Mensch Gladbach Da müssen wir uns dringend mal drum kümmern

Mönchengladbach · Der zu Recht so geschätzte Staatenlenker Kim Jong Un hat gestern der staunenden Weltöffentlichkeit mal wieder vorgemacht, wie es geht: Er hat eine eigene Zeitzone für Nordkorea eingeführt. Das wäre definitiv auch was für Gladbach. Schließlich gehen die Uhren hier ganz anders.

Der gefährlichste Satz, den in Mönchengladbach ein Politiker sagen kann, geht so: "Da müssen wir uns mal dringend drum kümmern." Das ist der Satz mit Dornröschen-Garantie. Danach geht erst mal ein paar Jährchen gar nix. Wie seinerzeit beim Verkehrsentwicklungsplan. Der aktuelle stammt so grob aus der Zeit der Postkutschen. Deswegen versprachen sich die Ampel-Partner SPD, Grüne und FDP in die Hand: Noch im ersten Halbjahr 2010 wird ein neuer verabschiedet. Was seither geschah: Das Bündnis ist - auch darüber - zerbrochen. Ein Baudezernent wurde verschlissen. Eine Koalition mit genau der üppigen Mehrheit, die es für so ein Projekt braucht, hat seit einem Jahr freie Fahrt ohne Ideologie-Gräben. Nur einen Verkehrsentwicklungsplan gibt es nicht. Dafür eine wachsende Zahl an Fragen, die er dringend beantworten müsste.

Anderes Thema, selber morbus dornroenensis: Friedhofskonzept. Wir haben tolle Friedhöfe, auf denen man flanieren, joggen, radfahren kann. Kilometerlang. Nur gepflegt werden muss all das. Und es gibt immer weniger Angehörige, die ihre Toten auf den städtischen Friedhöfen bestatten lassen und dafür Gebühren zahlen. Ergo: Da müsste man mal... Ja, genau. Seit mindestens einem Jahrzehnt. Langsames Internet. In Gladbach surft man in einigen Stadtteilen nicht, sondern paddelt allenfalls. Um uns herum, in Metropolen wie Grevenbroich und Wassenberg, liegt längst Glasfaser. In Mönchengladbach hingegen müsste man eigentlich mal...

Und wenn wir schon mal über all die Uralt-Baustellen stolpern: Was ist eigentlich aus dem Demografie-Management geworden? Also dem Versuch, gezielt Angebote zu schaffen, die solche Menschen in die Stadt ziehen lassen, die man besonders gerne hier hätte? Wollte sich das nicht die größte Koalition aller Zeiten zu eigen machen? Oder der Oberbürgermeister? Dann müsste es allerdings vielleicht noch eine klitzekleine Schlummer-Ehrenrunde drehen, genau wie die Frage, ob man es trotz der wenig gedeihlichen Erfahrungen beim letzten Mal nicht doch noch mal mit der Besetzung der Baudezernenten-Stelle versuchen will. Denn die Groko muss vor etwa einem Monat in Gänze in eine vielwöchige Sommer-Klausur aufgebrochen sein. Wahrscheinlich ein wichtiges Geheim-Projekt. Jedenfalls: keiner hier. Nur FDP, Grüne und Linke, die zunehmend verzweifelt den einen oder anderen Antrag ins Nirwana schicken. Und der Oberbürgermeister. Der ist da. Heißt es.

Da ja der eine oder andere nach Langzeit-Urlauben schon mal die ersten Wochen unter leichter Desorrientierung leiden soll, hier - als kleiner Service meinerseits - eine To-do-Liste, die bis Weihnachten abzuarbeiten ist: Einen richtig guten Baudezernenten noch vor Ende der Transferliste verpflichten. Einen, der Laune hat, zu ermöglichen und nicht zu verhindern. Und das auch kann. Die letzten Entwürfe des Verkehrsentwicklungsplans schreddern. Noch mal anfangen. Ganz von vorn. Turbo einschalten beim Friedhofskonzept und Demografiemanagement. Ausgaben so senken, dass im neuen Haushalt Spielräume entstehen, um die Stadt nachhaltig voranzubringen.

Die Zeit läuft!

(RP)
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