Ermittlungen in Mönchengladbach Baby wurde kurz nach der Geburt getötet

Update | Mönchengladbach · Die Untersuchung in der Rechtsmedizin hat eine grausame Befürchtung bestätigt: Das Baby, das am Montag tot in einem Mülleimer am Volksgarten gefunden wurde, kam lebend zur Welt und wurde kurz nach der Geburt getötet. Eine Mordkommission ermittelt. Es gibt eine wichtige Spur.

Fotos: Babyleiche am Parkrand in Mönchengladbach gefunden
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Babyleiche in Mülleimer gefunden – Polizei ermittelt im Wohngebiet

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Foto: Leslie Brook

Der Säugling, der am Montag in Mönchengladbach in einem Mülleimer gefunden wurde, hat wenige Stunden gelebt. Die Obduktion am späten Montagabend bestätigte eine grausame Befürchtung: Das Kind ist Informationen unserer Redaktion zufolge kurz nach der Geburt getötet worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Nachmittag bestätigten, sei das Kind an den Folgen von Gewalteinwirkung gestorben. Das habe die rechtsmedizinische Untersuchung ergeben.

Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Ermittler gehen von einem vorsätzlichen Tötungsdelikt aus und ermitteln nach wie unter Hochdruck, unter anderem um die Herkunft des Kindes zu bestimmen. Eine Einsatzhundertschaft durchkämmte am Dienstag das Gebiet und suchte nach weiteren Spuren, auch Spürhunde kamen dabei zum Einsatz. Bei dem Neugeborenen handelt es sich um ein Mädchen.

Der tote Säugling lag beim Auffinden in einer Einkaufstasche aus Kunststoff verstaut in dem Mülleimer. Er könnte dort ebenso von einem Mann wie von einer Frau abgelegt worden sein. Wie die Polizei mitteilte, wurde mit dieser Tasche vermutlich in der Kaufland-Filiale an der Straße „Reyerhütte“ ganz in der Nähe eingekauft. Die Ermittler fragen nun: Wem ist dort oder im umliegenden Gebiet eine Person – ob Mann oder Frau – mit einer solchen Tasche aufgefallen?

In dieser Tasche wurde der Säugling gefunden.

In dieser Tasche wurde der Säugling gefunden.

Foto: Polizei Mönchengladbach

Die Mordkommission ermittele weiterhin mit Hochdruck und unter Einbeziehung weiterer Polizeidienststellen wie der Einsatzhundertschaft und der Diensthundstaffel. Darüber hinaus bitten die Ermittler dringend Zeugen, die möglicherweise tatrelevante Angaben machen können, sich zu melden: Wer hat Kenntnis oder eine berechtigte Annahme über eine Frau beziehungsweise ein Elternpaar, das möglicherweise eine Schwangerschaft verdrängt und / oder verborgen hat? Wer kennt jemanden, der vor kurzem ein Kind zur Welt brachte und es bislang niemandem gezeigt wurde? Wem ist in dem Gebiet um den Auffindeort etwas Verdächtiges aufgefallen? Wer hat dort jemanden mit einer solchen Tasche gesehen? Hinweise bitte an die Tel. 02161 290.

Ein weiteres Bild der Tasche.

Ein weiteres Bild der Tasche.

Foto: Polizei Mönchengladbach

Eine Flaschensammlerin hatte den in eine Tüte eingepackten Babyleichnam am Montag gegen 16.30 Uhr in einem öffentlichen Mülleimer an der Carl-Diem-Straße gefunden. Die Polizei sicherte vor Ort bis zum Abend Spuren. Der Fund ließ auch erfahrene Polizisten vor Ort nicht kalt. Ein Beamter band zwei Stöckchen mit einem Rest Polizeiabsperrband zu einem kleinen Kreuz zusammen und steckte es an der Stelle in den Boden, wo zuvor der Mülleimer mit dem toten Baby gestanden hatte. Am Dienstagmorgen waren dort erste Blumen und ein Stofftier abgelegt.

Polizei und Staatsanwaltschaft hatten am Montagabend noch betont: „Die Schwere der Tat hinsichtlich des Handelns oder auch Unterlassens der Kindsmutter wird ohne Vorannahmen oder Vorverurteilungen im Gesamtkontext bewertet.“ Da war aber noch nicht klar, dass es sich um einTötungsdelikt handelt. Die Ermittler baten die Kindsmutter, sich zu melden und riefen auch dazu auf, auffällige Veränderung im Bekanntenkreis zu hinterfragen: „Das Umfeld muss erfahrungsgemäß nicht zwingend Kenntnis von der Schwangerschaft gehabt haben. Frauen, die diese verdrängen oder leugnen, fallen jedoch oftmals dadurch auf, dass sie ihr Äußeres und / oder ihr Verhalten verändern sowie scheinbar plausible Erklärungen zum Beispiel für eine Gewichtszunahme liefern.“

Die Polizei in Mönchengladbach hatte in den vergangenen Jahren oft in Fällen mit toten Kindern und Babys ermitteln müssen. Anfang Februar dieses Jahres erst ereignete sich in einem Einfamilienhaus im Stadtteil Schrievers ein Tötungsdelikt. Eine 39-jährige Mutter verletzte ihren dreijährigen Sohn mit Stichen so schwer, dass dieser im Krankenhaus starb. Die Frau tötete zudem den Familienhund, legte ein Feuer und beging Suizid.

Noch ungeklärt ist der Fund einer Plazenta und einer blutigen Hose im Dezember vergangenen Jahres in der Nähe des Krankenhauses Neuwerk. Dieser Fall gab den Ermittlern Rätsel auf, auch weil nur wenige Hinweise eingingen. Es gab auch Morde an Kindern: etwa Baby Leo (2015), Baby Ben (2018) und der fünfjährige Fabio (2020).

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