Mönchengladbach Borchert-Gipfeltreffen im Theater

Mönchengladbach · Akteure von drei Inszenierungen des Stücks "Draußen vor der Tür" aus Krefeld/Mönchengladbach, Israel und der DDR diskutieren am Sonntag.

Mönchengladbach: Borchert-Gipfeltreffen im Theater
Foto: Stutte

Das ist schon ein Coup, den das Theater da landet: Morgen treffen sich erstmals drei Schauspieler und zwei Regisseure, die ein Stück verbindet, das bei seiner Veröffentlichung 1947 hohe Wellen geschlagen hat: Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür". Das Publikum darf mitdiskutieren, wenn es um drei ganz unterschiedliche Inszenierungen geht: eine aus Krefeld/Mönchengladbach, eine aus Israel und eine aus der DDR von 1980.

Schauspieldirektor Matthias Gehrt hat das Stück 2014 fürs hiesige Theater inszeniert, mit Adrian Linke in der Hauptrolle. Im Frühjahr ist er nach Tel Aviv gereist und hat dort mit einem israelischen Ensemble die hebräische Erstaufführung auf die Bühne gebracht. Das Stück, in dem Alon Oppenheimer den Kriegsheimkehrer Beckmann spielt, war als Gastspiel auch in der Fabrik Heeder zu sehen. Die unterschiedlichen Hintergründe haben schon damals, wie berichtet, Diskussionsstoff geliefert. Jetzt wird der Bogen noch weiter gespannt - bis ins Jahr 1980 in die DDR. Alexander Stillmark und Klaus Erforth haben Borchert am Deutschen Theater Berlin gezeigt. "Das war damals eine aufsehenerregende Inszenierung", sagt Gehrt. "Thomas Neumann spielte den Beckmann - einen Verratenen der jungen Generation im etablierten System der Väter." Runde 35 Jahre später und in ganz anderen Gesellschaftsstrukturen waren die Arbeit am Stück und die Aufnahme durchs Publikum noch einmal ganz anders. Gehrt erzählt: "Alon Oppenheimer war selbst in der israelischen Armee. Kriegsverbrechen und Traumata sind den Menschen in Israel näher als uns heute."

Gehrt und seine "Beckmänner" Linke und Oppenheimer werden am Sonntag auf Alexander Stillmark und seinen Hauptdarsteller Neumann treffen. "Das ist eine bisher einzigartige öffentliche Diskussion, auf die ich sehr gespannt bin. Denn wir kennen uns noch nicht persönlich." Welche Wirkung Borcherts Stück damals entfaltet hat, wie man sich 1980 in der DDR dem Stoff angenähert hat, und welche Rolle Rockmusik dabei spielte, interessiert ihn. Auch die unterschiedlichen Biografien der Beteiligten werden Thema auf dem Podium sein. "Man hat nicht oft die Gelegenheit, über Geschichte und Gegenwart und die Umsetzung im Theater so reden zu können", sagt Gehrt. Gad Kaynar, einer der führenden Literaturwissenschaftler Israels, hat "Draußen vor der Tür" ins Hebräische übersetzt. Er wird die Diskussion moderieren. Ermöglicht wurde sie durch die Unterstützung der Internationalen Wolfgang-Borchert-Gesellschaft und des Internationalen Theaterinstituts.

"Drei Mal 'Draußen vor der Tür'" am Sonntag, 15. Oktober, 20 Uhr, Glasfoyer des Theaters Krefeld. Eintritt: 4 Euro. Tickets können unter der Telefonnummer 02151 805125 bestellt werden.

(RP)
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