Mönchengladbach Bombendrohung legt City lahm

Mönchengladbach · Ein anonymer Anrufer hat am Dienstag mit den Worten "Bombendrohung, Berliner Platz, drei Stunden Zeit" einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst. Wegen der Absperrungen kam es zu Staus. Praxen und Lokale mussten schließen.

Kurz nach 8 Uhr ist der Berliner Platz weiträumig abgeriegelt. Polizisten leiten Fahrzeuge um, stoppen Fußgänger und Radfahrer. Niemand darf sich in der abgesperrten Zone bewegen. Kurz zuvor ist über den Notruf der Polizei ein anonymer Anruf eingegangen.

Ein Mann sagte folgende sechs Wörter: "Bombendrohung, Berliner Platz. Drei Stunden Zeit." Mehr nicht. Die Polizei muss handeln, fordert Verstärkung an. Hundeführer mit Sprengstoffspürhunden werden alarmiert. Gegen 8.30 Uhr kommt der nächste Drohanruf über die Nummer 110: "Noch zweieinhalb Stunden."

Chaos rund um Knotenpunkt

In der Gladbacher Innenstadt ist mittlerweile ein Verkehrschaos ausgebrochen. Vor den rot-weißen Absperrbändern der Polizei stehen Anwohner, die in ihre Häuser wollen, Patienten, die einen Arzttermin haben und Besucher, die nicht zu ihren geparkten Autos kommen. Eine junge Frau ist verzweifelt.

Sie hat ihre kranke Tochter von der Grundschule abgeholt. Mit Tornister in der einen und Tochter in der anderen Hand steht sie vor der Polizeiabsperrung. Ihr elfjähriger Sohn liegt zu Hause im Bett — auch er ist krank und wartet auf die Mutter. Doch die Wohnung liegt in der abgeriegelten Zone, und die Mutter darf nicht hinein. "Mein Kind ist da drin", sagt die junge Mutter verzweifelt.

Karl Schotten steht gegenüber dem Menge-Haus und wartet. Auf den Moment, in dem das Absperrband wieder eingerollt wird. Sein Auto steht hinter der Markierung. Eigentlich wollte der 76-jährige Rentner zum Arzt am Berliner Platz. Daraus wurde nichts. Er kam gar nicht erst dorthin.

Doch nach Hause kam er auch nicht. "Ich muss jetzt so lange warten, bis das hier erledigt ist. Im Auto sitzenbleiben durfte ich auch nicht", erklärt Karl Schotten. Auch Anja Bender würde ganz gerne wieder zu ihrem Auto zurück — sie hat ihre vier Monate alte Tochter auf dem Arm. Doch auch sie scheitert an der Absperrung und muss mit ihrem Säugling ausharren.

Es ist kurz vor 10.40 Uhr. Der anonyme Anrufer hat angedroht, dass die Bombe um 11 Uhr hochgeht. Die Polizisten blieben gelassen. Hinter den allermeisten Bombendrohungen steckt nichts. Hinter dieser auch nicht. Es gibt keine Explosion. Die Spürhunde haben auch nichts gefunden. Wieder einmal ist es ein blinder Alarm.

Der kann den anonymen Anrufer jedoch teuer zu stehen kommen. Wegen Störung des öffentlichen Friedens drohen bis zu drei Jahre Haftstrafe, sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen. Die Kosten des Einsatzes können dem Täter zur Last gelegt werden. Geschäftsleute können Ersatz für ihre Umsatzeinbußen von ihm einfordern.

Die Polizei hat ermittelt, dass der Bombendroher den ersten Anruf aus einer Telefonzelle vom Markt in Rheydt aus tätigte, der zweite Anruf kam aus einer Telefonzelle auf der Oststraße. Die Telefonzellen werden erkennungsdienstlich behandelt, die Ermittlungen laufen.

(OTS)
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