Mönchengladbach CDU: Vor dem nächsten Gefecht

Mönchengladbach · Am Tag nach der Abstimmungsniederlage von Rolf Besten zeichnet sich ab, wie es zu dem Überraschungscoup kam. Völlig offen ist noch, wie es weiter geht – mit Besten, aber auch mit der gesamten Partei. Eines steht fest: Die Schlacht ist noch nicht zu Ende.

Am Tag nach der Abstimmungsniederlage von Rolf Besten zeichnet sich ab, wie es zu dem Überraschungscoup kam. Völlig offen ist noch, wie es weiter geht — mit Besten, aber auch mit der gesamten Partei. Eines steht fest: Die Schlacht ist noch nicht zu Ende.

Was macht Rolf Besten?

Das, was er immer tut: Er analysiert sachlich die Lage, bedenkt alle relevanten Parameter und entscheidet dann. Zwar hat den Fraktionsvorsitzenden das Mitglieder-Votum getroffen. Persönlich nimmt er es aber nicht. Dass er den parteiinternen Kampf aufgibt und sich fortan mehr um sein Golf-Handicap kümmert, ist nicht auszuschließen. Doch sollte er beim Blick auf die Liste der 154 Delegierten, die am 13. Januar die letzte Entscheidung haben, den Eindruck haben, dass er eine Chance hat, wird er es versuchen. Kann es sein, dass er sofort sein Amt als Fraktionsvorsitzender niederlegt? Das ist unwahrscheinlich — es sei denn, es käme zu einem Misstrauensvotum. Dafür gibt es aber keine Anzeichen.

Wie konnte es zu dem Überraschungsergebnis kommen?

Normalerweise kommen zu einer solchen Mitgliederversammlung etwas mehr als 100 Menschen. Diesmal waren es fast doppelt so viele. Auch intime Kenner der Partei trafen auf viele unbekannte Gesichter. Das heißt: Jemand hat gezielt Mitglieder angesprochen und für die Wahl gewonnen. Es waren auffallend viele junge Menschen in der Kaiser-Friedrich-Halle. Etliche erweckten den Eindruck, nicht so genau zu wissen, worum es eigentlich geht. Und mancher ließ sich kurz vor dem jeweiligen Wahlgang noch einmal erklären, wen er denn jetzt wählen soll.

Wer hat Stimmen gegen Rolf Besten gesammelt?

Das ist die gestern in der CDU am meisten diskutierte Frage. Die meisten Insider spekulieren, dass Dieter Breymann und Ulrich Bunkowitz die Drahtzieher sind. Auch Reiner Brandts trauen manche zu, dass er im Vorfeld das Ergebnis in diesem Sinne beeinflusst hat.

Was hätten diese drei davon, wenn Besten nicht mehr im Rat säße?

Ulrich Bunkowitz hätte persönlich gar nichts davon — denn er sitzt selbst nicht mehr im Rat. Auf Ortsverbandsebene war er von Stefan Wimmers ausgebootet worden und darüber so erbost, dass er offenbar mit dafür gesorgt hat, dass mit Annette Bonin eine Gegenkandidatin gegen Wimmers antrat — und gewann. Bonin und Bunkowitz schätzen sich seit langem.

Was hat das mit der Besten-Wahl zu tun?

Auffällig bei den drei Wahlergebnissen Wimmers/Bonin, Brandts/Reiners und Besten/Terhorst ist, dass alle bis auf wenige Stimmen gleich ausgingen, mit jeweils etwa 110 zu 70 Stimmen. Das spricht dafür, dass jeweils die selben Mitglieder für jeweils einen Kandidaten gestimmt haben. Wenn es also vorab Absprachen gegeben hat, dürften diese sich auf alle drei Wahlen bezogen haben.

Kann das nicht Zufall sein und viele Mitglieder sich spontan entschieden haben?

Im Prinzip ja. Allerdings scheinen die Kurzvorstellungen der Kandidaten wenig Einfluss auf das Ergebnis gehabt zu haben. Sowohl die Präsentationen von Annette Bonin als auch von Torsten Terhorst waren nicht sehr überzeugend. Trotzdem siegten beide deutlich. Wahrscheinlich war die Aktion im wesentlichen vorher organisiert, wurde dann aber von einigen Mitgliedern spontan unterstützt.

Was hätte Dieter Breymann davon, wenn Besten auf der Strecke bliebe?

Die CDU ist nicht reich gesegnet mit Alternativen für Führungspositionen. Breymann ist einer, dem das Amt des Fraktionsvorsitzenden zugetraut wird.

Und was könnte das Interesse von Reiner Brandts sein?

Brandts hofft darauf, alle finanziell lukrativen Ämter wie das des NVV-Aufsichtsratsvorsitzenden auch nach der Wahl behalten zu dürfen. Das wird ihm unter einem Fraktionsvorsitzenden Besten nicht gelingen. Darum könnte er Interesse an einem Wechsel haben. Können sich die Delegierten im Januar überhaupt über das klare Votum der Mitglieder hinwegsetzen?

Der Stadtbezirksverband Nord hat in zwei Fällen anders entschieden als der Ortsverband. Das ist ein Bruch mit einer CDU-Tradition. Dass überhaupt Mitglieder- und Delegiertensystem vermischt werden, ist kurios. Es ist gut möglich, dass die Mehrheitsverhältnisse unter den Delegierten anders aussehen. Da die Intrige aber mit großer Sorgfalt eingefädelt ist, kann das Ergebnis ähnlich ausfallen.

Was bedeutet die Entwicklung für die Wahlchancen der CDU? Ob Torsten Terhorst den Wahlkreis Eicken-Süd gewinnen würde, ist fraglich. Insgesamt macht die CDU relativ kurz vor der Wahl nach wie vor einen unsortierten Eindruck. Das dürfte eher Wählerstimmen kosten.

(RP)
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