Brand in Mönchengladbach "Wie eine Bombe, die ganze Wohnung hat gewackelt"

Mönchengladbach · Am Tag nach der Explosion in einem Mönchengladbacher Mehrfamilienhaus sind die Spuren des Feuers noch immer gut zu sehen. Nachbarn und Helfer sind fassungslos über das Ausmaß der Zerstörung, die ein 22-jähriger Hausbewohner angerichtet haben soll.

Es riecht immer noch nach Rauch, auch einen Tag nach dem Brand. Im Innenhof des Mehrfamilienhauses in Mönchengladbach liegen angebrannte Einrichtungsgegenstände, eine Matratze, Kissen, Müll. Der Hauptverdächtige wurde vorerst in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes, Herbeiführung einer Explosion und schwerer Brandstiftung.

Die Wohnung in der ersten Etage des Anbaus ist völlig ausgebrannt, auch der Laubengang ist stark verrußt. "Schlimm ist das", sagt eine alte Dame, die in dem Haus wohnt. Ein 22-jähriger Bewohner soll das Feuer gelegt haben. Laut Polizei ist er psychisch krank. Am frühen Nachmittag schaut sich die Familie des mutmaßlichen Brandstifters die ausgebrannte Wohnung an. Die Kripo ist ebenso vor Ort wie Heizungsmonteure und Elektriker, die die Heizungen und Stromleitungen im Haus wieder in Gang bringen.

Im Haus ist viel los, alle Türen stehen auf. Immer wieder kommen Bewohner und schauen sich um, schütteln den Kopf. Einige von ihnen mussten wegen der starken Rauchentwicklung im Hof über die Fenster ihrer Wohnungen gerettet werden. Durch die Explosion, die sich um 16.40 Uhr in dem Mehrfamilienhaus an der Rheydter Straße ereignete, wurden neun Menschen leicht verletzt. Das Feuer breitete sich in der Wohnung aus, die Fensterscheiben zersprangen. Hausbewohner hörten einen lauten Knall, die Wohnung in der ersten Etage brannte komplett aus. Zudem entwickelte sich starker Rauch. Die Feuerwehr rückte mit einem Großaufgebot zum Brandort aus, um das Feuer zu löschen. Alle Bewohner mussten ihre Wohnungen verlassen.

Der Beschuldigte floh aus der brennenden Wohnung, konnte aber wenig später festgenommen werden. Laut Polizei war der 22-Jährige wegen seiner psychischen Erkrankung bereits mehrfach in stationärer Behandlung. Ob er vorerst in der psychiatrischen Klinik bleiben wird, soll laut Polizei ein Gutachten klären.

Mönchengladbach: Wohnungsbrand an der Rheydter Straße
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Explosion in Mönchengladbacher Mehrfamilienhaus

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Serban Mustafa bemerkte den Brand schnell genug und konnte zu Fuß aus dem Haus flüchten. "Ich habe eine Explosion gehört, wie eine Bombe, die ganze Wohnung hat gewackelt", sagt der 75-Jährige, der mit seiner Frau in der Wohnung über der Brandwohnung lebt. Er sei dann sofort raus gelaufen und habe dabei schon Flammen und Rauch gesehen: "Da bekommt man direkt Panik." Wann er in seine Wohnung zurück kann, ist noch nicht klar - sie ist noch zu stark verraucht. Einen Hoffnungsschimmer gibt es aber: "Es stinkt zwar fürchterlich, aber immerhin funktionieren Heizung und Strom wieder."

Beides wurde im Lauf des Vormittags instandgesetzt. "So etwas haben auch wir noch nie gesehen", sagen zwei Heizungsmonteure beim Anblick der ausgebrannten Wohnung. Auch Thomas Kloeters war am Montagabend vor Ort. Der Anwalt wohnt im Haupthaus und hat eine Kanzlei im Hinterhof. Dort wurde er von einem Freund, der gerade zu Besuch kam, über den Brand informiert. "Wir sind dann gleich rausgelaufen und haben schon die Flammen aus der Wohnung schlagen sehen. Das war heftig", sagt Kloeters. Da beide beim Roten Kreuz aktiv sind, hätten sie danach zuerst die Haupteingangstür des Hauses gesichert und den Aufzug stillgelegt. Außerdem habe er die Feuerwehr alarmiert, die jedoch schon informiert gewesen sei.

Auf der Straße hätten sich dann viele der Hausbewohner zusammengefunden. "Hier kennt eigentlich jeder jeden, wir haben eine intakte und freundliche Hausgemeinschaft", sagt Kloeters. Viele hätten geweint, seien geschockt gewesen. Was den Anwohner wunderte: Die Feuerwehr war zu diesem Zeitpunkt noch nicht da. "Ich habe dann nochmal angerufen und auf mögliche Personenschäden hingewiesen", sagt Kloeters. "Wie viel Zeit vergangen ist, kann ich aber nicht sagen, in so einer Extremsituation wirken Minuten ja oft wie Stunden." Als die Feuerwehr eintraf, habe diese den Brand schnell gelöscht. In der Nacht konnte er wie die anderen Bewohner des Haupthauses in seine Wohnung zurück.

Am Dienstagmorgen teilte die Polizei mit, dass mutmaßliche Brandstifter seit Jahren psychisch krank sei. Er sei am Abend nach seiner Festnahme in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen worden. Der Polizei sei der 22-Jährige schon vor dem Brand bekannt gewesen. "Unter anderem ging es um Körperverletzungen", sagte Sprecherin Isabella Hannen. Bei den Delikten habe es sich jedoch bislang nie um gefährliche Körperverletzungen gehandelt.

(skr / kess)
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