Mönchengladbach Dänemark im Fokus

Mönchengladbach · Russland, China, mittlerweile auch die USA: Immer mehr Absatzmärkte gestalten sich für deutsche Firmen schwierig. Deswegen gilt es, zugänglichere Märkte zu finden. Die IHK informierte nun über einen besonders lukrativen Markt in Skandinavien.

Mönchengladbach: Dänemark im Fokus
Foto: Shutterstock/Gil C

Die Dänen gelten als das glücklichste Volk, das Geschäftsklima-Ranking der Weltbank stufte ihr Land 2014 als bestes in Europa ein - und schließlich kann dort online innerhalb von 24 Stunden eine Firma gegründet werden. Die Summe der Aktivposten dürfte Neugierde wecken. Unter dem Titel "Das Tor zum skandinavischen Markt" luden IHK Mittlerer Niederrhein, Standort Niederrhein GmbH und das dänische House of Exporters zur Informationsveranstaltung ins IHK-Haus an der Bismarckstraße ein.

"Dänemark ist ein lukrativer Markt für viele Branchen. Die dänische Unternehmens- und Geschäftskultur gilt international als vorbildlich: markt-, lösungs- und kundenorientiert." Mit diesen Worten hatte Wolfram Lasseur die Informationsveranstaltung über Geschäftsmöglichkeiten in der Einladung beworben. Zum Termin begrüßte der Außenhandelsexperte der IHK die Referenten Christiane Plischke und Carsten Borg vom House of Exporters aus der dänischen Region Tondern sowie Torben Lindbaek-Larsen, Special Advisor des Wirtschaftsförderungsprogramms "Invest in Denmark" und damit überregional zuständig. Als Empfehlung für den Standort Dänemark nannte Lindbaek-Larsen einen Arbeitsmarkt, der sehr viel flexibler sei als der deutsche und dabei über hoch motivierte und gut ausgebildete Mitarbeiter verfüge. Die Dänen seien in der EU die Nummer eins in "Hiring and Firing practices", so Lindbaek-Larsen, der hierin einen großen Vorteil sieht. Da sich dabei Arbeitgeber relativ schnell und unproblematisch von Mitarbeitern trennen können, seien sie auch eher bereit, über den noch nicht absehbaren Bedarf hinaus einzustellen. "Das ist alles gut strukturiert und passiert nicht in Wild-West-Manier", versicherte Lindbaek-Larsen, der die niedrige Arbeitslosenquote in Dänemark und die glückliche Verfassung der Menschen hervorhob. Seiner Einschätzung nach sind die dänischen Arbeitnehmer wesentlich flexibler als die deutschen und eher bereit, sich zu verändern. Es sei die Ausnahme, wenn jemand 20 Jahre im selben Unternehmen bliebe. Staunend hörten die Zuhörer ebenso, dass es in Dänemark nur besagte 24 Stunden braucht, um online ein Unternehmen zu gründen. Eventuell könnten für die Beratung durch einen Rechtsanwalt und Steuerberater Kosten in Höhe von 1000 Euro anfallen. Notare würden in der Regel nicht hinzugezogen.

Christiane Plischke, Leiterin des House of Exporters, stand stellvertretend für eine gelungene deutsch-dänische Geschäftsbeziehung. Sie wuchs in Westfalen auf, lebt und arbeitet seit sechs Jahren in Tondern. "Die Deutschen kennen die Region eher als Urlaubsland, als Wirtschaftsstandort wird sie aber oft übersehen, dabei bietet sie viel Potenzial", so Plischke. Im Dialog mit Carsten Borg, Export Consultant im House of Exporters, stellte sie Dänemark und insbesondere die Region Tondern als interessantes Tor nach Skandinavien vor. In Tondern hat zum Beispiel Velux einen Produktionssitz, es ist die Heimat des Global Players Ecco-Schuhe. Lokale Stärken seien ein starker Einzelhandel und viele inhabergeführte Geschäfte sowie Tourismuspotenzial, Kunsthandwerk und Design.

Aufgrund einer langen deutsch-dänischen Geschichte sei die deutsche Sprache bis heute bei vielen präsent. Sie werde sogar bereits in der Vorschule unterrichtet. Das House of Exporters empfahlen Plischke und Borg als kompetenten Partner und Mentor vor Ort beim Einstieg in den dänischen Markt. Sie betonten, dass Firmen in Dänemark keine hohen Steuern bezahlen müssen, aber die Arbeitnehmer, die wiederum gute Gehälter bekommen.

Beide betonten, dass die Digitalisierung in Dänemark wesentlich weiter entwickelt ist als in Deutschland. "Wir haben nicht viele Autobahnen aus Asphalt, unsere Autobahnen sind digital", scherzte Borg.

Themen waren ebenso Unterschiede in Kultur und Mentalität, da es da einige "Fußfallen" gebe. Die flacheren Hierarchien in der Geschäftsführung könnten zum Beispiel ohne Vorwarnung Probleme bereiten. "Es gilt das Du, auch zwischen Chef und Angestellten, doch das darf nicht falsch als Freundschaftsbeweis interpretiert werden", warnte Borg. Denn in geschäftlichen Dingen sei der Umgang "informell im Ton, aber hart in der Sache".

(RP)
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