Mönchengladbach Bolten trotzt der Altbier-Krise

Mönchengladbach · Interview Michael Hollmann, Inhaber der Bolten Brauerei und Geschäftsführer bei Hövelmann, erklärt, warum Bolten im zweistelligen Prozentbereich zulegt, es keine Gastronomie auf dem Firmengelände geben wird und wie es sich derzeit anfühlt, Sponsor bei Borussia zu sein.

 Der Inhaber der Bolten Brauerei, Michael Hollmann, gab beim Gespräch in der Lokalredaktion der Rheinischen Post Einblicke in den Biermarkt.

Der Inhaber der Bolten Brauerei, Michael Hollmann, gab beim Gespräch in der Lokalredaktion der Rheinischen Post Einblicke in den Biermarkt.

Foto: isabella raupold

Herr Hollmann, der Altbier-Absatz ist seit Jahren rückläufig. Woran liegt das?

Hollmann Ich glaube, dass die großen Brauer es in der Vergangenheit versäumt haben, für die Sorte Alt gemeinschaftlich zu werben. Alt ist als Sorte nicht mehr forciert worden. Das ist das Problem.

Seit einiger Zeit gibt es viele Mix-Getränke auf dem Biermarkt. Ist Alt vielleicht zu herb für viele Menschen?

Hollmann Nein, das glaube ich nicht und es gibt ja auch Mischgetränke mit Alt.

Hat Alt-Bier trinken auch was mit Tradition zu tun?

Hollmann Klar. Alt ist natürlich Tradition. Ebenso wie Kölsch. Köln hat es einfach verstanden, die Stadt wie eine Art Festung dicht zu machen. Es gibt die Kölsch-Konvention, danach darf man Kölsch nur im Großraum Köln brauen. Mit zwei Ausnahmen im Bergischen Land und in Leverkusen. Die Alt-Brauer haben es leider versäumt, sich auch so eine Festung zu bauen.

Aber schwimmt Bolten nicht gegen den Strom?

Hollmann Ja, das tun wir.

In welchem Umfang legen Sie denn zu?

Hollmann Wir legen knapp im zweistelligen Prozentbereich zu.

Woran liegt das? Ist das eine Frage des richtigen Marketings?

Hollmann Ich glaube, dass wir beim Geschmack den Nerv der Verbraucher treffen. Eine große Rolle spielt auch, dass wir "von hier" sind. Wir legen zum Beispiel großen Wert darauf, die örtlichen Schützen- und Karnevalsvereine zu unterstützen. Und natürlich ist auch unsere große Verbundenheit mit Borussia wichtig.

Bleiben Sie denn bei diesem regionalen Konzept?

Hollmann Wir werden immer viel Wert auf die Regionalität legen. Aber natürlich versuchen wir, Schritt für Schritt auch ein bisschen größer zu werden. Wir wollen unsere Distributionslücken schließen und auch gastronomisch noch deutlich weiter wachsen.

Ist eigentlich Uralt die stärkste Marke von Bolten?

Hollmann Nein, sondern Alt. Dann kommt Uralt, gefolgt von Landbier. Das liegt unter anderem auch daran, dass man außerhalb der Region, Uralt erklären muss. Wer nicht weiß, dass Uralt ein naturtrübes Bier ist, der denkt manchmal, das Bier sei trüb, also nicht in Ordnung. Und wenn man erst einmal anfangen muss, etwas zu erklären, wird es schwierig.

Denken Sie, dass die Bügelflasche auch für den Erfolg mitverantwortlich ist?

Hollmann Ich glaube, das spielt durchaus eine große Rolle, da diese Flaschen sehr im Trend liegen. Sie ist zudem wiederverschließbar.

Sie haben vor kurzem noch einmal groß investiert. Warum war das wichtig?

Hollmann Wir hatten keine ausreichende Lagerkapazität.

Sie können jetzt also mehr produzieren?

Hollmann Das nicht. Aber wir können die bestehende Kapazität besser ausnutzen.

Was ist eigentlich aus den Plänen geworden, eine Gastronomie auf Ihrem Gelände in Korschenbroich zu etablieren?

Hollmann Es gibt außer dem Biergarten keine Pläne für eine eigene Gastronomie in der Brauerei. Ich finde das sehr schade, da das mit Sicherheit auch Korschenbroich bereichern würde. Aber mir sind die Hände aus den bekannten Gründen gebunden. Ich werde im Übrigen auch den Parkplatz links vom Biergarten verlegen.

Weil der Nachbar gegen die Baugenehmigung geklagt hat?

Hollmann Richtig. Ich kann Ihnen aber noch nicht sagen, was ich mit dem Grundstück machen werde. Wahrscheinlich wird dort ein Haus gebaut werden. Den Parkplatz rechts neben dem Biergarten werde ich neu gestalten.

Hören Sie häufiger von Streits zwischen Gastronomen und Nachbarn?

Hollmann Gibt es natürlich immer wieder. Es kommt sehr darauf an, wie die Nachbarn miteinander umgehen.

Wird es nochmal einen Weihnachtsmarkt in der Brauerei geben?

Hollmann Wir überlegen, ob wir nächstes Jahr wieder einen veranstalten.

Nun sind Sie ja nicht nur Inhaber der Bolten Brauerei, sondern ebenfalls Geschäftsführer der Getränkegruppe Hövelmann, die Marken wie Sinalco, Fachinger, Rheinfels und Römerwall vertreibt. Wie entwickelt sich dort das Geschäft?

Hollmann Vom Grundsatz her erleben wir eine sehr positive Entwicklung. Wir kämpfen zwar mit den Discountern und dies ist nicht leicht für Marken-Getränke. Allerdings entwickeln sich unsere Marken gut. Wir gehen davon aus, dass wir im alkoholfreien Markt weiterhin gute Chancen haben. Im Übrigen gibt es einen großen Trend zu kalorienarmen Getränken, den wir unter anderen zum Beispiel mit Sinalco Zero Produkten beantworten.

Wie verteilen Sie eigentlich Ihre Arbeitszeit zwischen Korschenbroich und Duisburg?

Hollmann Ich richte mich danach, wo Bedarf ist. Der Tag hat manchmal zu wenig Stunden.

Bolten ist Förderer und Stadionpartner bei Borussia. Macht das Spaß momentan?

Hollmann Na klar, so einen Abstiegskampf wie letztes Jahr muss ich nicht noch einmal haben.

Woran denken Sie liegt das, dass es zurzeit so gut läuft?

Hollmann Das ist eine gute Frage. Ich glaube, dass es wie immer an den Menschen liegt. Insbesondere an Lucien Favre. Er hat einfach ein Händchen, die Mannschaft zum Team zu formen, darüber hinaus haben wir auch sehr gute Einzelspieler. Es ist manchmal schon fast ein bisschen unheimlich.

Wenn man Fan, Förderer und Mitglied ist, hat man da Ambitionen, irgendwann einmal ein Amt bei Borussia zu übernehmen?

Hollmann Darüber denke ich zurzeit nicht nach.

Ralf Jüngermann, Ruth Wiedner und Fabian Eickstädt führten das Gespräch.

(fae)
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