Telefonaktion zur Corona-Imfpung Was Ärzte den RP-Lesern geraten haben

Mönchengladbach · Drei Ärzte aus Mönchengladbach haben mehr als 70 RP-Leser telefonisch und per Mail zu ihren Impfsorgen und -anliegen beraten. Das Klientel war bunt gemischt, ebenso die geschilderten Probleme. Wir geben einen Überblick zu den meistgestellten Fragen zur Impfung.

 Booster-Impfungen kommen bereits für sehr viele Menschen in Frage. Manche wollen aber gewisse Vakzine lieber nicht haben. (Symbolbild)

Booster-Impfungen kommen bereits für sehr viele Menschen in Frage. Manche wollen aber gewisse Vakzine lieber nicht haben. (Symbolbild)

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Corona-Impfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen und ist – neben Kontaktbeschränkungen – aktuell das beste Mittel im Kampf gegen die Pandemie. Dennoch haben viele Menschen Bedenken vor ihrer Erstimpfung – oder sie wissen nicht so recht, wann sie sich wie impfen lassen sollen. Drei Mediziner aus Mönchengladbach – Bernd Randerath, Regine Becker und Ralph Köllges – haben RP-Lesern ihre Fragen zum Thema Impfen beantwortet. Das waren die häufigsten Anliegen.

Soll ich mich trotz Vorerkrankung impfen lassen? Ja. „Die meisten Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich impfen lassen“, sagt Bernd Randerath. Zu den wenigen Ausnahmen gehören Menschen, die zum Beispiel eine Allergie gegen den Impfstoff hätten. Die Frage, ob eine Impfung trotz Vorerkrankung von den Ärzten empfohlen wird, kam nach Angaben der drei Mediziner häufig. Sie sind sich einig: Gerade wegen der Vorerkrankung sollten sich die Menschen impfen lassen.

Ist das Vakzin von Moderna zu empfehlen? Mehrere Anrufer haben nach Angaben der Mediziner ihre Skepsis gegenüber dem Impfstoff von Moderna kundgetan. „Er ist zwar unpopulär, aber der Impfstoff von Moderna ist für die Über-30-Jährigen der beste“, sagt Regine Becker. Je älter der Patient, desto besser würden diese auf eine Impfung mit Moderna ansprechen. „Die Fakten sprechen eindeutig für einen Booster mit Moderna in dieser Altersgruppe“, bestätigt Ralph Köllges.

Sind Kreuzimpfungen sinnvoll? Die Datenlage zeige, dass Kreuzimpfungen – also ein mRNA-Impfstoff (Biontech oder Moderna) nach einem Vektorimpfstoff (Astrazeneca oder Johnson & Johnson) – besonders wirksam waren, erklärt Becker. Daher sei das Boostern mit einem mRNA-Impfstoff zu empfehlen – bei den Über-30-Jährigen mit dem Vakzin von Moderna. Auch wenn die Erstimpfung mit Astrazeneca und die Zweitimpfung mit Biontech erfolgt ist, könnte problemlos die Boosterimpfung mit Moderna erfolgen. Randerath empfiehlt, dass die Drittimpfung mit dem selben Vakzin wie die Zweitimpfung gemacht werden sollte – sofern das möglich ist. Ein Wechsel auf einen anderen mRNA-Imfpstoff (also von Biontech zu Moderna oder umgekehrt) sei aber ebenfalls möglich.

Soll ich mich boostern lassen? „Boostern ist jetzt die richtige und wichtige Devise“, sagt Köllges. „Bei der aktuellen Vorgehensweise (Boostern nach fünf bis sechs Monaten) zeigt sich gegen schwere Verläufe mit den aktuellen Varianten nach allem Wissen ein sehr guter Schutz.“ Ein Warten auf neue Impfstoffe, die für März angekündigt sind, sei in der Regel nicht zu empfehlen, sind sich die drei Mediziner einig.

Wieso wird eine Boosterimpfung erst ab 18 Jahren empfohlen? Bei der jungen Altersgruppe gibt es eine Ausnahme zu der oben genannten Empfehlung, sich zeitnah boostern zu lassen. „Jugendliche haben eine bessere Immunreaktion“, erklärt Randerath. Deshalb dringt die Auffrischung nicht – außer bei Jugendlichen mit Vorerkrankungen oder solchen, die etwa Immunsuppressiva nehmen. Dann sei eine Impfung nach Absprache mit dem Hausarzt möglich. „Jugendliche können für ihre Boosterimpfung auf angepasste Impfstoffe hoffen“, sagt Becker. Diese Vakzine könnte es im März geben.

Mein Antikörper-Pegel ist hoch. Soll ich mich trotzdem boostern lassen? Ja. Ein hoher Antikörperspiegel ist zwar etwas Positives. Gleichwohl gibt es keinen Grenzwert, ab dem man von einem sicheren Impfschutz ausgehen kann. „Antikörper sind ein Hilfsmittel zur Messung einer Immunreaktion, aber für eine qualitative Aussage sehr eingeschränkt hilfreich“, sagt Köllges. „Eine robuste Antwort des T-Zellsystems bei der Booster-Impfung ist der Weg zum Schutz.“

Haben die Impfstoffe nur eine Notfallzulassung? Nein, die in Deutschland verwendeten Corona-Impfstoffe sind alle offiziell zugelassen.

Sind die Impfstoffe sicher? Ja. Zu den Impfreaktionen gehören relativ häufig grippe-ähnliche Symptome, Müdigkeit, Übelkeit oder Durchfall. „Die zeigen einfach nur, dass das Immunsystem auf die Impfung reagiert und sich anstrengen muss, das sind also eigentlich gewünschte Effekte, auch wenn sie für den Einzelnen unangenehm sein können“, erklärt Becker. Die Beschwerden dauern nur wenige Stunden oder Tage an. Impfkomplikationen sind „gravierende und zumindest vorübergehend bedrohliche Erkrankungen, die aufgrund der Impfung zustande kommen“, führt die Ärztin aus. Dazu zählen Thrombosen (bei Vektorimpfstoffen) und Herzmuskelreizungen (bei mRNA-Impfstoffen). Aber: „Solche Impfkomplikationen sind bei den mRNA-Impfstoffen extrem selten und in der Regel spontan rückläufig, das heißt sie werden kontrolliert, aber sie müssen noch nicht einmal besonders behandelt werden. Dennoch muss man sie ernst nehmen.“ Gemessen an den Krankheitsbildern oder Komplikationen, die eine Covid-Erkrankung hervorrufen kann, sind die Impfrisiken aber sehr klein. Randerath ergänzt, dass mittlerweile so viele Impfungen verabreicht wurden, dass man in Zukunft von neuen, bisher unbekannten Risiken nicht mehr ausgehen muss.

Bei der Telefonaktion haben die drei Mediziner mehr als 70 Personen individuell beraten können. Mehreren Ungeimpften sei ein Fahrplan an die Hand gegeben worden, wie die Impfung erfolgen kann – und warum sie wichtig ist. Alle drei Ärzte beschreiben aber auch, dass bei den Anrufern eine gewisse Verunsicherung herrschte, weil die Informationslage sich so rasend schnell entwickelt und Empfehlungen sich vom einen auf den nächsten Tag ändern. Ralph Köllges sag dazu: „Die Stiko ist ein hochwissenschaftliches Gremium hervorragender Experten – aber es sind keine Kommunikationsexperten.“ Damit die Fakten besser in den Vordergrund gerückt werden, bräuchte es seiner Ansicht nach für das Gremium Sprecher mit professioneller Medienschulung. Die drei Mediziner stimmen überein, dass die Kommunikation oftmals nicht gelungen sei und daher ein erhöhter Aufklärungsbedarf bestehe.

Info Im Zweifel sollten Patienten sich immer an ihren Hausarzt wenden und mit diesem individuelle Fragen zu der Corona-Impfung besprechen.

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