Mönchengladbach Briten-Häuser zum Abriss freigegeben

Mönchengladbach · Die Stadt will verhindern, dass das Unternehmen M & S Wohnbau die Immobilien an der Lilienthalstraße kauft. Die Firma hatte 2013 schon 56 Häuser erworben, grellbunt gestrichen und veräußert. Die Pläne der Stadt sahen anders aus.

 Verriegelt und verrammelt: Die seit Jahren leerstehenden Briten-Häuser an der Hugo-Eckener- und Lilienthalstraße verfallen zusehends. Dennoch interessiert sich ein Investor für die Immobilien.

Verriegelt und verrammelt: Die seit Jahren leerstehenden Briten-Häuser an der Hugo-Eckener- und Lilienthalstraße verfallen zusehends. Dennoch interessiert sich ein Investor für die Immobilien.

Foto: Jörg Knappe

Rainer Murthum hat ein Auge auf die Briten-Häuser an der hinteren Lilienthalstraße und der Hugo-Eckener-Straße geworfen. Der Geschäftsführer des Stuttgarter Unternehmens M & S Wohnbau, das Anfang 2013 die vorderen 56 der insgesamt 150 Britenhäuser kaufte, in grellbunten Farben anstreichen ließ und innerhalb kürzester Zeit verkaufte, ist deshalb bereits bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), der Eigentümerin der Häuser, vorstellig geworden.

Dr. Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der städtischen Entwicklungsgesellschaft EWMG, sagt: "Es scheint nicht ratsam, die restlichen Immobilien an dieser Stelle auch noch an das Stuttgarter Unternehmen zu verkaufen." Ursprünglich hatte die Stadt vorgehabt, die Einfach-Häuser selbst zu erwerben, abzureißen und das Gelände für den Ausbau der A 61 und für das Technische Hilfswerk zu nutzen. Der Kaufpreis, den die Bima verlangte, war entschieden zu hoch, und letztendlich hatte der Verkauf der 56 Häuser an M & S diese Pläne vereitelt.

Jetzt hat die Stadt die Notbremse gezogen. "Aus unserer Sicht ist für den Außenbereich der Bebauung an der Lilienthalstraße der Bestandsschutz erloschen", teilte Pressesprecher Wolfgang Speen auf Anfrage mit. Das habe Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners der Bundesanstalt schriftlich mitgeteilt. Der Bestandsschutz für die Wohnbebauung entfällt, wenn die Gebäude in den letzten fünf Jahren nicht mehr bewohnt waren, erläuterte Speen. Das heißt, die Häuser könnten abgerissen werden, an der Stelle könnte ein Grünzug entstehen.

Gegen diesen Bescheid der Stadt kann die Bima. Einspruch einlegen. Darauf hofft Rainer Murthum. "Wir haben weiterhin Interesse an den Häusern und bleiben dran", sagt er. Seine Firma hatte mit relativ geringem Aufwand die 56 Häuser zwischen dem Nordpark und der Autobahn 61 jeweils für unter 100.000 Euro verkauft. Dabei mussten die neuen Eigentümer einen nicht unerheblichen Pferdefuß hinnehmen. Wegen der geplanten Erweiterung der A 61, die unmittelbar an der Siedlung vorbeigeht, gibt es eine Klausel, die die Enteignung und den Abriss im Wege stehender Häuser vorsieht. Das bestätigt Rainer Murthum. "Die Leute hat es aber nicht davon abgehalten, die Immobilien zu erwerben."

Wie geht es nun weiter mit dem Geisterdorf in unmittelbarer Nähe von Hockeypark und Stadion? Vor einigen Tagen hat die Bima die Hugo-Eckener-Straße und Teile der Lilienthalstraße mit Bauzäunen abgesperrt. "Zur Sicherheit und zur Abschreckung", sagt Norbert Stahl, bei der Bima zuständig für gewerbliche Liegenschaften in Nordrhein-Westfalen. "Nachdem die irischen Landfahrer neulich dort kampierten, mussten wir handeln." Auch wolle die Bima potenzielle Metalldiebe fernhalten.

Vandalen wüten in Briten-Häusern
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Vandalen wüten in Briten-Häusern

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Dabei ist aus den Häusern schon längst alles Metallhaltige entwendet worden, was nicht niet- und nagelfest war. Heizkörper und Sicherungskästen wurden im großen Stil mit Lastwagen abtransportiert. Kein Fenster, das nicht zerschlagen, keine Haustüre, die nicht aus den Angeln gehoben wäre. Weil sich immer wieder Menschen in den Briten-Häusern aufhielten, hatte die Bima schon vor einiger Zeit Haustüren und Fenster mit eisernen Stabmatten versperrt.

Rainer Murthum sagt: "Die Häuser sind ohne Skrupel dem Vandalismus und dem Verfall preisgegeben worden." Seine Firma sei in der Lage, die Häuser wieder herzurichten und zu verkaufen.

(RP)
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