Corona-Krise in Mönchengladbach Wirtschaft braucht schnelle Entscheidungen

Mönchengladbach · Um die Gladbacher Wirtschaft in der Corona-Krise zu stabilisieren, muss die Stadt investieren und Bürokratie abbauen, sagen Vertreter von IHK und Handwerk. Die Schuldnerberatung hat bereits deutlich mehr zu tun.

 In der Zeit des „Lockdowns“ blieb die Hindenburgstraße leerer als gewöhnlich. Nun sollen wieder mehr Kunden in die Innenstadt kommen.

In der Zeit des „Lockdowns“ blieb die Hindenburgstraße leerer als gewöhnlich. Nun sollen wieder mehr Kunden in die Innenstadt kommen.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Durch die in den vergangenen Wochen beschlossenen Lockerungen kann das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Teilen wieder hochfahren. Die vergangenen Wochen haben vielen Unternehmen geschadet und sie teilweise vor existentielle Fragen gestellt. Besonders betroffen waren und sind die Bereiche, in denen die Arbeit stillstand, weil beispielsweise Geschäfte und Gaststätten geschlossen bleiben mussten.

Diesen Eindruck sieht Karin Fuhrmann-Dally, Leiterin der Schuldnerberatung in Mönchengladbach, in ihrer täglichen Arbeit gespiegelt: „Wir haben aktuell mehr Zulauf, besonders bei Menschen, deren Nebenverdienste wegfallen.“ Ihrer Ansicht nach sind besonders Mini-Jobber von der Krise betroffen.

Besonders gefährdet ist auch der Mittelstand, von dem es in Mönchengladbach viel gibt. „Klein- und Mittelständler haben Riesenprobleme, einige Wochen ohne Einnahmen über die Runden zu kommen“, sagt Frank Taufenbach, Geschäftsführer der IG Metall Mönchengladbach. Wichtig seien derzeit wirtschaftliche Rahmenprogramme von Bund und Ländern, um Arbeitsplätze zu sichern und die Wirtschaft wieder hochzufahren. Aber auch die Stadt könne dazu beitragen. „Wir brauchen Investitionsprogramme jeglicher Art“, sagt Taufenbach. Besonders in das Bildungs- und Gesundheitssystem müsse nun investiert werden, aber auch in die sozial-ökologische Transformation – in Themen also, die bereits vor der Corona-Krise relevant waren. Mit Investitionen in diese Bereiche könne das eingesetzte Geld zukunftsfest gemacht werden, so Taufenbach. Es liege in der Hand der Kommunen, die entsprechenden Gelder zu verteilen. Doch auch dabei sind Bund und Länder gefragt: „Es ist ja die Frage, wie Kommunen dabei unterstützt werden.“ Das gelte gerade für eine Stadt wie Mönchengladbach.

Zu der ohnehin überdurchschnittlichen Verschuldung und der schwierigen Lage auf dem Arbeitsmarkt kommen derzeit schließlich auch verloren gegangene Einnahmen und zusätzliche Kosten in der Verwaltung hinzu. „Die Stadt ist selber sehr stark gebeutelt“, sagt Claus Schwenzer, Vize-Präsident der IHK und Chef der Effertz Tore GmbH aus Mönchengladbach. Deswegen fällt es ihm schwer, Forderungen an die Stadt zu stellen. Es sei jedoch wichtig, Prozesse für „Genehmigungen aller Art“ zu beschleunigen, beispielsweise mithilfe der Digitalisierung. Als Beispiel nennt Schwenzer Genehmigungen für Außengastronomie, die gerade in Corona-Zeiten mehr Gesundheitsschutz bieten als Innenräume von Gasstätten. „Da müsste die Stadt sehr großzügig mit den Genehmigungen sein und auch die Terrassengebühren erlassen.“ So werde die Innenstadt belebt, was dann wieder mehr Menschen in die Geschäfte locken würde.

Der Konsum könne dadurch angekurbelt werden, so Schwenzer. Das ist ein wichtiger Punkt, findet auch Kreishandwerksmeister Frank Mund: „Wir müssen einfach sicherstellen, dass der Konsum wieder ansteigt. Wir müssen Erfolge feiern und nach außen tragen.“ Dazu sei es beispielsweise wichtig, dass die Stadt öffentliche Aufträge für die Wirtschaft nach Mönchengladbach vergibt. „Wir brauchen positive politische Entscheidungen, beispielsweise für Baumaßnahmen. Die schlagen auf den Konsum unmittelbar durch“, sagt Mund.

Die Experten wünschen sich Investitionen und weniger Bürokratie. Darin könne der Schlüssel liegen, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Auch die Lockerungen der vergangenen Woche tragen einen Teil dazu bei, dass sich wieder eine gewisse Normalität einstellt. Die Lage werde dennoch auch in den kommenden Monaten schwierig bleiben. Karin Fuhrmann-Dally rechnet damit, dass die Zulaufzahlen von neuen Klienten erneut steigen: „Ich denke, da kommt noch eine große Welle auf uns zu.“

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