Mönchengladbach CDU spricht von "Mauschelei"

Mönchengladbach · Die Hermann-Löns-Straße wird für 400 000 Euro saniert. Hier wohnt Bezirksvorsteher Karl Sasserath (Grüne). CDU-Sprecher Joachim Roeske wundert sich darüber in der Bezirksvertretung Süd. Die Stadt sagt: Alles ist korrekt.

Für Joachim Roeske ist die Sachlage klar: Das Ampel-Bündnis aus SPD, FDP und Grünen beschleunigt den Niedergang der Stadt. Dies sagte der CDU-Sprecher in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Süd (Rheydt und Odenkirchen).

Er hat auch den Verantwortlichen für die Misere ausgemacht: Bezirksvorsteher Karl Sasserath, der auch Fraktionsvorsitzender der Grünen im Rat ist. Er sei doch der heimliche Chef der Ampel, so Roeske. In dieser Funktion übe er erheblichen Einfluss aus, wobei Roeske auch von "mauscheln" redete. So soll, obwohl manches Straßenbauprojekt gekippt wird, ausgerechnet die Hermann-Löns-Straße für rund 400 000 Euro saniert werden. "Da wohnen Sie doch, Herr Sasserath", sagte Roeske spitz und empfahl der Ampel, ihr "Investitionsgebaren" zu überdenken.

Kritik der Opposition sei üblich

Sasserath nahm's äußerlich gelassen und ließ Stadtkämmerer Bernd Kuckels sprechen. Der sagte das, was er bei Diskussionen zu vergleichbaren Vorwürfen immer äußert: Die jeweilige Fachverwaltung — in diesem Fall also Straßenunterhaltung — meldet die Vorhaben an, die nach Meinung der städtischen Experten dringend sind. So sei die Hermann-Löns-Straße in das Ausbauprogramm gekommen.

Roeskes Ausführungen reizte die Ampel-Fraktionen im Süden nicht zu größeren Widersprüchen. Es sei üblich, dass die jeweilige Opposition kritisiere, sagte FDP-Mann Peter Dörrenberg. Dann spielte er noch auf die lange Zeit an, als die CDU — meist mit der FDP — im Rat der Stadt Verantwortung trug: "Sie können allenfalls sagen, dass Sie es nicht besser gemacht haben." SPD-Sprecher Horst Schnitzler bewertet die Entwicklung in der Stadt als positiv und meinte, eine Aufbruchstimmung bemerkt zu haben.

Diese politischen Scharmützel, die vor der Landtagswahl am 13. Mai üblich sind, ließen eine Nachricht untergehen, die interessant ist: Das städtische Planungsamt will für die Rheydter Innenstadt eine Studie in Auftrag geben. Dabei soll die für das Zentrum typische Architektur der 50er Jahre im Mittelpunkt stehen.

Zum Hintergrund: Darauf hatte bereits Stadtplaner Professor Wachten hingewiesen, als er das Innenstadtkonzept Rheydt entwickelte. Die Bauweise und die Architektur der Häuser wird zwar gemeinhin nicht als besonders schön angesehen, aber sie prägte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs den Aufbau der damaligen Stadt Rheydt und legte die Basis für das städtebauliche Bild der Rheydter Innenstadt.

Der frühere Stadtplaner Alfons Leitl hat den sogenannten Leitl-Plan erstellt, der für die Rheydter Innenstadt maßgeblich wurde. Die Rückbesinnung auf die Architektur der 50er Jahre kann sich dann auch auf die zukünftige Gestaltung auswirken: Nicht ins Bild passende Werbetafeln, Mülleimer und Lampen müssten verschwinden.

Stadtplaner Burkhard Burau: "Wir können eine Gestaltungssatzung entwickeln." Und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Rheydt-City Denkmal wird: Denkmalpfleger prüfen derzeit, ob sich das Leitl-Ensemble dafür eignet.

(RP)
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