Oberbürgermeister von Mönchengladbach werden würde. Da war Reiners zwar schon Fraktionsgeschäftsführer der CDU, aber einer, der immer knapp neben dem Rampenlicht stand, neben den Krings und Posts. Noch vor drei Jahren hätte es sehr auskömmliche Quoten gegeben. Da hatte Reiners zwar zwischenzeitlich unaufgeregt und beharrlich Urgestein Reiner Brandts aus dem Rat befördert und dessen Aufgabe als Bauexperte übernommen. Doch in der Kategorie Nachwuchshoffnung für höhere Weihen tauchte er eher im gediegenen Mittelfeld auf. Und selbst vor fünf Monaten, als der CDU bewusst wurde, dass man irgendwann einen Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt brauchen würde, standen ganz oben andere Namen.

Viele in der CDU suchten nach einem Gegenmodell zu Norbert Bude. Eine Frau zum Beispiel. Einen ganz jungen Kandidaten. Einen, der in der Wirtschaft bewiesen hat, dass er einen Laden auf Vordermann bringen kann. Einen besonders Forschen. Hans Wilhelm Reiners (58) ist all das nicht. Und doch kann man gut verstehen, warum inzwischen alle Verantwortlichen in der Partei der Meinung sind, dass er der bestmögliche Kandidat ist. Derjenige, der Norbert Bude einen Strich durch seine dritte Amtszeit machen kann.

Reiners ist genau so, wie Christdemokraten sein müssen, wenn sie den Anspruch als letzte verbliebene Volkspartei wahren wollen. Kompetent, aber nicht besserwisserisch. Verwurzelt, aber nicht heimattümelnd. Das Bewährte pflegend und dabei das Neue einbindend. Kommunikativ, ohne aufdringlich zu sein. Kaum ein zweiter Lokalpolitiker ist so präsent auf Facebook, Twitter und all den anderen sozialen Netzwerken. Er nutzt sie auch, um CDU-Positionen bekannt zu machen, aber vor allem, um ein Gefühl zu bekommen, was die Gladbacher denken. Bei den vielen Bürgerinitiativen, die gerade in der Stadt die Dinge in die Hand nehmen, ist er als einer der ganz wenigen Politiker beliebt. "Der kümmert sich, ohne immer nur an Parteipolitik zu denken", heißt es.

Reiners' Ehrgeiz haben viele, auch in der eigenen Partei, unterschätzt. Wenn ihn etwas interessiert, bleibt er mit der Beharrlichkeit des Ausdauersportlers dran. Politik machen interessiert ihn. Darum hat es ihm nichts ausgemacht, als er vor der Wahl 2009 in den ersten beiden internen Abstimmungen gegen Reiner Brandts unterlag. In der dritten hat er ihn geschlagen und zog in den Rat ein.

Seit vielen Jahren war sich die CDU nicht mehr so einig wie jetzt. Reiners wird vom großen schwarzen Wählerpotenzial in der Stadt profitieren. Und dazu manche Stimme von Wählern bekommen, die vom mitampelnden Amtsinhaber Norbert Bude enttäuscht sind. Er wirkt nicht markant anders als Bude — also kann man auch ihm das Amt überlassen. Norbert Bude ist der Favorit. Doch es gibt inzwischen einige, die auf Reiners wetten.

(RP)
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