Stationsleiterin im Eli Mönchengladbach Sie weiß abends nie, was sie morgens erwartet

Mönchengladbach · Christa Kremers ist Krankenschwester am Elisabethkrankenhaus. Auf ihrer Station liegen mehrere Corona-Patienten, aber auch an Grippe Erkrankte. Einblicke in ihren derzeitigen Alltag.

 Stationsleiterin Christa Kremers gibt sich zuversichtlich, dass die Krise überwunden werden wird.

Stationsleiterin Christa Kremers gibt sich zuversichtlich, dass die Krise überwunden werden wird.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Christa Kremers ist den Umgang mit Infizierten gewohnt und entsprechend gelassen. „Wir gehen seit Jahren professionell mit Infektionskrankheiten um“, sagt die Krankenschwester, die seit 1999 am Elisabethkrankenhaus arbeitet und seit fast zwanzig Jahren als Stationsleitung tätig ist. „Influenza und Noro-Viren beschäftigen uns jedes Jahr.“ Die Krankenpflegekräfte haben also viel einschlägige Erfahrung, aber die Corona-Krise wird dennoch als Verschärfung der Situation empfunden. Der Unterschied: bei Grippe- oder Noro-Viren ist die Ausbreitung der Krankheit nach vier bis sechs Wochen unter Kontrolle. Jetzt ist ein Ende nicht in Sicht. „Die unbekannte Dauer der Corona-Krise belastet schon“, sagt die 59-jährige Krankenschwester.

Kremers leitet die Station, auf der momentan die Infizierten und auch die Verdachtsfälle untergebracht werden. Zur Gruppe der Infizierten gehören nicht nur die an Covid-19 Erkrankten, sondern auch die Grippekranken, die bisher etwa ein Drittel der Patienten auf der Station ausmachen.

 „Wir sind auf die durch das Coronavirus veränderte Situation gut vorbereitet worden“, lobt die Stationsleiterin. Die Schutzmaßnahmen wurden ausgeweitet, das Personal aufgestockt, die Abläufe überdacht und überarbeitet. „Wenn wir jetzt morgens einen Covid-19-Patienten versorgen, dann wird alles von einer Pflegekraft erledigt: das Waschen, das Beziehen der Betten, die Ausgabe des Frühstücks“, erklärt Kremers. Beim Verlassen des Zimmers wird dann die Schutzkleidung abgelegt. Nur die Schutzmaske bleibt für ferneren Gebrauch im Raum. Das heißt: ein Patient muss immer von derselben Pflegekraft versorgt werden, die dann auch dieselbe Maske verwenden kann. „Wir müssen sorgfältig mit unserem Material umgehen“, stellt die Krankenschwester fest. Haben die Pflegekräfte noch Zeit, sich auch menschlich um die Isolationspatienten zu kümmern? „Wir versuchen immer, uns die Zeit zu nehmen“, sagt sie. Auch und gerade bei Demenz-Patienten, die die Schutzmaßnahmen nicht verstehen.

Die Schutzkleidung, so sinnvoll und notwendig sie ist, bedeutet eine zusätzliche Belastung. „Man schwitzt darunter und hin und wieder muss man am Fenster tief durchatmen“, sagt die erfahrene Krankenschwester. Insgesamt ist zusätzliches Personal nötig, um die Infizierten zu pflegen. Die Nachtschicht wird nun doppelt besetzt, denn wenn eine Pflegekraft gerade in Schutzkleidung im Zimmer eines Patienten ist, kann sie nicht auf den Ruf eines anderen reagieren.

Empfindet sie die Möglichkeit einer Corona-Infektion als persönliche Bedrohung? Nein, sagt Christa Kremers. Mit Infektionskrankheiten gehe sie ja regelmäßig um. Aber es gebe schon Unterschiede. „Wenn ich nach Hause gehe, frage ich mich, was morgen sein wird. Alles ist schwerer einzuschätzen.“ Was sie perspektivisch mit Sorge erfüllt, ist der Mangel an qualifiziertem Personal in Deutschland. „Es hilft nichts, Intensivbetten zu schaffen, wenn es keine entsprechend qualifizierten Pflegekräfte gibt“, stellt sie fest. Dafür seien Fachweiterbildungen nötig. „Alles andere kriegen wir in den Griff“, ist sie überzeugt.

 Ist die Wertschätzung für ihre Arbeit durch die Krise gestiegen? „Es gibt auch sonst viel Wertschätzung seitens des Hauses und auch der Patienten, die nach der Entlassung Postkarten schreiben oder Kekse vorbeibringen, um sich zu bedanken“, sagt die Krankenschwester. Diese nachhaltige Anerkennung empfinde Kremers als motivierend. Dennoch hofft sie, dass die Corona-Krise anhaltende Veränderungen bewirkt: „Es wäre gut, wenn die Gehälter der Pflegekräfte dauerhaft steigen würden.“

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