Mönchengladbach Bundestagswahlkampf nimmt Fahrt auf

Mönchengladbach · Vier der fünf etablierten Parteien schicken dieselben Spitzenkandidaten ins Rennen wie 2009. Nur die SPD setzt mit Gülistan Yüksel auf ein frisches Gesicht. Nach der Niedersachsen-Wahl läuft jetzt die Wahlkampf-Maschinerie an.

Das sind die Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Mönchengladbach
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Das sind die Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Mönchengladbach

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Kanzlerin Angela Merkel wird nicht nach Gladbach kommen, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hingegen schon.

Einen ersten Kontakt hat es bereits gegeben: Dieser lief aber weniger über die Kandidaten ab, sondern betraf die Parteistrategen auf Geschäftsführerebene. Die Bundestagswahl — vermutlich am 22. September — ist so weit weg, dass zum jetzigen Zeitpunkt eher grundsätzliche Fragen geklärt werden.

Etwa wie man miteinander umgehen will. Oder ob es eine Materialschlacht mit umfangreichem Werbeutensilien der verschiedenen Parteien gibt. Das sind die grundsätzlichen Themen, die vor jeder Wahl anstehen. Und trotzdem kommt trotz des anfänglichen Geplänkels schon etwas mehr Spannung auf. Denn seit der Niedersachsen-Wahl am vergangenen Sonntag ist klar: Auch die Bundestagswahl könnte auf einen Lagerwahlkampf — hier Schwarz-Gelb, da Rot-Grün — hinauslaufen. So sehen die Spitzenkandidaten die Entwicklung und ihre Chancen:

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Günter Krings (43) will den Begriff "Wahlkampf" zum jetzigen Zeitpunkt nicht gebrauchen. "Das ist mehr der Zeitpunkt unmittelbar vor der Wahl, wenn Stände aufgebaut werden und Material verteilt wird", sagt er. Nicht dieser Endspurt sei wichtig, sondern die konsequenteund kontinuierliche Arbeit vor Ort. Krings: "Ich pflege meinen Wahlkreis sehr intensiv und mache in der gesamten Wahlperiode meine Arbeit." Von einem Lagerwahlkampf will er im Moment nicht sprechen, gleichwohl er der FDP bescheinigt, nach dem guten Ergebnis in Niedersachsen "etwas gelassener" in Gespräche und Verhandlungen gehen zu können.

Der Trend für die Union sei aber weiterhin positiv. Krings rechnet nicht damit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel wie vor der Landtagswahl im Vorjahr Mönchengladbach besucht: "Aber es werden andere Minister kommen. Auch da sehe ich die politische Arbeit mehr als Dauerlauf: Verteidigungsminister Thomas de Maizière war ja schon da."

Gülistan Yüksel (50) wartet gespannt auf den 2. Februar. An diesem Samstag legt die Niederrhein-SPD ihre Liste fest. Sollte sie auf dieser gut platziert sein, rechnet sie mit guten Chancen, auf der NRW-Landesliste weit vorne zu sein. Yüksels Chancen, Platzhirsch Krings im direkten Duell zu besiegen, werden eher als gering eingeschätzt — trotz der positiven Folgen für ihre Partei in Niedersachsen.

So ganz will sich Yüksel mit einer Außenseiterrolle nicht anfreunden: "Ich bin eher der Meinung, dass es um das Direktmandat am Ende ein enges Rennen zwischen mir und Dr. Krings gibt." Ein erfahrener Wahlkämpfer führt im übrigen ihr Team an: Landtagsabgeordneter Hans-Willi Körfges. Und eine prominente Wahlhelferin hat Yüksel auch: "NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat zugesagt, nach Mönchengladbach zu kommen." Ob SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück ebenfalls kommt, steht noch nicht fest.

Dr. Gerd Brenner (63) ist der grüne Dauerläufer, wenn's um eine Bundestagskandidatur geht: Er war schon 2009 am Start und versucht es jetzt wieder. Allerdings bei allem Einsatz auch nicht mit dem entscheidenden Schritt: Denn auf der Landesliste, über die er nach einem normalen Verlauf der Wahl den Einzug in den Bundestags schaffen könnte, wird sein Name gar nicht auftauchen — Brenner verzichtet darauf. Gleichwohl will er mit dafür sorgen, dass es Rot-Grün schafft. "Das Fenster für uns ist seit der Niedersachsen-Wahl ein Stück weiter auf", sagt er.

"Tief drin" im Wahlkampf sei er noch nicht, sagt Hans Joachim Stockschläger, der ebenfalls als "Wiederholungstäter" antritt. Vor Mai, wenn die Bundespartei Vorgaben in Sachen Bild- und Schriftsprache der Wahlplakate macht, könne auch noch nichts auf Hochtouren laufen. Listenplatz 32 bedeutet für ihn, dass er schon das Direktmandat holen müsste, um in den Bundestag einzuziehen — "aber darüber macht man höchstens Witze", sagt Stockschläger. Den Kontakt zu den anderen Kandidaten werde er nicht groß suchen: "Wir sind vor vier Jahren alle gut miteinander ausgekommen und werden das auch jetzt."

Allenfalls in Detailfragen wolle er versuchen, im Vorfeld einen Konsens herbeizuführen: "Ich halte etwa die riesigen Schautafeln, die bei Wahlkämpfen überall in der Stadt hängen, für völlig überholt." Welche FDP-Prominenz seinen Wahlkampf flankiert, steht noch nicht fest. "Aber die Veranstaltung mit Lindner und Brüderle im Comet-Cinet-Center im vergangenen Mai wird schwer zu toppen sein." Die Leihstimmen-Debatte nach der Niedersachsen-Wahl hat ihn geärgert: "Wie Dr. Krings glaube ich, dass diese Bundesregierung viel erreicht hat und weiter zusammenarbeiten sollte."

Der grün angehauchte Bernhard Clasen (55) tritt zum dritten Mal für die Linken an, vor wenigen Tagen erst wurde er auf der Jahreshauptversammlung des Kreisverbandes gekürt. Folglich kann auch von einem Wahlkampf noch nicht die Rede sein. Wie Brenner verzichtet der Journalist, Übersetzer und Dolmetscher für Russisch auf einen Listenplatz. Ob Sahra Wagenknecht, die im Landtagswahlkampf im vergangenen Mai kurzfristig ihren Auftritt am Kapuzinerplatz absagte, diesmal kommt, sei noch offen. "Wir gehen aber fest davon aus", heißt es aus der Linken-Geschäftsstelle.

(RP/rl)
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