Kolumne Corgi James Der große Wurf

Mönchengladbach · Hardt ist die Heimat von „Woodnewfs“, der international bekannten Neufundländer-Zuchtstätte von Markus Weissweiler. Dort kamen jetzt zehn Welpen zur Welt. Corgi James macht einen Ortsbesuch.

 Corgi James besucht zehn Neufundländer-Welpen, die später mal genau so stur sein können wie er selbst.

Corgi James besucht zehn Neufundländer-Welpen, die später mal genau so stur sein können wie er selbst.

Foto: Susanne Jordans

Zehnmal 12 bis14 Kilogramm leichte Köfferchen wuseln in ihrem Außengehege umher, als ich den Garten am Rand des Hardter Walds betrete. Die Welpen sind neun Wochen alt. Bei ihrer Geburt wogen sie zwischen 650 und 800 Gramm. Wenn Neufundländer ausgewachsen sind, bringen Hündinnen mindestens 50, Rüden 70 Kilo und aufwärts auf die Waage. Neufies, wie Fans der Rasse sie nennen, sind massiv und majestätisch – kein Wunder, dass sie auch als Bärenhunde bekannt sind.

„Wer bist du, und warum siehst du nicht so aus wie wir?“ Die Welpen sind typisch für Neufies ganz ausgeglichen und aufmerksam. Schnell kommen wir ins Gespräch. Ich erkläre den Youngstern, warum wir so verschieden aussehen und trotzdem viel gemeinsam haben. Wir Corgis machten uns früher auf Bauernhöfen als Viehtreiber und Rattenentsorger nützlich. Neufies zogen in der Vergangenheit an der eisigen Nordostküste Kanadas Schwerlasten und unterstützten Wasserrettungsmannschaften. Ihr dafür nötiges wasserundurchlässiges Stockhaar und die Schwimmhäute zwischen den Fußballen haben sie bis heute behalten. Und ihre Liebe zur Wasserarbeit.

Beim Stichwort Wasser sind alle Welpen blitzartig dabei: „Gibt es da, wo du herkommst, Wasser?“ fragen sie unternehmungslustig und rücken ein Stück näher an mich heran. Ich möchte sie nicht verwirren; deswegen erzähle ich ihnen nicht, dass Corgis aufgrund ihrer einzigarten Physiognomie beim Schwimmen eher hin und herpendeln, statt sich wie Neufies mit kraftvollen Stößen vorwärts zu bewegen. „Ihr zieht bald um zu euren neuen Besitzern. Bringt ihnen von Anfang an bei, dass ihr euch mit Wasser beschäftigen wollt.“

Ihre Sturheit wird ihnen dabei zugutekommen. Mit entschlossenem Starrsinn sind Neufies nämlich ebenso gut ausgestattet wie Corgis; die sanfte, aber stetige Erziehung der künftigen Halter sollte daher für den Wurf kein Problem darstellen. „Die ziehen ohnehin zu Liebhabern der Rasse und Züchterkollegen in aller Welt. Neufies benötigen auch eine intensive Fellpflege. Meine Welpenkäufer wissen, was auf sie zukommt“, sagt Markus.

Mittlerweile ist Fütterungszeit. Markus befüllt zehn Näpfe mit Welpenfutter. Die fünf weiblichen und fünf männlichen Heranwachsenden inhalieren ihre Nahrung in wenigen Sekunden. 440 Gramm Pellets vertilgt jeder Welpe zurzeit täglich. Wenn die Neufies erwachsen sind, werden es zwischen 700 und 800 Gramm sein. Plötzlich hungrig, rechne ich kurz durch: Ich benötige ein Viertel dieser Menge.

Der Wurf wurde in den ersten Wochen mit Welpenmilch aus der Aufzuchtflasche zugefüttert. Zehn Welpen stehen die acht Zitzen der Mutter zum Säugen zur Verfügung; nur sechs Zitzen geben in der Regel genügend Milch ab. Das ist zu wenig für zehn Welpen. Markus züchtet seit 33 Jahren Neufundländer; der aktuelle ist sein 18. Wurf. Andere 14-Jährige sparen auf ein Mofa – er kratzte damals sein Taschengeld zusammen, um seinen ersten Neufie zu kaufen, eine braune Hündin. Vier Jahre später stieg er in die Zucht ein. Um den Genpool ihrer Rassen immer wieder aufzufrischen und Folgegenerationen zu optimieren, sind verantwortungsvolle Züchter international vernetzt. Maggie, die Mutter des aktuellen Wurfs, reiste für ihr Stelldichein mit dem ausgewählten Rüden nach Bratislava. „Top-Gesundheitswerte beider Elternteile sind natürlich die Basis“, erklärt Markus. Es folgen viele weitere Entscheidungsmerkmale für eine Kombination, darunter Proportionen, Knochenstärke und Wesen, Gangwerk und Haarkleid.

Im Außengehege ist Ruhe eingekehrt. Die Welpen gönnen sich nach ihrer Mahlzeit ein wohlverdientes Schläfchen. Auch mein Besuch hat sie natürlich gefordert. Ihre Nacht verbringen sie später im Innengehege, eine Holzkiste von den Ausmaßen eines Kleinwagens.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

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