Mönchengladbach Bus-Fahrgäste sprechen ein Machtwort

Mönchengladbach · Täglich verkehren rund 1000 Busse auf der Hindenburgstraße. Dies sei zu viel, die Straße verliere an Aufenthaltsqualität, hieß es oft. Eine Untersuchung macht jetzt deutlich: Die Gladbacher wollen nicht auf das Busangebot verzichten.

 Busse auf der Hindenburgstraße: Rund 1000 fahren hier täglich. Dies wird weitgehend so bleiben. Denn die Fahrgäste wollen das Angebot.

Busse auf der Hindenburgstraße: Rund 1000 fahren hier täglich. Dies wird weitgehend so bleiben. Denn die Fahrgäste wollen das Angebot.

Foto: Reichartz

Münster hat es gemacht. Regensburg auch. Und Coburg. Diese drei Städte haben einige Veränderungen im Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) vollzogen. Mit der Konsequenz, dass die Fahrgäste nicht mehr so häufig in einen Bus eingestiegen sind. Und das machte sich auch gleich finanziell bemerkbar: Weniger Fahrgäste bedeuten geringere Einnahmen und eine höhere Deckungslücke.

Und genau das kann sich Mönchengladbach nicht leisten: Ihre Tochter NEW gleicht zwar mit ihren Gewinnen die Verluste beim ÖPNV und bei den Bädern aus. Da die Erlöse aus dem Verkauf von Strom und Gas aber stark rückläufig sind, sinken die NEW-Gewinne und kann sich die Stadt keine weiteren Einnahmeausfälle im ÖPNV mehr leisten - irgendwann würde die Deckungslücke so groß, dass die Stadt selbst ausgleichen müsste. Sie aber braucht jeden Cent, um einen ausgeglichenen Haushalt zu haben und die Schulden nicht weiter anwachsen zu lassen. Sie liegen aktuell bei rund 1,3 Milliarden Euro.

Nicht nur deshalb tut sich Gladbach schwer damit, den Busverkehr auf der Hindenburgstraße deutlich zu reduzieren. Denn das hat ein Gutachten des Ingenieurbüros Mathias Schmechting Nahverkehrs-Consult ergeben: Die rund 1000 Busse, die täglich auf Mönchengladbachs Haupteinkaufsstraße verkehren, werden von den Fahrgästen gut nachgefragt. Rund 15.000 sind pro Tag im Bus auf der Hindenburgstraße unterwegs, 30 Prozent bewerteten das ÖPNV-Angebot mit der Schulnote "Gut".

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Und Schmechting hält den Busverkehr auch aus einem anderen Grund für unverzichtbar: Mit einer Steigung von bis zu sechs Prozent ist die Hindenburgstraße nicht barrierefrei - vor allem Senioren brauchen ein Transportmittel. Dass sie die "durchfahrenden Busse" schätzen, die vom ZOB am Hauptbahnhof bis in den Wohnort verkehren, wird auf Erfahrungswerte in anderen Städten zurückgeführt: Denn Umstiege sind bei Fahrgästen verpönt. Daher gibt Experte Schmechting Shuttle-Bussen, die zum Beispiel nur vom ZOB bis zum Alten Markt hin und her fahren, wenig Chancen.

In der gestrigen gemeinsamen Sitzung von Bezirksvertretung Nord und Bau- und Planungsausschuss zog die Mehrheit aus CDU und SPD Konsequenzen aus den Ergebnissen der Untersuchung von Schmechting: Sie belassen die Busse auf der Hindenburgstraße. Zumindest dann, wenn sie bergauf fahren. Wenn's bergab geht, soll auch eine Route über die Steinmetzstraße geprüft werden.

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Die Grünen konnten sich nicht mit der Forderung durchsetzen, den Shuttle-Bussen eine Chance zu geben. Dies sei zu teuer, weil dann zusätzliche Busse gekauft und weitere Fahrer eingestellt werden müssten. Die Linke lehnt die zu prüfende Alternative über die Steinmetzstraße ab - dies sei gegen die Interessen von Behinderten. Ihr Vorstoß, das Radfahren auf der gesamten Hindenburgstraße zu erlauben - CDU und SPD wollen dies nur für den Teilbereich zwischen Bismarckstraße und Minto zulassen -, fand keine Mehrheit. Immerhin will die GroKo untersuchen lassen, ob es "unnötigen Linienverkehr" auf der Hindenburgstraße gibt. Das will die FDP nicht: Es soll so bleiben, wie es ist.

(RP)
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