Mehr Verkaufstage für Mönchengladbach Händler wollen sonntags öffnen

Mönchengladbach · Der Verkauf ist in den meisten Geschäften wieder angelaufen. Nun fordern Händler und IHK von der Landesregierung, Sonntagsöffnungen für eine begrenzte Zeit grundsätzlich zu erlauben, um verlorene Umsätze aufzuholen.

 Schaffrath-Geschäftsführer Marc Fahrig Schaffrath und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz sind für eine zeitlich befristete Erlaubnis.

Schaffrath-Geschäftsführer Marc Fahrig Schaffrath und IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz sind für eine zeitlich befristete Erlaubnis.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Nach der ersten Woche im Einzelhandel sind Geschäftsleute und führende Vertreter der Händler zufrieden mit dem Wiederbeginn des stationären Verkaufs. „Unser Eindruck ist, dass Handel und Kunden sehr verantwortungsbewusst gestartet sind“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. „Die Hygiene- und Abstandsregeln werden eingehalten, das funktioniert gut.“ Jan Kaiser, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands in Mönchengladbach, sieht das ähnlich und betont: „Ich weiß von vielen Geschäften, die Mundschutz vorrätig haben. Aber wir appellieren an die Kunden, ihren eigenen Mundschutz mitzubringen.“

Wie die Regeln befolgt werden, hat Marc Fahrig, Geschäftsführer der Einrichtungshäuser Schaffrath, in der vergangenen Woche beobachtet. Es habe keinen großen Ansturm gegeben, sondern sehr disziplinierte Kunden: „Die Vorschriften sind absolut umsetzbar.“ Was aber für die Händler auch wichtig ist: Die Umsätze kehren wieder zurück. „Die Kunden waren sehr zufrieden, und wir können es auch mit den Zahlen der ersten Woche sein“, sagt Marc Fahrig.

Der Handel spricht sich nun dafür aus, die nächsten Schritte zu gehen. Und dazu gehört für Steinmetz und Fahrig auch die Möglichkeit, dass Geschäfte künftig für einen begrenzten Zeitraum auch sonntags öffnen dürfen. „Eine Erweiterung der Verkaufstage auf sieben Tage in der Woche würde Kunden mehr Möglichkeiten zum Einkaufen bieten und damit auch die Kundenströme entzerren“, sagt Fahrig. Bisher ist es nach einem Erlass des Landes nur einem kleinen Kreis von Händlern, etwa Supermärkten, erlaubt, auch sonntags zu öffnen. Das würde aber auch allen anderen Geschäften die Chance bieten, verloren gegangene Umsätze nachzuholen, glaubt Steinmetz: „Eine temporäre Erlaubnis, die Geschäfte auch sonntags öffnen zu dürfen, ist ein gutes Instrument in der Corona-Krise.“ Steinmetz wie auch Fahrig betonen, dass es dabei nicht um eine dauerhafte Erlaubnis gehe. „Das muss zeitlich begrenzt sein. Aber wir haben eben eine besondere Situation, die eine besondere Reaktion erfordert“, sagt Steinmetz.

Und die sieht laut IHK Mittlerer Niederrhein in vielen Geschäften kritisch aus. Im Kammerbezirk gibt es rund 13.000 Einzelhändler mit etwa 35.000 Beschäftigten. Von ihnen erwarten 77 Prozent einen Umsatz-Rückgang durch die Corona-Krise, davon rund ein Drittel um mehr als 25 Prozent. „Und mehr als 25 Prozent der Händler sind durch die Umsatzrückgänge von der Insolvenz bedroht“, warnt Steinmetz.

Bisher sind Sonntagsöffnungen von Veranstaltungen abhängig, die mehr Publikum anziehen müssen als die eigentlichen Geschäftsöffnungen. Dazu ist das Gebiet, in dem Kunden einkaufen können, dann auch eng abgegrenzt. Bis mindestens Ende August ist das aber gar nicht mehr möglich: Großveranstaltungen sind verboten, und damit sind indirekt auch verkaufsoffene Sonntage unmöglich.

In der Mönchengladbacher Händlerschaft stößt der Vorschlag auf Zustimmung. Eduard Felzen, Geschäftsführer des Saturn im Minto und Vorstandsmitglied des Mönchengladbacher Citymanagements, kritisiert die Landesvorgabe, einen konkreten Anlass für eine Sonntagsöffnung vorzuweisen. „Die Auslegung in Mönchengladbach war bisher sehr streng“, sagt Felzen. Gerade in der Gladbacher City hatte es zuletzt immer wieder Probleme mit Genehmigungen für verkaufsoffene Sonntage gegeben. Felzen warnt: „Wir brauchen Umsätze, sonst erleben wir ein brutales Händlersterben. Die Verluste sind ein riesiges Problem, das sich bei manchen auch erst in den kommenen Wochen bemerkbar machen wird.“ Wenn Textilhändler etwa ihre neuen Kollektionen bezahlen müssten, dann bräuchten sie dringend Liquidität. „Ein Mittel dazu ist die erleichterte Durchführung von verkaufsoffenen Sonntagen“, sagt Felzen, der seinen 2200 Quadratmeter großen Saturnmarkt auf 800 Quadratmeter Verkausfläche verkleinert hat und deshalb seit dem gestrigen Montag öffnen darf.

Die Öffnung ist für Händler dennoch ein „Licht am Ende des Tunnels“, wie Fahrig sagt. „Jetzt geht es um eine echte Perspektive.“

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