Gladbacher Schulleiter berichten Kaltstart in den digitalen Unterricht

Mönchengladbach · Auf Einladung der Grünen berichteten drei Schulleiter per Videokonferenz über den digitalen Unterricht in Corona-Zeiten. Lernplattformen wurden entwickelt und Messengerdienste eingerichtet. Aber entscheidend ist nicht die Ausstattung.

 Jan Funken, Leiter des Math.-Nat.-Gymnasiums in Mönchengladbach.

Jan Funken, Leiter des Math.-Nat.-Gymnasiums in Mönchengladbach.

Foto: bauch, jana (jaba)

Auch bei der Videokonferenz, zu der der grüne Arbeitskreis Wirtschaft-Digitalisierung-Arbeit eingeladen hatte, holpert es zu Beginn ein wenig: Die Präsentation, die Moderator Marcel Klotz zur Einführung zeigen will, rückt und rührt sich nicht von der Stelle. Aber letztendlich lässt sich das Problem beheben und die 16 Teilnehmer der öffentlichen Sitzung können sich – fern und doch so nah – mit dem Thema Digitalisierung der Schulen in Mönchengladbach beschäftigen. Mit dabei sind drei Schulleiter von Gladbacher Gymnasien, die von der Corona-bedingt sehr schnell erfolgten Umstellung auf digitale Medien mit allen Erfolgen und Tücken berichten können.

Eigentlich wird unter der Überschrift Digitalisierung an den Schulen meist der Stand der Infrastruktur abgehandelt und in diese Richtung blickend führt Klotz auch ins Thema ein: Von den fast 100 Schulen in Mönchengladbach seien bisher nur 30 Prozent ans Breitband-Netz angeschlossen, der Rest folgt bis 2022. Die Infrastruktur innerhalb der Schulen sei noch rudimentär. Aber aktuell geht es gar nicht um die Ausstattung innerhalb des Gebäudes Schule. Corona hat hier wie überall alles auf den Kopf gestellt „Die Geräte in der Schule spielen keine Rolle“, stellt Jan Funken, Leiter des Math.-Nat.-Gymnasiums, fest. „Wir sind mit einem Kaltstart ins Thema Distanzlernen gestartet.“

Nachdem die Aufgaben zu Beginn der Schulschließung auf der Homepage des Math.-Nat. zum Download bereit gestellt wurden, hat die Schule innerhalb der folgenden Wochen eine Lernplattform aufgesetzt, die dann nach den Osterferien von den Schülern genutzt wurde. „Vorher haben nicht alle aktiv nach den Aufgaben für alle Kurse gesucht“, sagt der Schulleiter des Math.-Nat.-Gymnasiums.

Ähnlich lief es beim Hugo-Junkers-Gymnasium. Auch dort wurde bis zu den Osterferien eine Kommunikationsplattform geschaffen. „Man muss sich mit einer Emailadresse anmelden“, erklärt Schulleiter Torsten Petter. „Die Datenbankpflege beschäftigt zwei Lehrer den ganzen Tag.“ Weil nicht jeder Schüler über eine entsprechende Hardware verfügt, hat das Hugo-Junkers-Gymnasium im Bedarfsfall schuleigene Tablets zur Verfügung gestellt. Der Förderverein hat zusätzlich für 40 Drucker gesorgt.

„Wir haben vorher über mangelndes W-Lan in der Schule geklagt“, sagt Martin van de Linde, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums an der Gartenstraße. „Jetzt merken wir, dass das eigentlich Entscheidende Menschen mit digitalen Kompetenzen sind.“ Auch das Gymnasium an der Gartenstraße hat sich für eine Plattformlösung entschieden und zusätzlich einen Messengerdienst eingerichtet. „Es war eine Herausforderung, unter den vielen Angeboten das richtige zu finden“, sagt van de Linde. Er und seine beiden Schulleiterkollegen hätten sich mehr Austausch, mehr Unterstützung und mehr Empfehlungen vom Land gewünscht. „Jede Schule hat sich für ein anderes System entschieden und jedes funktioniert“, stellt Jan Funken fest. „Aber wir müssen immer auch den Datenschutz prüfen. Da hätten wir uns deutliche Hinweise gewünscht.“ Insgesamt zieht Torsten Petter aber das Fazit: „Wir müssen mehr von der Pädagogik her denken und weniger von der Technik.“

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