Mönchengladbach Brunnen: Stadtteile trocknen aus

Mönchengladbach · In den Stadtrandbezirken wächst die Wut: Die Stadt nimmt zehn Brunnenanlagen jetzt doch in Betrieb, weil sie "städtebaulich relevant" sind. Sie liegen fast alle in der City. Für die Wasserspiele in den ländlicheren Bereichen müssen Paten gefunden werden. Sonst droht der Abriss.

Von den 26 städtischen Brunnen sollen in Kürze zehn wieder Wasser führen. Das hat der Stadtrat in seiner letzten Sitzung beschlossen. Es handelt sich um folgende Anlagen, die als "städtebaulich bedeutsam" eingestuft wurden: Bismarckplatz, Heerich-Brunnen auf dem Alten Markt, die Brunnen im Bunten Garten an der Kaiser-Friedrich-Halle und am Hauptbeet, der Bylandt-Brunnen an der Wilhelm-Strater-Straße, Rheydter Marktplatz, Stadthalle Rheydt, Schloss Wickrath, die Wasserfontäne im Abteigarten und das Becken, in dem das Kunstwerk von Larry Bell seinen Platz hat.

Für vier Brunnen wurden bereits Paten gefunden: Das sind die Wasserrinne am Vitusbad und der Regenbaumbrunnen auf dem Odenkirchener Marktplatz. Die restlichen 14 Wasserspeier sollen ihrem Schicksal überlassen werden. Entweder es werden Paten für sie gefunden oder sie bleiben trocken und werden womöglich abgerissen. Darüber will die Stadt in einem Jahr entscheiden. Die meisten der demnach "unbedeutenden" Brunnenanlagen liegen in den Stadtrandbezirken. Die Bezirksvertreter sollen sich darum kümmern.

STADTBEZIRK NORD In Stadtmitte und Hardt sind sechs Brunnen vom Abriss bedroht: Wasserspiel im Bunten Garten in der Nähe der Saarlandallee, Friedrichstraße, Hardter Marktplatz, Vitusbrunnen auf dem Platz vor der Citykirche, Rosenbrunnen auf dem Eickener Marktplatz. "Für Hardt, Eicken und die Friedrichstraße habe ich Hoffnung, dass wir Brunnenpaten finden werden", sagt Bezirksvorsteher Reinhold Schiffers. "Vereine und Interessengemeinschaften haben in diesen Bereichen schon ihre Bereitschaft signalisiert, tätig zu werden." Den Vitusbrunnen vor der Citykirche sieht er im Zusammenhang mit der Umgestaltung dieses zentralen Platzes: "Da sollte er mit einbezogen werden." Ähnliches gilt für den trockengelegten Brunnen auf dem Schillerplatz. Auch dieser Platz soll ein neues Gesicht erhalten. "Ich bin der Meinung, wenn wir die Brunnen laufen lassen wollen, kriegen wir das schon irgendwie hin — allerdings nicht mehr in diesem Jahr."

STADTBEZIRK OST Vier Brunnenanlagen droht in Volksgarten, Giesenkirchen und Schelsen das Aus. Das sind die große Wasserfontäne auf dem Platz der Republik, in Giesenkirchen sind es die Brunnen am Alten Friedhof und auf dem Konstantinplatz und in Schelsen der auf dem Dorfplatz. "Wir sind auf der Suche nach Kooperationspartnern", sagt Bezirksvorsteher Hermann-Josef Krichel-Mäurer. Allerdings sei im Moment keine Lösung in Sicht: "Da zeichnet sich nichts ab." Zumal den Bezirksvertretern jetzt erst richtig klar geworden sei, wie aufwändig die Instandhaltung und Unterhaltung eines Brunnens sind. "Ich war echt erschrocken." Beispielsweise habe er nicht gewusst, dass zu jeder Anlage eine unterirdische Kammer gehört, die regelmäßig gewartet werden muss. "Und bevor da jemand reingehen darf, muss zunächst eine eventuelle Gasentwicklung überprüft werden, und dann müssen es immer zwei Leute sein, die sich beim Säubern und Kontrollieren der Kammer gegenseitig schützen." All das mache die Suche nach möglichen Paten oder Sponsoren nicht leichter. "Man kann auch nicht einfach Ehrenamtler oder Vereine mit dieser Verantwortung allein lassen." Im Grunde bliebe nur übrig, entsprechende Finanzpartner zu finden. "Die Sache wird schwieriger, als wir gedacht hatten. Und in diesem Jahr wird das nichts mehr."

STADTBEZIRK WEST In Wickrath steht der Brunnen auf dem Lindenplatz auf der Kippe, in Rheindahlen die so genannte Pferdetränke vor der Kirche. "Für den Lindenplatz hege ich gewisse Hoffnungen", sagt Bezirksvorsteher Arno Oellers. Und das, obwohl nach einem Rangierunfall der Brunnen nach wie vor beschädigt ist. "Da hätte die Verwaltung meiner Meinung nach längst etwas tun müssen." In Rheindahlen sehe er derzeit keine Lösung. "Es war schwierig genug, Paten für die Blumenkübel zu finden", sagt er. "Ich bin nicht bereit, Anwohner und Geschäftsleute auf Dauer so sehr zu strapazieren." Es gibt die Überlegung, die "Pferdetränke" zu bepflanzen. Aber damit sei es nicht getan. "Die Pflanzen müssen gegossen und gepflegt werden." Oellers macht keinen Hehl aus seiner Verärgerung: "In der Innenstadt werden die Brunnen weitgehend wieder in Betrieb genommen, bei uns passiert nichts, da sollen wir es richten." In der Stadt würde so viel Geld zum Fenster herausgeworfen. "Aber uns mutet man einen Platz mit einem leerstehenden Brunnen zu. Das ist alles nicht in Ordnung."

STADTBEZIRK SÜD In Rheydt und in Odenkirchen scheint die Brunnen-Welt noch am intaktesten zu sein. Für die beiden stillgelegten Brunnen — der auf der Marktstraße in Rheydt und der Taubenbrunnen in Odenkirchen — scheint die Rettung nah. Bezirksvorsteher Karl Sasserath sagte gestern: "Der Brunnen auf der Marktstraße wurde bepflanzt, den Brunnen in Odenkirchen wird die Stadtsparkasse zukünftig betreiben."

(RP)
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