Mönchengladbach Büffeln fürs "Grüne Abitur"
Mönchengladbach · Ab Samstag stellen wir in einer neuen Serie verschiedene Prüfungen vor – von der Anglerprüfung bis zur Zwischenprüfung in Medizin. Wir beginnen in Broich. Dort bereiten sich 14 Jungjäger in der Alten Schmiede auf ihre Prüfung für den Jagdschein vor. Und die hat es in sich.
Ab Samstag stellen wir in einer neuen Serie verschiedene Prüfungen vor — von der Anglerprüfung bis zur Zwischenprüfung in Medizin. Wir beginnen in Broich. Dort bereiten sich 14 Jungjäger in der Alten Schmiede auf ihre Prüfung für den Jagdschein vor. Und die hat es in sich.
Der Tag nach der Prüfung wird der Tag der großen Leere sein. Nach all den Monaten fällt nicht nur die Anspannung ab, sondern man selbst auch häufig in ein Loch. So zumindest sagt es Udo Robling, Leiter des Jungjägerkurses, den Teilnehmern voraus.
"Zeit, viel zu viel Zeit ist auf einmal wieder übrig." Nach der Arbeit können die Lehrbücher im Regal liegen bleiben, die Dienstag- und Donnerstagabende ziehen sich zäh wie Kaugummi, der Samstag, der Sonntag — lange Tage.
Denn in den Wochen vor der großen Prüfung war jede Stunde zum Bersten gefüllt, mussten Fragen um Fragen beantwortet, Brunft- und Blühzeiten gepaukt, Waffenreinigung erlernt, juristische Aspekte gebüffelt werden. "Man muss hinter diesem Hobby stehen, sonst schafft man das Pensum einfach nicht", sagt auch Kristine Purnot.
Die 48-Jährige ist die einzige Frau im Jungjägerkursus der Kreisjägerschaft Mönchengladbach. Das Interesse für Natur und Tiere liege ihr im Blut, sagt sie, weil ihr Vater ebenfalls Jäger ist. Schon länger habe sie deshalb überlegt, selbst den Jagdschein zu machen, aber wie das eben so sei — immer kam irgendetwas dazwischen.
Nun ist sie seit Anfang Oktober aber doch endlich dabei, trifft sich mit ihrer Gruppe an zwei Abenden in der Woche für jeweils drei Unterrichtsstunden, beteiligt sich an Lerngruppen, verbringt die Samstage mit Schießübungen, übt sonntags in Reviergängen schon mal den "Jäger-Blick". Um sich den zu erarbeiten, muss Purnot zahlreiche Fakten über die hiesige Flora und Fauna kennen.
Noch bis Mai wird dieses Pensum gehalten, dann folgen drei Tage voll Anspannung. "Zuerst steht der theoretische Teil mit einer mündlichen und einer schriftlichen Prüfung an. Danach folgt der praktische Teil", erklärt Purnot. Schon die schriftliche Prüfung hat es dabei in sich, bestätigt Udo Robling. "Es gibt einen amtlichen Katalog mit 500 Fragen, die jedoch nicht feststehen, dementsprechend jedes Jahr umformuliert werden können."
In vier Fachgebieten werden aus 125 möglichen Fragen dem Prüfling je 25 vorgelegt. 14 davon muss er richtig beantworten. Das Gemeine: Es können auch mehrere Antwortmöglichkeiten richtig sein. Wer nur eine, zwar korrekte Antwort ankreuzt, eigentlich aber zwei erkennen müsste, kriegt gar keinen Punkt. "Und im Spezialfach Wildtierkunde muss man auf jeden Fall bestehen", so Robling. Wer hier durchfällt, muss vor der nächsten Prüfung ein Jahr pausieren.
Im zweiten Teil, der Schießprüfung, sollen die Jagdscheinanwärter auf eine 100 Meter entfernte Rehbockscheibe zielen, mit fünf Schuss mindestens 40 von 50 Ringen schießen und auf eine laufende Scheibe in Wildschwein-Optik treffen. Beim Parcours mit Tontauben ist dann an der Schrotwaffe viel Gefühl und Erfahrung gefragt.
"Und danach folgt noch eine 30-minütige Prüfung vor einer fünfköpfigen Kommission", schließt Robling seinen Exkurs. Die Jagdscheinanwärter gucken trotzdem noch ganz entspannt drein. "Prüfungsangst hab ich glücklicherweise nicht", sagt Kristine Purnot. "Aber Respekt vor der Aufgabe." Man nenne den Jagdschein schließlich nicht umsonst das "Grüne Abitur".