Kommentar Bitte kein Weihnachten im Mai!

Meinung | Mönchengladbach · Angesichts einer steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen müssen wir uns alle darum bemühen, dass sich eine so zugespitzte Situation wie Ende 2020 nicht wiederholt.

 Auch geimpftes Krankenhauspersonal ist nicht unendlich belastbar.

Auch geimpftes Krankenhauspersonal ist nicht unendlich belastbar.

Foto: dpa/Robert Michael

Erinnern Sie sich noch an Weihnachten? Mehr als 1200 Corona-Infizierte in der Stadt, mehr als 30 Covid-Patienten auf den Intensivstationen gab es um diese Zeit. Am 15. April 2021 waren wir bei 688 aktuell Infizierten und bei halb so vielen Covid-Patienten in intensivmedizinischer Betreuung. Weihnachten war das Personal, das Covid-Patienten betreute, noch nicht geimpft, sorgten auch Corona-Infektionen unter Mitarbeitern und die dann nötigen Quarantänemaßnahmen für Personalengpässe. Nicht die Zahl der aufstellbaren Betten erwies sich als das größte Problem, sondern die verfügbare Zahl an geschulten Kräften vor allem auf Intensiv- und Covid-Isolierstationen. Heute ist das Klinikpersonal geimpft – also alles gut?

Einiges ist sicherlich besser, aber leider noch nicht alles gut. Die Zahl der Neuinfektionen steigt deutlich – und dieser Trend wird vermutlich noch anhalten. Die Belastung in den Kliniken wird dann weiter zunehmen. Selbst wenn es dank Impfungen zu weniger Ausfällen kommt: Auch nicht infiziertes Krankenhauspersonal ist nicht unendlich belastbar. Nach einem Jahr Kampf gegen die Pandemie droht Erschöpfung. Und wer wäre nicht ausgelaugt nach einem Jahr Arbeit am Limit?

Was tun? Leider bleibt wohl nichts anderes, als sich weiter am Riemen zu reißen, sich an die Schutzregeln zu halten und angesichts einer mühsam Fahrt aufnehmenden Impfkampagne trotz verständlicher Sehnsucht nach einem freieren Leben nicht leichtsinnig zu werden. Daher wäre es auch das falsche Signal, allzu laut darüber klagen, dass Gladbachs Start  als Corona-Modellkommune der steigenden Inzidenz wegen in die Ferne gerückt ist. Heute ist noch nicht Weihnachten. Aber wir sollten gemeinsam dafür sorgen, dass wir kein Weihnachten wie 2020 im Mai  2021 erleben.
holger.hintzen@rheinische-post.de

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