Prozess in Mönchengladbach Männer aus Drogenmilieu sollen Flüchtling gefoltert haben

Mönchengladbach/Viersen · Zwei Männer aus Viersen sollen einen 29-Jährigen gefesselt, geschlagen und mit Messern verletzt haben. Sie stehen nun in Mönchengladbach vor Gericht. Vorgeworfen wird ihnen und einem weiteren Mann aus Mönchengladbach auch Verabredung zum Mord.

 Die Angeklagten vor Gericht mit ihren Anwälten.

Die Angeklagten vor Gericht mit ihren Anwälten.

Foto: Sascha Rixkens

Die Vorwürfe wiegen schwer: Zwei Viersener (30 und 43 Jahre) sollen einen Bekannten in einer Wohnung angekettet und brutal misshandelt haben und versucht haben, Geld von seiner Familie zu erpressen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die beiden den Mann später töten wollten. Daher lautet die Anklage auf erpresserischen Menschenraub, gefährliche Körperverletzung und Versuch der Beteiligung an einem Mord. Angeklagt ist auch ein Mann aus Mönchengladbach (43): Er soll mit dem 34-Jährigen zwei weitere Morde geplant haben, die jedoch ebenfalls nicht ausgeführt wurden. Sie sind daher wegen der Verabredung zum Mord in zwei Fällen angeklagt.

Bei der Anklageverlesung am Montag vor dem Landgericht Mönchengladbach blickte der 34-Jährige zu Boden, die beiden anderen wirken eher unberührt von den schweren Anschuldigungen. Bei der zuerst geplanten Tat sollte ein Drogenkurier aus Aachen von den zwei Viersenern in eine Falle gelockt und getötet werden. Im Oktober 2018 schlug der 34-Jährige dem Gladbacher vor, Drogen zu bestellen und den Dealer bei der Übergabe zu überfallen und zu töten, nachdem die Männer das Rauschgift an sich genommen hätten. Da der Gladbacher sich erst am späten Abend zu diesem Vorschlag vom Nachmittag zurückmeldete, wurde die Drogenbestellung durch den Viersener wieder abgesagt, die Tat nicht durchgeführt.

Im Februar 2019 jedoch wurde ein Überfall-Plan umgesetzt: Da lockten die beiden Viersener einen Bekannten in die Wohnung des 34-Jährigen, um Geld zu fordern und den Mann dann zu töten. Einer der Angeklagten soll das 29-jährige Opfer aus einer Flüchtlingsunterkunft in Viersen gekannt haben. Das Duo soll den Mann überwältigt, ihn mit Klebeband und einer Eisenkette an die Heizung gefesselt haben. Der 30-Jährige soll den Gefangenen mehrfach mit einer Gas- beziehungsweise Schreckschusswaffe beschossen haben. Zudem sei der Mann gewürgt worden, ihm sei erklärt worden: „Wir bringen dich sowieso um.“ Der Aufforderung der Männer, telefonisch 2000 Euro bei seinen Verwandten zu erbitten, sei der Geschädigte nachgekommen, damit jedoch erfolglos geblieben. Daraufhin sollen die Angreifer mit einem Baseballschläger auf den gefesselten Mann eingeschlagen, ihm weitere Schnittwunden zugefügt und ihm eine Plastiktüte über den Kopf gezogen haben. Schließlich seien die beiden Männer eingeschlafen, woraufhin dem Opfer die Flucht gelungen sei.

Ebenfalls im Februar verabredeten der Viersener und der Gladbacher, einen weiteren Menschen in dessen Haus in Mönchengladbach zu überfallen, um 1000 Euro und die Bankkarte zu entwenden und dann umzubringen. Durch die Festnahme des 34-Jährigen im Juni konnte diese Tat verhindert werden. Am Montag bat der Verteidiger des Gladbachers um die Daten der zwischen den Männern ausgetauschten Sprachnachrichten und Telefonate sowie um ein Gutachten zur Prüfung der Schuldfähigkeit seines Mandanten, da es sich bei diesem eventuell um einen Drogenkonsumenten handele. Laut Kammer sei bereits ein Sachverständiger beauftragt worden. Die Verteidiger kündigten Einlassungen ihrer Mandanten an. Der Prozess wird am 9. September fortgesetzt.

(mre/dpa)
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