Mönchengladbach Criminale — das festliche Finale

Mönchengladbach · Mit der Verleihung der nach dem Schweizer Kriminalschriftsteller Friedrich Glauser benannten Literaturpreise ging in der Kaiser-Friedrich-Halle das Festival Criminale in die Zielgerade.

Der österreichische Autor und Regisseur Kurt Palm erhielt den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis. Ein Wiener Schlitzohr par excellence — das ist der Schriftsteller Kurt Palm. Der 56-Jährige, der sich zum Schreiben gern in die Wachau zurückzieht, hat ein winziges, 100 Seelen zählendes Dörfchen in Oberösterreich zum Titel und Handlungsort seines Krimis erwählt. Mit dem Titel "Bad Fucking" brachte er im Vorjahr einen skurril-komischen, mit reichlich Schmäh angereicherten Roman heraus.

Der gefiel der Jury, die im Auftrag der Autorenvereinigung "Das Syndikat" den Friedrich-Glauser-Preisträger 2010 zu ermitteln hatte, so gut, dass Kurt Palm nun den mit 5000 Euro dotierten Hauptpreis bei der Gala "Tango Criminale" entgegen nehmen konnte. Scheinheilig entschuldigte sich Palm für den spektakulären Titel: "Man muss Bad Fucking ja nicht englisch aussprechen, schließlich sagt ja auch niemand Bäd Aischl, sondern Bad Ischl."

Ehren-Glauser für Bremer Autor

Die Moderatoren des Festabends in der gut gefüllten Kaiser-Friedrich-Halle, Kathrin Heinrichs und der Gladbacher Kulturbüro-Chef Dr. Thomas Hoeps, überreichten vier weitere Preise. Besonders herzlich ging es zu, als schließlich der Bremer Autor Jürgen Alberts (64) für sein Lebenswerk den "Ehren-Glauser" erhielt. "Die Jury hat den Richtigen ausgewählt", frohlockte der Mann mit dem weißen Hut und bedankte sich bei der Jury mit einem Gedicht von Pablo Neruda, der "Ode für einen glücklichen Tag".

Glücklich zeigte sich auch die in Königswinter bei Bonn lebende Schriftstellerin Judith Merchant, die den Preis in der Kategorie Kurzkrimi gewann. Der fünfköpfigen Jury gefiel ihre kurze Erzählung "Annette schreibt eine Ballade", in der die 34-Jährige die Novellen-Meisterin des Poetischen Realismus, Annette von Droste-Hülshoff, zu Wort kommen lässt, am besten.

Ein ernstes Thema — Kindesmissbrauch — hat Petra Busch (43) in ihrem Romanerstling "Schweig still, mein Kind" behandelt. In der Kategorie "Debüt" ging der mit 1000 Euro dotierte Glauser-Preis 2010 an die in Ettlingen lebende Autorin. In der Sparte "Kinder- und Jugendkrimi" vergibt das Syndikat alljährlich den Hansjörg-Martin-Preis. Für ihr Kinderbuch "Die wilde Farm"gewann die 46 Jahre alte Berlinerin Silke Lambeck den Preis.

Rund um die Preisverleihung spannte sich ein prächtig unterhaltendes Rahmenprogramm. Auch Experten wie Polizeipräsident Hans-Hermann Tirre, Landgerichtspräsident Dr. Bernd Scheiff und Ingo Thiel, der erfolgreiche Leiter der "Soko Mirco", genossen neben NRW-Kulturministerin Ute Schäfer und Oberbürgermeister Norbert Bude die Darbietungen.

Die Schauspieler Cornelius Gebert und Paul Steinbach vom Theater Krefeld/Mönchengladbach boten eine brüllkomische Parodie auf Shakespeares "Richard III." von John v. Düffel, das Quartett Tango Fuego servierte feurige Latino-Klänge, und Schauspielerin Mechthild Großmann las Stücke aus den preisgekrönten Krimis. Mit der unverwechselbar kellertiefen Raucherstimme, die "Tatort"-Gucker von ihrer Rolle als Staatsanwältin im Münster-Tatort im Ohr haben.

Profibeiträge bot auch der Mönchengladbacher Filmklub "Objektiv". Seine Mitglieder hatten die vortrefflichen 20 Clips zu den nominierten Kandidaten gedreht. — Fazit: Eine sehr gelungene Feier, strotzend vor krimineller Energie

(RP)
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