Mönchengladbach Der Stadtausflug

Mönchengladbach · Corgi James unternimmt einen Bummel durch die Gladbacher City. Dabei lässt er sich von ganz unterschiedlichen Szenen und Begegnungen inspirieren.

 Auf der Tour durch die City wird an den Eseln von Rita McBride auf dem Sonnenhausplatz eine Rast eingelegt.

Auf der Tour durch die City wird an den Eseln von Rita McBride auf dem Sonnenhausplatz eine Rast eingelegt.

Foto: Susanne Jordans

„Komm, heute gehen wir in die Stadt!“ Yippie, es geht raus, und ich darf mit! Ich weiß, was uns in der Gladbacher City erwartet. Wir ziehen durch die Geschäfte, besuchen die große Shopping-Mall, und am Ende gibt’s zur Belohnung Fast Food. Ich liebe all das, und dabei sein ist sowieso alles. Kaum sind wir ein paar Meter auf der Hindenburgstraße unterwegs, werden wir schon angesprochen: „Das ist doch ein Corgi? Die sind ja so süß. Ist der verschmust?“ Ich bleibe höflich wedelnd vor den beiden Teenagern stehen, während meine Besitzerin Aufklärungsarbeit leistet. Treibhund, denkt mit, stur wie ein Esel, macht, sofern davon überzeugt, jeden Blödsinn mit, und so fort. Manchmal überlege ich, ein Buch zu schreiben. Über Hunde, Menschen und die Möglichkeiten perspektivischer Verzeichnung bei der gegenseitigen Kommunikation.

Die wenigsten Textilgeschäfte dürften uns nicht kennen. „Zu groß, zu klein, macht blass, sitzt nicht“, brummt es seitens meiner Besitzerin aus diversen Ankleiden. Das dauert. Ich richte mich vor den Kabinen gemütlich ein. Meine Ohren nach hinten gerichtet, bietet sich nach vorne genügend Platz für weitere Impressionen. Irgendwo huscht ein lachendes Kind vorbei. Woanders nörgelt ein Pudel hinter seinem Menschen her. Zwischen Klamottenstapeln, Kleiderständern und Regalen treffen sich unsere Blicke. „Mein bisheriger Shopping-Rekord liegt bei fünf Stunden“, sagt er schlecht gelaunt. Das ist in der Tat ambitioniert. Schnell rechne ich unsere bevorstehenden Etappen mit Blick auf die Belohnung am Ende durch. Um dann aufzuatmen, denn bei unserer Tour geht es jetzt weiter.

Bei Degenhardt in der Friedrichstraße angekommen, schlendere ich nach ausgiebiger Begrüßung des Teams zu der Ecke, in der die Buchhandlung ihre Tierliteratur präsentiert. Vier Französische-Bulldogen-Figuren umrahmen zudem hübsche Hundekalender. Mein Blick fällt auf das Taschenbuch „Gespräche mit meiner Katze“. Eine Bestätigung meiner Manuskript-Idee von unerwarteter Seite. In dem Roman geht es um die Abessinierkatze Sibila, die eines Tages im Leben der Protagonistin Sara auftaucht. Sara hat viele Baustellen, privater wie beruflicher Natur. Im Verlauf vieler Gespräche hilft Sibila Sara, ihr Leben neu zu gestalten. Im Text ist davon die Rede, dass Sibila „auf mysteriöse Weise“ das Leben von Sibila kennt. Ein klassischer Fall von perspektivischer Verzeichnung. Es ist nichts Geheimnisvolles an unserer Fähigkeit, mit Menschen zu kommunizieren. Sie müssen es nur zulassen.

„So ist es“, sagt die junge Berner-Sennen-Hündin, die wir vor einer Pommes-Frites-Bude treffen. Sie ist mit ihren Aufrechtgehenden auf der Hindenburgstraße unterwegs, um gutes Hundebenehmen in der Stadt zu lernen. Gerade versucht sie ihre Menschen davon zu überzeugen, wie gut sich Fritten und heranwachsende Hunde miteinander verstehen. Nach einem kurzen Foto-Shooting mit den Eseln auf dem Sonnenhausplatz gehen wir ins Minto, um einiges zu erledigen. Und dann gibt es ihn endlich zur Belohnung: den Burger. Ich bekomme immer etwas ab, denn ich lebe nach dem ABAM-Konzept: Abstauber Bekommen Alles Mögliche. Schließlich sind wir Hunde äußerst flexibel und passen uns den Gelegenheiten, die uns die Menschen bieten, an. Stauben wir ab, was kommt! Neben Hundefutter bringen unterwegs gereichte Happen und Lebensmittel vom Tisch Abwechslung in unser Ernährungsprogramm. Wie herrlich inspirierend!

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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