Ärgernis in Mönchengladbach Achtlos abgestellte E-Scooter sind für Blindenhunde „hochproblematisch“

Mönchengladbach · Manfred Meyer ist blind und im Alltag auf seine Blindenhündin Coco angewiesen. Coco benötigt dafür wiederum freie Gehwege. Diese findet sie aber immer seltener vor. Ein Grund: achtlos abgestellte E-Scooter.

 Manfred Meyer mit seiner Blindenhündin Coco.

Manfred Meyer mit seiner Blindenhündin Coco.

Foto: bauch, jana (jaba)

An der Kreuzung von Prinzenstraße und Pescher Straße steht ein Mountainbike. Es ist an einem Verkehrsschild zur Straßenseite hin angekettet und verengt den Gehweg.  Das Rad ist an der Stelle sicherlich nicht optimal abgestellt, aber eigentlich kein großes Hindernis. Man sieht es und man kann dran vorbeigehen. Für Manfred Meyer gilt das allerdings nicht. Er ist seit seinem 14. Lebensjahr blind.

„Das Rad hat dicke Reifen. Ich komme da nur schwer mit meinem Blindenhund vorbei“, sagt Meyer. Seine Hündin heißt Coco, angelehnt an „Coco Chanel“, wie der heute 77-Jährige sagt. Und Coco hat mit seinem Herrchen neuerdings neben Mülltonnen und Fahrrädern noch mit weiteren Hindernissen im Alltag zu kämpfen: E-Scooter. Insbesondere, wenn diese achtlos mitten auf dem Gehweg stehengelassen werden.

„Ich stoße mit dem Hund mehrmals in der Woche auf solche Hindernisse. Coco bleibt dann stehen, da es für sie unbekannt ist“, sagt Meyer. Es sei dann schwierig, den Hund daran vorbeizuführen. Sein Alltag hat sich dadurch erschwert.

Die E-Scooter der Firma Tier sind seit Oktober des vergangenen Jahres in Mönchengladbach unterwegs. Zunächst startete das Unternehmen mit 100 elektronischen Rollern, inzwischen sind 150 verfügbar. Zudem wurde das Anwendungsgebiet in der Stadt erweitert.

Viele sind ordnungsgemäß abgestellt, aber eben nicht alle. Denn die E-Scooter kann der Benutzer in einem eingegrenzten Stadtbereich im Prinzip abstellen, wie und wo er möchte.

Für Meyer ist das ein Problem. „Das hat deutlich zugenommen. Die Roller stehen häufig auch an Ampelmasten. Da sind sie im Weg, ich kann dann nicht mehr richtig fühlen“, sagt Meyer, der einst eine eigene Massagepraxis führte.

Der Stadt ist das Thema bekannt. „Natürlich erreichen uns – obwohl wir nicht der Anbieter sind – immer wieder Beschwerden über nicht ordnungsgemäß abgestellte E-Scooter“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Nach seiner Aussage nehme der Anbieter die Beschwerden jedoch ernst und kontrolliere bei entsprechenden Hinweisen.

Jan Halberstadt, Regional-Manager bei Tier für West-Deutschland, sieht hingegen in Mönchengladbach im Vergleich zu anderen Städten derzeit kein erhöhtes Beschwerdeaufkommen. Er gibt aber auch zu: „Auch wir entwickeln uns im Umgang mit falsch abgestellten E-Scootern fortlaufend weiter.  Wir sind darauf bedacht, alle Nutzer zu einem korrekten Abstellen der E-Scooter zu bewegen.“

Man sei dazu im ständigen Austausch mit dem Ordnungsamt, der Polizei und der Stadt. „Der Anbieter kümmert sich um die nicht ordnungsgemäß abgestellten Roller und wird erfahrungsgemäß zügig tätig“, sagt Stadtsprecher Rütten. Wie viele Einsatzkräfte für die nicht ordnungsgemäß abgestellten E-Scooter im Bereich Mönchengladbach zuständig sind, dazu macht der Anbieter Tier jedoch keine konkrete Angabe. „Die Anzahl der Fahrer variiert je nach Bedarf“, sagt Halberstadt lediglich.

Aktuell fordert Tier in seiner App jeden Kunden nur dazu auf, den E-Scooter nach Ende der Fahrt ordnungsgemäß abzustellen.  In der Praxis kommt das offensichtlich aber nicht bei jedem Nutzer an.

„Die E-Scooter sind für uns hochproblematisch“, sagt Horst Schulz, Mobilitätsbeauftragter des Blinden- und Sehbehindertenvereins für Mönchengladbach und Viersen.  Ihm fallen immer wieder quer oder hinderlich abgestellte E-Scooter auf – gerade für Stockläufer ohne Hund sei das sehr gefährlich. „Wir wollen uns dem Trend natürlich nicht entgegenstellen, aber es muss mit einer gewissen Ordnung geschehen“, sagt Schulz.

Zwischen dem Anbieter Tier und den Behindertenverbänden in Mönchengladbach ist im Rahmen der AG Nahmobilität ein Austausch zu dem Thema geplant. Ein erster Termin musste coronabedingt jedoch abgesagt werden. Ein neuer Termin soll nach den Sommerferien erfolgen.

Bis dahin bleiben die E-Scooter ein Problem für Manfred Meyer und seine Blindenhündin Coco. Auch das Mountainbike steht noch unverändert an der Prinzenstraße.

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