Mönchengladbach Kinder verscheuchen Raddieb

Mönchengladbach · Am Sonntagabend wollte ein Unbekannter das rund 8000 Euro teure Spezialrad eines Schwerbehinderten stehlen. Zwei Nachbarskinder beobachteten das und verscheuchten den Mann mit lauten Rufen. Mutig und goldrichtig, lobt die Polizei.

 Die Geschwister Elias (10) und Amina (8) verhinderten den Diebstahl des besonders teuren Elektro-Dreirades ihres Nachbarn.

Die Geschwister Elias (10) und Amina (8) verhinderten den Diebstahl des besonders teuren Elektro-Dreirades ihres Nachbarn.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Elias (10) und Amina (8) werden den vergangenen Sonntagabend nicht so schnell vergessen. Es ist der Tag, an dem sie einen Fahrraddieb auf frischer Tat bemerken, ihn verscheuchen und damit einem schwerbehinderten Frührentner aus der Nachbarschaft sein sündhaft teures Fortbewegungsmittel, ein Elektro-Dreirad, sichern.

Es ist irgendwann nach 19.30 Uhr in Rheydt: Sie gehen vom Spielen bei einem Freund nach Hause, als sie von der gegenüberliegenden Straßenseite laute Hammerschläge hören. „Das waren drei oder vier Schläge, so richtig laut“, sagt Amina. Sie sehen nach und entdecken: Da macht sich ein Dieb an dem Spezialfahrrad, das einem guten Bekannten gehört. Sie rufen laut: „Das darfst du nicht nehmen, das gehört dem Roland!“ Tatsächlich nimmt der verhinderte Dieb Reißaus.

Sie holen den Besitzer des Rades aus dem Haus, der davon noch gar nichts mitbekommen hatte. Und der ist überglücklich: „Das Fahrrad habe ich vor fünf Jahren gekauft, damals hat es 8500 Euro gekostet“, sagt Roland Jalowy. Das Rad ist deshalb so teuer, weil es eine Sonderanfertigung des niederländischen Herstellers Van Raam mit Elektromotor ist. Jalowy leidet an einer Lungenerkrankung, ist deshalb schwerbehindert und Frührentner. „Ich habe Gleichgewichtsprobleme und brauche deshalb dieses Dreirad.“ Für ihn ist das Rad immens wichtig, ein Dieb kann damit aber gar nicht so viel anfangen.

Tatsächlich hatte der Unbekannte mit einem Vorschlaghammer das massive Schloss, mit dem das Gefährt an der Hauswand befestigt ist, mit roher Gewalt durchgeschlagen. Darauf lässt auch eine zufällig aufgenommene Videoaufnahme schließen: Jalowys Haustür ist mit einer Videogegensprechanlage ausgestattet. Nur wenige Sekunden, bevor der Dieb sich an dem Rad zu schaffen macht, warf ein Pizzabote einen Werbeflyer in den Briefkasten. Das löste die Videoanlage aus, die noch wenige Sekunden weiter läuft. Auf dieser Aufzeichnung ist ein junger Mann mit einem schweren Hammer in der Hand zu sehen, und kurz darauf sind laute Schläge zu hören. Ob es sich dabei um den Fahrraddieb handelt, ist noch unklar.

Roland Jalowy hat Anzeige bei der Polizei erstattet, und die das Bildmaterial jetzt vorliegen. „Wir werden die Bilder zum Teil der Ermittlungen machen“, sagt Polizeisprecher Jürgen Lützen, der auch das Verhalten der beiden Kinder explizit lobte: „Es war goldrichtig, dass sie aus sicherer Entfernung gerufen haben und aus der Distanz den Fahrraddieb gestört haben.“ Auf keinen Fall dürfe man sich nähern und eine gewalttätige Auseinandersetzung riskieren. „Sich als Kind verbal einem Erwachsenen gegenüber bemerkbar zu machen, da gehört schon viel Mut dazu“, lobte Lützen.

Für Elias, der später am liebsten einmal Polizist werden möchte, und seine Schwester Amina bleibt die Erinnerung an einen aufregenden Abend. Und ein Zoobesuch mit Freunden, zu dem Roland Jalowy die Kinder zum Dank einladen möchte.

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