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Sonderausstellung Netzer im Bild

Bis März 2020 gibt es im Borussen-Museum eine Sonderausstellung zum „King vom Bökelberg“. Zehn Künstler haben Günter Netzer interpretiert. Und es gibt die Bilder der Fotografen Manfred Babucke zu sehen, der den privaten Netzer im Fokus hatte.

 Ein bemerkenswertes Foto, das das Leitmotiv der Günter Netzer-Ausstellung „Aus der Tiefe des Raumes“ im Borussen-Museum ist. Es zeigt den „King vom Bökelberg“ auf der Uerdinger Rheinbrücke.   Foto: Manfred Babucke

Ein bemerkenswertes Foto, das das Leitmotiv der Günter Netzer-Ausstellung „Aus der Tiefe des Raumes“ im Borussen-Museum ist. Es zeigt den „King vom Bökelberg“ auf der Uerdinger Rheinbrücke. Foto: Manfred Babucke

Foto: Manfred Babucke

Ein Auge ist zu sehen, ein Spiegelei, ein Enterhaken, eine Kaffeekanne, eine Katze, eine weibliche Brust, ein Benzinkanister, eine Straße und ein Ferrari-Zeichen. Unter den neun Bildern stehen Worte, Zahlen und Buchstaben, teilweise sind sie durchgestrichen. Alles zusammen ist es ein Bilderrätsel, das die Hamburger Designagentur „Rocket&Wink“ erdacht hat.

Das Werk ist zu sehen in der Günter-Netzer-Ausstellung in Borussias Vereinsmuseum, der „Fohlenwelt“. Die Schau ist noch bis zum 15. März 2020 zu sehen. Das Bilderätsel ist eines von zehn Kunstwerken, die eigens in Auftrag gegeben wurden, um Netzer, die Ikone Borussias, zu würdigen. Unter anderem haben sich Kunstschaffende aus Bogota, Minsk und Amsterdam an der Ausstellung beteiligt. „Künstler lieben Ikonen“, sagt Daniel Janzen von der Agentur „Janzen & Sauerland“ aus Mönchengladbach, die die internationalen Künstler beauftragt hat.

Herausgekommen sind zehn ganz unterschiedliche Artefakte im Stil des jeweiligen Künstlers. „Jeder hat sich dem Phänomen Netzer auf seine Art angenähert, mit seiner Technik“, sagt Janzen. Stale aus Amsterdam hat Netzer porträtiert, er hat auch schon Hollands größten Fußballer Johan Cruyff ins Bild gesetzt. Aus Bogota kam von Andrés eine Strichzeichnung, die der Schöpfer „günterreal“ genannt hat. Und Max Zorn hat ein Netzer-Bild aus Paketklebeband gemacht. Die Werke sind wie einst Netzers Spiel, Bilder aus der Tiefe des Raumes, die dem Thema eine neue Dimension verleihen.

Vier Monate hatten die Künstler Zeit, sich ihrem Sujet anzunähern. Über Jahre hingegen hat der Fotograf Manfred Babucke den „King vom Bökelberg“ in Szene gesetzt. Babucke hat nie den Sportler Netzer in den Fokus genommen, keines seiner Bilder zeigt den Helden am Ball. Babucke, geboren in Düsseldorf, aber aufgewachsen in Gladbach, hat den privaten Netzer fotografiert. Seine Bilder zeigen Mönchengladbachs größten Fußballer als Stil-Ikone, als Lebemann, als Genießer. Netzer war ein Fußballer, der mehr war als ein Fußballer, ein Popstar nämlich, der nicht nur den Ball liebt, sondern auch coole Klamotten und schnelle Autos. Das zeigen Babuckes Bilder.

Ein beeindruckendes Foto ist das von Netzer auf der leeren Tribüne des Bökelbergstadions. Weit oben sitzt er, winzig fast wirkt er dadurch. Sein schwarzes Outfit hebt sich von den hellen Beton-Stufen ab, er thront über den Dingen, ist zugleich aber auch ein einsamer Mensch. Dazu passt, was Berti Vogts, der Ur-Borusse und Mannschaftskamerad, erzählte: Netzer sei nie einer gewesen, der die große Gruppe mochte, und doch war er ein Teil von ihr, ein Teamplayer. Nahbar und unnahbar zugleich. Netzer, der Vielschichtige.

Das Bild, das das Leitmotiv zur Wechselausstellung ist, zeigt Netzer mit seinem Ferrari auf der Uerdinger Rheinbrücke. „Die Brücke ist ein faszinierendes Motiv“, findet Babucke noch heute. Doch sie war auch, natürlich, stets befahren, weswegen das Foto um vier Uhr morgens entstand, „wir sind vom Lovers’ Lane aus hingefahren“, berichtet Babucke. Netzer musste trotzdem immer wieder ausweichen, wenn Autos kamen, doch „er war immer geduldig und kooperativ“, sagt Babucke. Gerade dieses Foto illustriert für Babucke wie kein anderes das zum Netzer-Prinzip gewordene Motto „Aus der Tiefe des Raumes“.

Babucke, der früher sein Atelier gleich in der Nähe des „Lovers Lane“ hatte und später für große Mode-Labels wie Karl Lagerfeld und Autofirmen wie Porsche fotografierte, ist Netzer mit seinem Objektiv so nah gekommen wie kaum jemand. Einmal lag der Fotograf sogar im Fußraum des Netzerschen Autos, um den Mann in seinem Element zu zeigen, der von sich selbst sagt: „Ich habe schnelle Autos immer geliebt und hatte die Gabe, damit umgehen zu können.“

Babuckes Fotos sind in der Ausstellung quasi als gigantische Diashow zu sehen. So sind sie Hintergrund und eine Hauptattraktion zugleich. In der Summe geben alle Bilder von Netzer, der ein großer Kunstliebhaber ist, der Schau eine besondere neue Dimension. Und sie zeigen: Günter Netzers Leben war mit all seinen Facetten groß genug, um kunstvoll interpretiert zu werden. Das ist ein großes Kompliment. Des Bilderrätsels Lösung ist daher eigentlich logisch: „Günter Netzer Superstar.“

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