Kabarettist Jürgen Becker in Mönchengladbach Ursachenforschung mit Kamelle

Mönchengladbach · Der Kabarettist Jürgen Becker grübelte im TiG über Zukunftsängste, Politik, Gesundheitssystem und Digitalisierung und stellte eine Versicherung für den Fall der abgesagten Hochzeit vor.

 Zukunftsangst war eines der Themen von Comedian Jürgen Becker.

Zukunftsangst war eines der Themen von Comedian Jürgen Becker.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Unverkennbar Kölsch im Ton betonte Jürgen Becker seine Freude über das Gastspiel im gut besuchten TiG. Wer wisse schon, wie lange ein solcher Auftritt noch möglich sei, schob der Kabarettist hinterher und war mit Blick, auf das, was kommen mag, bei der Zukunftsangst. Die sollte er an diesem Abend noch eingehender sezieren.

Unter dem Motto „Die Ursache liegt in der Zukunft“ schaute Becker auf aktuelle Probleme mit Auswirkungen. Für den Einstieg wählte er den knappen Blick auf die Politik. Mit den Worten „Wollen wir uns mal einen schönen Abend machen, oder sind Sie in der CDU?“ gab er die Richtung vor, in die er die meisten Attacken schießen würde. Für die Union stellte er fest, sie habe die meisten Wähler an den Bestatter verloren. Vielleicht könnte sie ein Wahlrecht für Verstorbene erwirken, die hätten keine Zukunftsängste und eine Wahlurne gebe es schon.

Der Schlenker führte geradewegs zur Feststellung, dass besonderer Charme und Originalität von Zukunft ja gerade in deren Ungewissheit lägen. Becker persiflierte einen in Deutschland verbreiteten Hang zu Versicherungen gegen alle erdenklichen Eventualitäten bis hin zur Versicherung für den Fall der abgesagten Hochzeit. Beim „Nein“ des Bräutigams komme der Herr Kaiser von der Hamburg Mannheimer und vollziehe die Ehe.

Der Kabarettist grübelte über Kosteneffizienz in Kliniken, zu wenig bezahlbaren Wohnraum, Digitalisierung und damit einher gehende Veränderungen.  Um sich vor Datenklau zu schützen, habe er bereits das Passwort „Blutwurst“ gegen „Flönz“ getauscht. Becker lästerte über Logarithmen bei neuen Dating-Formaten in der Partnerwahl, hinterfragte mit seiner Kunst das Credo der Ökonomen von der Notwendigkeit stetigen Wachstums sowie den Konsum von Billigprodukten, die nach dem Flug um die halbe Welt höchstens einmal oder gar nicht getragen werden. Das Corona Virus habe den Menschen gelehrt, dass er Teil des Lebens sei und Viren nicht nur Computer bedrohen, so der Kabarettist.

Beim Auftritt mit ernsten Themen und witzigen Gedankenspielen zielte er mit treffenden Pointen, Bonmots und dezent eingestreuten Wortspielen. Klar war die Ansage: „Wir brauchen eine neue Utopie für die Zukunft“. Beim Mitbegründer der Stunksitzung fehlte die Wendung zum Karneval nicht. Schließlich habe der Kölsche Klüngel das perfekte Hygienekonzept: Eine Hand wäscht die andere. Nach der Zugabe gab es Kamelle – auf Abstand geworfen.

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