Corona-Krise in Mönchengladbach Sorge um Großveranstaltungen

Mönchengladbach · Open-Air-Konzerte im Sparkassenpark und an Schloss Rheydt, aber auch kleine Kulturveranstaltungen sind massiv unter Druck. Die Veranstalter wollen früh Klarheit für die Events. Sonst droht ein wirtschaftliches Fiasko.

 Große Konzerte im Sparkassenpark gehören seit Jahren zum Gladbacher Terminkalender.

Große Konzerte im Sparkassenpark gehören seit Jahren zum Gladbacher Terminkalender.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Michael Hilgers wechselt derzeit von einer Telefonkonferenz in die nächste. Gesprächsbedarf gibt es für den Konzertveranstalter genug: In knapp zwei Monaten würde normalerweise die Open-Air-Saison – unter anderem im Sparkassenpark – beginnen. Doch angesichts der Corona-Pandemie ist völlig unklar, ab wann wieder Konzerte mit Publikum möglich sein werden. Und das bringt die Konzertveranstalter in große Nöte, nicht nur Hilgers.

„Die fehlende Planungssicherheit ist das größte Problem. Denn wir benötigen klare, behördliche Vorgaben, erst dann können wir damit beginnen, Konzerte zu verlegen. Da hängen schließlich viele Vertrags- oder Stornierungsgespräche dran“, sagt Hilgers.

Auch Günter vom Dorp, Organisator der Sommermusik Schloss Rheydt, sagt: Grundsätzlich sei eine frühe Absage hilfreicher als eine späte Zusage. „Drei Wochen vor dem Termin können wir nicht mehr so viele Karten verkaufen, wie es nötig wäre“, sagt vom Dorp. Die Folge wäre ein wirtschaftliches Fiasko. Bei einer behördlichen Absage hingegen bliebe zumindest die Künstlergage nicht am Veranstalter hängen.

Auch Hilgers sagt: „Es bringt uns überhaupt nichts, wenn wir zwei Wochen vor dem Konzert gesagt bekommen, dass es stattfinden darf. Denn dann bekommst du keine Dienstleister mehr, und auch die gesamte Logistik sowie das Einholen von Genehmigungen benötigt seine Zeit.“

Der Konzertveranstalter, der für die kommende Saison unter anderem Udo Lindenberg, Mark Forster und die Toten Hosen verpflichtete, bezeichnet die derzeitige Situation für seine Branche als „Super-GAU“. „Wir waren die Ersten, die ihr Angebot einstellen mussten, und wir werden die Letzten sein, die wieder loslegen dürfen. Zudem können wir derzeit gar nichts verkaufen.“

In einer normalen Woche setzen Hilgers und sein Team 3500 Karten ab, derzeit sind es etwa 50. Würde im Laufe des Jahres gar nichts mehr stattfinden dürfen, läge der Umsatz laut Hilgers wohl nur bei einem Viertel der sonst erreichten 16 bis 17 Millionen Euro. Alleine für die Sommermonate beschäftigt er sich derzeit mit etwa 45 Open Airs und 20 weiteren Veranstaltungen – nicht nur in Mönchengladbach. An Schloss Rheydt sollten in diesem Jahr unter anderem Jethro Tull spielen. Das Konzert ist bereits ausverkauft.

„Wir sind ein kleiner Veranstalter ohne großen Gewinn“, sagt vom Dorp. Rücklagen, das aufzufangen, gäbe es nicht. „Und wenn die Sommermusik weg wäre, dann würde es sie auch nicht wieder geben.“

Größere Veranstalter wie der Sparkassenpark haben es da etwas leichter. Dass Hilgers’ Gesellschaft etwa auch mit der Olé-Party-Tour breit aufgestellt ist, kann in Krisenzeiten zum Vorteil werden. „Ich bin froh um das Wachstum der vergangenen Jahre. Wir sind gut aufgestellt, auch wenn die Corona-Pandemie uns viel Geld kosten wird“, sagt Hilgers, der sich seitens der Bundesregierung ein Sonderprogramm für die Branche erhofft – und schnellstmöglich Planungssicherheit.

Sinan Heesen, Geschäftsführer der Heesen-Gruppe, hatte schon zu Beginn der Corona-Krise Ende März Alarm geschlagen. Nicht für seine große Agentur und nicht als Pächter der Kaiser-Friedrich-Halle, sondern als Betreiber des Theaters im Gründungshaus (TiG). „Es war nie gewinnbringend und musste querfinanziert werden“, sagt der Unternehmer. Knapp 10.000 Euro Fixkosten monatlich verursacht das TiG; hinzu kommen drei Mitarbeiter, die bei der Heesen-Gruppe angestellt sind.

Seit Beginn des Shutdowns verzeichne das TiG einen hundertprozentigen Umsatzrückgang, so Heesen. „Die Pacht für April haben wir bezahlt, aber die Situation spitzt sich zu. Das wird uns noch richtig Kraft und Schweiß kosten, es zu halten.“ Heesen hatte deshalb zu Stuhlpatenschaften aufgerufen. Mit 39,50 Euro können Kulturfreunde Pate für einen Stuhl werden. Dafür erhalten die Sponsoren eine Einladung zu einer Veranstaltung, und ihr Name wird an einer Wand des Theaters veröffentlicht. 92 Kulturfreunde haben sich bislang gemeldet. „Das ist schon eine Mega-Sache und hat uns sehr geholfen“, sagt Heesen. Eine Wiederaufnahme des Kulturbetriebs sieht der Unternehmer vorläufig nicht: „Wir planen erst ab 1. September wieder Veranstaltungen.“

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