Mönchengladbach Bleibt nur jede siebte Pfarrei?

Mönchengladbach · Weniger Geld, weniger Priester, weniger Kirchenmitgliedern: Regionaldekan Albert Damblon glaubt, dass in den Pfarrgemeinden weitere Einschnitte unvermeidlich sein werden.

Der Mönchengladbacher Regionaldekan Dr. Albert Damblon geht davon aus, dass in Zukunft die Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) im Bistum Aachen die Funktion der Pfarreien übernehmen werden. Damblon begründet seine Befürchtung mit den schwindenden finanziellen und personellen Ressourcen der Kirche und der demographischen Entwicklung.

Was Damblon andeutet, heißt im Klartext: Es könnte darauf hinauslaufen, dass es im Bistum Aachen statt derzeit rund 540 künftig nur noch 72 Pfarrgemeinden gibt. Diese Anzahl von Gemeinschaften der Gemeinden sieht der Strukturplan des Bistum Aachen vor. Würde aus einer GdG eine Pfarrei, bliebe rein rechnerisch nur jede siebte Pfarrgemeinde bestehen. Der Aachener Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff würde zumindest einer Reduzierung der Pfarrgemeinden nicht im Wege stehen. Mehrfach hatte er gesagt, dass er die Fusion von Gemeinden fördern würde, wenn Pfarreien dies wollten.

Strukturen nicht mehr haltbar

Absehbar ist: Die Finanzmittel, die Zahl der Priester sowie die Zahl der Gemeindemitglieder werden weiter zurückgehen. In einigen Jahren, so fürchtet Damblon, werde es im Bistum nur noch 120 bis 130 Priester geben. Die Konsequenz, die er daraus ableitet, lautet: Derzeit vorhandene Strukturen können so nicht mehr aufrecht erhalten werden.

Der Jüchener Pfarrer Ulrich Clancett sieht ebenfalls keine Alternative zu weiteren strukturellen Veränderungen. Bereits der frühere Aachener Bischof Dr. Klaus Hemmerle habe auf die Entwicklung hingewiesen, "und er ist angefeindet worden". Bei den notwendigen Strukturveränderungen sieht Clancett, der eine ländlich strukturierte Gemeinde leitet, freilich die Gefahr, dass die Beheimatung der Menschen in kirchlichen Strukturen verloren geht. Für die Menschen sei es ein schmerzlicher Prozess, Vertrautes aufzugeben. Damit müsse die Kirche angemessen umgehen. Aber er hofft auch, dass eine stärkere Bündelung der Kräfte der Ehrenamtlichen einsetzt. Es gebe viel versprechende Ansätze, meint der Pfarrer.

Auch Regionaldekan Damblon sieht Potenzial im Ehrenamt. Er wünscht sich gar, dass es in der Kirche mehr Bereitschaft gibt, über Gemeindeleitung in der Hand von ehrenamtlich Verantwortlichen nachzudenken. Das sei aber eine Frage, die gesamtkirchlich entschieden werden müsse. Dazu müsse die Bereitschaft in der Kirchenleitung da sein, das Leitungsamt in Gemeinden vom Priesteramt zu entkoppeln.

Klaus Hurtz, Pfarrer an St.Marien und an St. Franziskus in Rheydt, beklagt, "dass wir Abschied genommen haben von der Volkskirche". Es gebe zu viele, die Religion "nur noch als Arabeske ihres Lebens" betrachten. Die Kirchengemeinden kämen bei den strukturellen Veränderungen nicht umhin, sich weiter zu bewegen. Dazu seien die engagierten Christen in den Pfarrgemeinden notwendig,. "Wer vom Glauben bewegt ist, wird sich bewegen", meint Hurtz.

(RP)
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