Mönchengladbach Dampf über der Museumswiese
Mönchengladbach · Gregor Schneiders "END"-Skulptur hat die Wiese neben dem Museum Abteiberg zu einer prominenten Fläche gemacht. Als erstes Nachfolgeprojekt ist dort ab Sonntag die Außeninstallation "Steam" des US- Künstlers Robert Morris zu bestaunen. Die Eröffnung ist außerhalb der Museumsmauern.
Wenn bildende Kunst den Charakter der darstellenden Künste wie Theater oder Musik annimmt, wird sie ebenso wie diese zu einem flüchtigen Phänomen. Vor dem Museum Abteiberg nimmt dieses Gestaltungsprinzip, auf das der amerikanische Minimal- und Konzeptkünstler Robert Morris bereits 1967 kam, in diesen Tagen luftige Gestalt an. "Steam" nennt der inzwischen 78-jährige Morris seine Außeninstallation, die er erstmals 1967 auf einem Campus in Washington zeigte.
Arbeiter haben neben dem Fundament von Gregor Schneiders Riesentunnel END ein Karrée abgesteckt und die Rasenschicht abgetragen. Ein Gully gibt den Blick in den Boden frei. Doch der betonierte Kanalzugang ist gar keiner. "Wir haben dort eine Art Wassertopf eingebaut, in den über die Wasserleitung des Museums Trinkwasser fließt. Das wird zum Kochen gebracht und dann über Schläuche zu Edelstahl-Lanzen geführt, wie man sie in Anlagen zur Luftbefeuchtung findet", erläutert Norbert Schalm.
Der Inhaber einer Gladbacher Heizungsbaufirma hat die technische Leitung übernommen. Aber auch andere Unternehmen, darunter die Ernst Kreuder GmbH und das Unternehmen Hepp-Schwamborn, das Architekturbüro Schoor, die Kalthöfer Telekommunikation sowie der Entsorgungsbetrieb Herzog, haben dafür gesorgt, dass "Steam" ab Sonntag regelmäßig heißen Wasserdampf aus der Erde in die Außenluft befördert. Die Dampfausgänge sind durch bräunliche Lavasteine drapiert.
Prominente Spielfläche
"Robert Morris ist einverstanden, dass wir seine Installation auf dem Boden von Gregor Schneiders END ausführen", freut sich Museumsdirektorin Susanne Titz. Sie spricht von "einer nun prominenten Fläche" und nimmt dabei Bezug auf das starke internationale Interesse an Schneiders schwarzem Tunnel. Morris hätten Fragen wie die nach dem Verhältnis der Kunst zur Außenwelt und der Beziehung zum Betrachter umgetrieben, als er "Steam", ein quasi entmaterialisiertes Kunstobjekt, ersann, erklärt Titz.
Die technischen Voraussetzungen für die Neuinszenierung von "Steam" sind andere als vor 42 Jahren in Washington. "Damals hatte Morris eine Fermwärmeleitung zur Verfügung, das gibt's hier nicht", so Schalm. Auf Anfrage der örtlichen Innung Sanitär-Heizung-Klima haben seine Mitarbeiter sich daran gemacht, das Projekt nach einer Skizze des Künstlers auszuführen.
Wird das Wasser im Speicher zum Kochen gebracht, entweicht der Dampf sichtbar in die kühle Luft: als wabernder Nebel, als dicke, weiße Haufenwolke oder blasse Schwade. Dabei ist der Dampf, je nach Windstärke und -richtung, ständig in Bewegung. Ein Kunstwerk entsteht, das sich immerfort verändert. "Wie der bewölkte Himmel", zieht ein Passant einen Vergleich. Flüchtige Kunst eben.